Das Snag Festival präsentiert am Freitag und Samstag rund um die Villa Merkel in Esslingen alternative Kultur, die schwerpunktmäßig aus der Region stammt. Organisiert wird das ganze von zwei sehr jungen Kuratoren.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Esslingen - Endlich, sagt Paul Abbrecht, könne er Walls & Birds mal live erleben. Bisher habe er die Karlsruher immer nur auf Kassette gehört. Jetzt holt er den Comic-Pop-Act nach Esslingen – in seiner Funktion als Veranstalter des Snag Festivals, das diesen Freitag und Samstag im Bahnwärterhaus und im Wintergarten der Villa Merkel stattfindet.

 

Abbrecht ist aktuell FSJler im Esslinger Jugendhaus Komma, dessen Musikchef Joerg Freitag bekanntlich für Konzerte abseits des musikalischen Mainstreams steht. Muss man mit intimer Kennerschaft von limitierten Tape-Releases ums Eck kommen, um im Komma sein FSJ absolvieren zu dürfen? Nein nein, lacht Abbrecht, der Kontakt sei eher nach einem Konzert seiner Band Tristan Rêverb im Komma zustandegekommen. Wobei Tristan Rêverb natürlich auch sehr eigenständige Musik machen, wie sie etwa im Merlin gezeigt haben. Und Pauls Mutter habe ihm vorgeschlagen, das FSJ in der Dieselstrasse zu absolvieren. „Mir war das Komma aber lieber.“

Aber hier geht es ja ums Snag Festival, das Paul Abbrecht und seine Co-Organisatorin Melina Kaiser (ebenfalls FSJ, nur eben in der Villa Merkel) sich nicht ausgedacht haben. Vielmehr führen sie mit dem Festival eine Tradition fort, „und da haben wir auch beide Lust drauf“. Weil: Snag heißt auch sich verhaken, und am Freitag und Samstag gehen Kunst, Musik und Performance Hand in Hand. Passt auch, denn Paul Abbrecht konnte unter anderem viele Musiker-Kontakte einbringen und Melina Kaiser hat einen guten Draht in die Kunstszene.

Sofern sich das überhaupt noch trennen lässt: „Wenn man sich die Studenten an der Musikhochschule und der Kunstaka anschaut, wird schnell klar, wo die interessanten Künstler herkommen“, sagt Paul. „Und es ist auch kein Zufall, dass man sich gegenseitig das Albumcover macht oder in der Band vom Kumpel mitspielt. Das befruchtet sich, und es hört bei der Musik nicht auf.“ Entsprechend sei das Programm des Snag-Festivals „die totale Verkantung“, sagt Paul am Telefon, während hinter ihm gerade die Aufbauarbeiten für das Festival laufen. „Das findet alles auf sehr engem Raum statt“, kündigt er an.

Die lokale Musikszene ist gut vertreten

Das Festivalprogramm ist auf Facebook hinterlegt, aus der hiesigen Musikszene ist etwa Levin goes lightly dabei – wenn das Konzert nur annähernd an die Release-Party zu seinem Album heranreicht, ist da viel zu erwarten. Max Rieger alias All diese Gewalt kommt aus derselben Szene und hat ein neues Programm angekündigt. Paul Abbrecht freut sich besonders auf Nene Hatun. Die geborene Istanbulerin hat in Tel Aviv Klavier studiert, lebt in Stuttgart und Berlin. Sie macht technoid angehauchte Minimal Music mit anatolischen Einflüssen, dazu gibt es eine Performance. Und das sind nur drei von insgesamt 17 Künstlern, die angekündigt sind – darunter aus der Region Raumatik mit elektronischer Musik, Bohnemann & Smartbeats sowie Luca Gillian (u.a. Die Selektion).

Los geht es sowohl am Freitag als auch am Samstag um 20 Uhr; die Kunst hängt die ganze Nacht, Videos laufen weiter und es werden Platten aufgelegt. Freitagnacht soll so gegen drei Uhr Schluss sein, am Sonntagmorgen tanzt man gewiss in den Morgen rein. Alles ab 100 Besucher je Abend würde die Organisatoren froh machen.


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