Für Grüne, SPD und Linke greifen Eisenmanns Pläne zur Umgestaltung der Stuttgarter Schullandschaft zu kurz. Sie fordern inhaltliche Änderungen.

Stuttgart - Am Mittwoch und am Donnerstag entscheidet der Gemeinderat darüber, welche Handlungsempfehlungen für eine grundlegende Umgestaltung der Stuttgarter Schullandschaft weiterverfolgt werden sollen. Grüne, SPD und Linkspartei wollen hierzu einen gemeinsamen Änderungsantrag einbringen. Darin sollen auch innovative pädagogische Entwicklungen Raum erhalten.

 

„Wir nehmen darin das auf, was von den Bezirken kommt, also von unten“, erklärte Vittorio Lazaridis (Grüne) bei der gemeinsamen Vorstellung des Antrags in der Grund- und Werkrealschule Ostheim. Der Kern des Antrags: an sechs Standorten soll die Stadt prüfen, ob dort Gemeinschaftsschulen möglich sind.

Eine Schule ohne Sitzenbleiben

„Uns geht es um mehr Bildungsgerechtigkeit“, sagt Lazaridis. Der Bildungserfolg müsse endlich von der Herkunft der Schüler entkoppelt werden. „Es sollen eine neue Schulkultur und eine neue Art des Lernens entstehen.“ Man denke an eine Schule, in der die traditionellen Klassenstrukturen aufgelöst werden, mit kooperativen Lernformen – eine Schule ohne Sitzenbleiben.

Marita Gröger (SPD) ergänzte: „Eine Gemeinschaftsschule setzt natürlich die Bereitschaft des Kollegiums voraus, neue Wege zu gehen.“ Allerdings könne auch die Kommune hier mitsteuern. Wenn diese sich frühzeitig erkläre, könne die Schule die Stellen schulscharf ausschreiben. „Eltern sollen wohnortnah die passende Schule finden können.“

Ulrike Küstler (SÖS/Die Linke) kritisierte, dass bei den Planungsvorschlägen von Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann die inhaltlich-pädagogische Schulentwicklung zu kurz komme. Doch genau diese müsse auch bei der räumlichen Gestaltung der Schulen berücksichtigt werden. Auch die Beteiligung der Eltern und Bürger in den Stadtbezirken müsse dabei ausreichend gewährleistet sein. Hierfür müssten Mittel für Planungsforen und Zukunftswerkstätten in den Stadtbezirken bereitgestellt werden. Der zentrale Punkt des Änderungsantrags sei: „Wir wollen Gemeinschaftsschulen fördern.“

Die konkreten Planungsvorschläge

Im Einzelnen fordert das Fraktionstrio eine Prüfung, ob dies in der Grund- und Hauptschule Stammheim für die Jahrgangsstufen eins bis zehn möglich ist. Für den Schulstandort Rot soll eine Campuslösung mit einem schulartenübergreifenden Bildungsangebot geprüft werden, das auch behinderte Schüler einbezieht (Inklusion). Konkret würde dies die Uhlandschule, Rilke-Realschule, das Porsche-Gymnasium und das sonderpädagogische Zentrum der Gustav-Werner-Schule betreffen.

Auch an der Grund- und Werkrealschule Altenburgschule auf dem Hallschlag halte man eine Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule mit den Jahrgangsstufen eins bis zehn für sinnvoll. Dabei solle die Steigschule als sonderpädagogisches Förderzentrum und Partner für Inklusion einbezogen werden. Ergänzend solle geprüft werden, ob auch das künftige Technische Gymnasium der Gutenbergschule an dieses Konzept andocken kann. Die Neugründung einer Realschule, wie von Eisenmann vorgeschlagen, lehne man ab.

Für Innenstadt liegen weiter reichende Prüfaufträge vor

Auch die Weiterentwicklung der Plieninger Grund- und Hauptschule Körschtalschule zur Gemeinschaftsschule mit den Jahrgangsstufen eins bis zehn will das Fraktionstrio prüfen lassen. Dort gebe es für die rund 20.000 Einwohner bis jetzt keine Möglichkeit, den mittleren Bildungsabschluss zu absolvieren. Zudem könne hier die Dietrich-Bonhoeffer-Schule als sonderpädagogisches Förderzentrum und Inklusionspartner gewonnen werden.

Für die Innenstadt legen die Fraktionen noch weiter reichende Prüfaufträge vor. Statt die Heusteigschule aufzulösen, halte man dort eine Gemeinschaftsschule von der fünften bis zur 13., also gymnasialen Jahrgangsstufe für denkbar. Als Inklusionspartner biete sich die Lehenschule an. Zu prüfen sei auch, ob die künftige Heusteig-Gemeinschaftsschule mit der Römerschule und den umliegenden Jugendhilfe-Einrichtungen zu einem Campus Süd mit gebundener und teilgebundener Ganztagsschule zusammengeführt werden könne.

Auch in Ostheim könnte sich nach der Vorstellung der drei Fraktionen die Grund- und Werkrealschule mit der Realschule zu einer großen Gemeinschaftsschule der Klassenstufen eins bis zehn verbinden. Der Ostheimer WRS-Rektor Gerhard Menrad verspricht sich davon eine Aufwertung des mittleren Bildungsabschlusses und bessere Chancen seiner Schüler ins duale System. Ergänzend könnten die Berger Schule als sonderpädagogisches Förderzentrum sowie die Albert-Schweizer-Schule als Inklusionspartner andocken. Auch die Werkrealschule Friedensschule sei mit der Grundschule Schwabschule als Gemeinschaftsschule der Stufen eins bis zehn zu prüfen – samt Anbindung der Hasenbergschule als sonderpädagisches Zentrum.