Das Unternehmen investiert 60 Millionen in Büros, Prüfstände und die Energieversorgung. Die Zeiten des rasanten Wachstums sind aber vorbei.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Schwieberdingen - Die Zukunft liegt im Sparen. Derzeit investiert Bosch am Standort Schwieberdingen zwar rund 60 Millionen Euro in Neubauten, aber auch dabei geht es um das Thema Effizienz. Im nördlichen Bereich des Firmengeländes entsteht für 23 Millionen ein Gebäude nur für Prüfstände, wo neu entwickelte Komponenten Härtetests ausgesetzt werden. 25 Millionen Euro kostet ein neues Bürohaus, das momentan am Tor 1 gebaut wird. Und zwölf Millionen Euro steckt das Unternehmen in eine zentralisierte Energieversorgung. Die Projekte sollen in den Jahren 2014 und 2015 fertig sein. Zu eng wird es auf dem 45 Hektar großen Areal dennoch nicht: „Das rasante Wachstum, das wir in den vergangenen zehn Jahren in Schwieberdingen hatten, wird sich so nicht fortsetzen“, sagt Ruprecht Hammerbacher, Mitglied des Bereichsvorstandes.

 

An dem Standort beschäftigen sich große Teile der fast 5700 Mitarbeiter mit der Entwicklung energieeffizienter Techniken für Automobile. Schwieberdingen ist Stammsitz der weltweit tätigen Geschäftsbereiche Gasoline Systems und Starter Motors. Arbeitsschwerpunkte der Ingenieure sind es, den Benzinverbrauch durch verbesserte Einspritztechniken und durch das automatische Ausschalten des Motors bei Leerlauf zu senken. „Wir haben noch viele Themen, auch beim klassischen Antrieb, die wir hier bearbeiten“, sagt Stefan Kampmann, Bereichsvorstandsmitglied Entwicklung. Der Trend zu Hybrid- und Elektrofahrzeugen biete außerdem gute Perspektiven. Allerdings würden sich die neuen Antriebsformen erst vom Jahr 2020 an in der Breite am Markt durchsetzen.

Chancen für Bewerber

„Wir wachsen im Moment in Asien und Amerika“, sagt Ruprecht Hammerbacher, der im Bereichsvorstand für kaufmännische Aufgaben zuständig ist. Und weil neue Produkte am jeweiligen Markt entwickelt werden müssten, würden neue Entwicklungszentren eher im Ausland aufgebaut. Für Bewerber gibt es dennoch Chancen: 20 Stellen für Software-Ingenieure in Schwieberdingen sind ausgeschrieben. Alle anderen Positionen würden intern mit Mitarbeitern aus Abteilungen besetzt, wo es weniger gut laufe, erklärt Ruprecht Hammerbacher. Und weil das Durchschnittsalter am Standort bei 45 Jahren liegt, laufen Projekte zum lebenslangen Lernen in der Firma. „Wir brauchen neue Kompetenzen“, sagt Stefan Kampmann, „die können wir nicht abdecken, indem wir auf neue Hochschulabsolventen warten.“

Die Nachwuchspflege wird in Schwieberdingen trotzdem intensiv betrieben. Einerseits wirbt das Unternehmen bei Schülern für technische Berufe mit mehreren Veranstaltungen. Andererseits soll der Frauenanteil von nur 15 Prozent gesteigert werden: „Wir hätten gerne mehr Ingenieurinnen“, sagt Ruprecht Hammerbacher. Und für die kleinsten Bosch-Sprößlinge ist ebenfalls gesorgt: Zum Jahreswechsel wird eine neu gebaute, firmeneigene Kindertagesstätte eröffnet. Rund eine Million Euro lässt sich Bosch diese Maßnahme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf kosten.

Investitionen bringen einen Gewinn

Auch die aktuellen Investitionen bringen einen Gewinn: Um Effizienz geht es in dem neuen Prüfstand-Gebäude, wo die neu entwickelten Teile extremen Temperaturen von bis zu -40 Grad Celsius ausgesetzt werden. Die Investition in die neue Energiezentrale ist ebenfalls eine Sparmaßnahme, vor allem für die Kälteversorgung. Ein Blockheizkraftwerk mit Gasmotor produziert den Strom, die Abwärme wird zum Heizen und Kühlen genutzt. Außerdem wurde eine Fotovoltaikanlage installiert. „Solche Maßnahmen rechnen sich“, sagt Stefan Kampmann. Und zwar in zweifacher Weise: Damit werden der Umwelt jährlich 1000 Tonnen an Kohlendioxid erspart – und der Firma Ausgaben.