Die Temperaturen sind hochsommerlich, trotzdem sind die Meteorologen aufmerksam. Trifft eine Kaltfront auf die Bullenhitze, können sich heftigt Unwetter entladen. In Stuttgart bereitet man sich auf solche Eventualitäten vor.

Stuttgart - Die Nacht war drückend, der Vormittag ist schon schwülheiß und für den Nachmittag sind Temperaturen von 35 Grad und mehr vorhergesagt. Ein nicht seltenes Szenario im Hochsommer – der Wettermann im Radio verbreitet aber nicht nur Partylaune, sondern spricht ab und zu auch von einer nahenden Kaltfront, die im Laufe des Tages auf die Bullenhitze auflaufen wird. Wo das passiert, kocht das Wetter dann so richtig hoch. Gewaltige Wolkentürme, Fachterminus: konvektive Bewölkung, Gewitter, Starkregen von mehr als 25 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde, Hagel – alles ist drin. Prognostizieren die Rechner der Meteorologen solch ein wuchtiges und gefährliches Ereignis, geben die Wetterstationen Warnungen heraus, zuletzt in Stuttgart am 7. Juli. Privatleute reagieren darauf, wenn sie es mitbekommen, mit den normalen Vorsichtsmaßnahmen. Empfindliche Balkonpflanzen rein, Fenster zu und Rollläden runter. Wer die Möglichkeit hat, stellt sein Auto unter.

 

Aber was machen eigentlich die Stadt und ihre Behörden, wenn heftiges Wetter droht? Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterscheidet mittlerweile vier Stufen der Mitteilungen: die normale Wetterwarnung, gefolgt von einer Warnung vor markantem Wetter. Danach kommt die Unwetterwarnung und schließlich die Warnung vor extremen Unwettern.

Eiergroße Hagelkörner türmen sich auf den Straßen

Die können sich aus einem Sommergewitter schon einmal entwickeln. Extrem brach es zum Beispiel am 15. August 1972 über Stuttgart herein. In nur 15 Minuten liefen unzählige Keller voll, mussten Menschen mit Schlauchbooten aus ihren Autos in überschwemmten Unterführungen geborgen werden, barsten Tausende von Scheiben und türmten sich eiergroße Hagelkörner bis zu einem Meter hoch auf den Straßen. Insgesamt fielen in nicht einmal 45 Minuten 80 Liter Wasser auf den Quadratmeter. Sechs Menschen ertranken in den Fluten oder wurden vom Hagel erschlagen. Es dauerte noch nicht einmal eine Stunde, danach war alles vorbei, die Atmosphäre wieder ruhig, die Schäden allerdings waren immens.

Heute ist das Vorwarnsystem feiner und vor allem schneller als damals. Statt Telex, Fax und Telefon werden E-Mails versendet, die dauernd aktualisiert werden. Geht bei der Stadt eine Warnung ein, sorgt man erst einmal für Transparenz. Droht ein heftiges Unwetter, werden alle Mitarbeiter informiert. „Wir bieten dann auch an, Überstunden abzubauen und früher nach Hause zu gehen“, erklärt Sven Matis, der Leiter der Pressestelle der Stadt. Ansonsten gelte es, das Wetter zu beobachten und immer wieder Kontakt zum Wetterdienst suchen. Ämter, die nach einem heftigen Unwetter wegen Straßenschäden oder -sperrungen mehr zu tun haben, werden speziell vorgewarnt und müssen Personal auf Abruf halten. Auch die Polizei reagiert auf Unwetterwarnungen mit erhöhter Aufmerksamkeit.