Hohe Sprit- und Energiepreise sind für viele Verbraucher und Firmen bedrohlich. Die Knappheit am Ölmarkt könnte zum Problem für die Weltwirtschaft werden.

Die Ölpreise sind weiter im Aufwind und nehmen Kurs auf die Marke von 100 Dollar – damit nehmen auch die globalen Konjunktursorgen und die Probleme der Notenbanken beim Kampf gegen die Inflation weiter zu. Am Donnerstagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November bereits über 97 US-Dollar. In den vergangenen drei Monaten ist der Preis um über ein Drittel gestiegen.

 

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Brent über 100 Dollar pro Barrel klettert“, meint Experte Warren Patterson von der ING Groep. Aufgrund des weltweiten Angebotsdefizits dürften die Preise vorerst weiter zulegen. Am Ölmarkt macht sich seit einigen Monaten die gezielte Verknappung großer Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland bemerkbar. Hinzu kommen niedrige und rapide fallende Erdölvorräte.

US-Rohöl erstmals seit Sommer 2022 über 95 Dollar

Zuletzt stieg auch der Preis für Rohöl der US-Referenzsorte WTI erstmals seit Sommer 2022 über die Marke von 95 Dollar. Mit Blick auf die globale Konjunktur ist die Entwicklung alarmierend – denn Öl bleibt trotz der Bemühungen um eine Energiewende vorerst der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Ob in der Industrie oder an der Tanksäule – Preisanstiege bremsen die Konjunktur in vielerlei Hinsicht aus.

Ein Problem ist der jüngste Aufwärtstrend auch für die Notenbanken. Mit höheren Zinsen versuchen die Europäische Zentralbank und die Fed, die hohe Inflation einzudämmen – zugleich riskieren sie aber, die Wirtschaft abzuwürgen. Gerade sieht es so aus, als ob die straffere Geldpolitik endlich Erfolge im Kampf gegen die Teuerung zeigt und der Zinsgipfel erreicht sein könnte. Eine anhaltende Ölpreisrallye würde den Druck auf die Währungshüter wieder erhöhen – käme also höchst ungelegen.

Experte: Ölkartell Opec+ dürfte politischem Druck nachgeben

ING-Analyst Patterson rechnet allerdings auch nicht mit einem dauerhaften Preisausbruch über 100 Dollar pro Barrel. Denn der politische Druck auf das Ölkartell Opec+ dürfte über kurz oder lang zu einem höheren Angebot führen. Die großen Förderländer müssten zudem vorsichtig sein, den Markt nicht zu sehr zu beschneiden. „Sie würden ein Eigentor schießen, wenn sie die Preise auf ein Niveau treiben, ab dem ein erhöhtes Risiko eines nachhaltigen Nachfrageeinbruchs absehbar wäre.“