Der junge Mann aus der spanischen Partnerstadt Winnendens macht seine Lehre am Beckenrand des Wunnebads. Er wird Schwimmmeister. Nach der Ausbildung würde Ruben gerne weiter in Winnenden arbeiten. Am Donnerstagmittag werden er und seine spanischen Azubi-Kollegen von einer Vertreterin der spanischen Botschaft empfangen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Winnenden - Ruben Barrio Arrea steht seit ein paar Tagen von früh bis spät am Beckenrand des Wunnebads in Winnenden und putzt. In gut zwei Wochen soll das Freibad eröffnet werden. Zusammen mit seinen Kollegen arbeitet Ruben im wahren Wortsinn unter Hochdruck. Oft hantiert er mit einem Kärcher-Hochdruckstrahler, und er schaut dabei ganz zufrieden aus.

 

Der junge Mann aus der Winnender Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada in Spanien lernt Fachangestellter für Bäderbetriebe, Schwimmmeister. Er ist vor fast genau zwei Jahren mit einer Handvoll anderen Spaniern nach Deutschland gekommen, weil er daheim keinen Job hatte finden können. Damals hat Ruben kaum ein Wort Deutsch gesprochen. Mittlerweile kann er sich sehr gut verständigen. Das muss er auch, denn nicht nur am Beckenrand und in der Berufsschule in Mannheim, wo der Blockunterricht stattfindet, ist die Sprache entscheidend.

Kürzlich haben Ruben und sein Winnender Mitschüler Thomas Kubina ihre Zwischenprüfung gemacht. Noch haben die beiden Azubis keine Ergebnisse. Ruben sagt, die Praxisprüfung sei gut gelaufen. Die Lehrlinge mussten schwimmen, mit und ohne Kleidung, vom Drei-Meter-Brett springen, Erste Hilfe leisten. Wenn Ruben indes an die theoretische Prüfung denkt, dann guckt er ernst und sagt: „Ich habe ein bisschen Angst.“ In den Tests ging es unter anderem um Biologie und Medizin. Eine Fremdsprache sprechen und in einer Fremdsprache Prüfungen schreiben, das sind halt zwei paar Stiefel.

„Es macht Spaß mit Ruben“

Wird schon werden, sagt sein Mitschüler und Freund sinngemäß. Man könne ja nicht durchfallen bei der Zwischenprüfung. Entscheidend sei die Abschlussprüfung, und die findet erst in eineinhalb Jahren statt. Thomas Kubina sagt, „es macht Spaß mit Ruben“. Die beiden arbeiten nicht nur zusammen, in Mannheim leben sie auch zusammen in einem Doppelzimmer ihres Wohnheims. Ruben sei ein ruhiger Typ, aber für fast jeden Spaß zu haben. Die beiden sitzen oft nach der Arbeit oder nach dem Unterricht zusammen. Sie fahren gemeinsam von Winnenden nach Mannheim und zurück. Für Ruben ist sein deutscher Mitschüler ein Segen.

Ruben geht seinem Weg – wie die meisten seiner spanischen Kollegen, die ebenfalls im Frühjahr 2014 aus der Partnerstadt nach Winnenden gekommen sind. Nur einer hat schon aufgegeben und ist zurückgekehrt nach Santo Domingo. Alle anderen boxen sich durch, lernen Koch, Kaufmann oder Krankenschwester. Heimweh? Klar denke er manchmal ein bisschen wehmütig an Santo Domingo de la Calzada, an die Familie und an seine Freude, sagt Ruben. „Auch an Mama“, die seine Wäsche viel besser wasche als er das könne. Sagt’s und grinst breit.

Ruben will gerne länger in Deutschland bleiben

Über Weihnachten war Ruben in Spanien. Im Mai fliegt er wieder heim, diesmal für rund zwei Wochen. Der 27-jährige Lehrling plant indes länger in Deutschland zu bleiben. Nach dem Abschluss wolle er zumindest ein paar Jahre in Deutschland arbeiten, „am liebsten im Wunnebad“. Die Kollegen seien nämlich alle super nett – und das sei entscheidend, viel wichtiger als die Arbeit, die aber auch Spaß mache. Thomas Kubina sagt, dass ein Fachangestellter für Bäderbetriebe zurzeit recht gute Chancen habe, einen Job zu bekommen. Immer wieder seien Stellen ausgeschrieben.

Also alles gut in Winnenden? Jein. In Santo Domingo de la Calzada sei mehr los, erklärt Ruben verschmitzt – obwohl die Stadt doch viel kleiner sei. Es gebe viel mehr Kneipen, in denen sich die Menschen treffen. „In Winnenden bleiben die Leute oft zu Hause.“

Der Weg zur Arbeit im Wunnebad ist kurz

Ruben lebt in Winnenden nach wie vor in einem Wohnheim der Klinik, in jenem Zimmer, das er unmittelbar nach seiner Ankunft bezogen hat. Er habe zwar über einen Umzug in eine eigene Wohnung nachgedacht, zusammen mit zwei anderen spanischen Azubis. Aber es sei schier unmöglich, in Winnenden eine halbwegs bezahlbare Bleibe zu finden. Drei der Azubis aus Santo Domingo, die alle im Wohnheim leben, haben sich zusammengetan und einen Wlan-Router gekauft. Seither sitzen sie noch öfter beieinander und gucken Filme im Internet an. Das Leben im Wohnheimzimmer habe auch Vorteile, sagt Ruben. Der Weg zur Arbeit im Wunnebad sei super kurz, er stehe schon nach zwei Minuten am Beckenrand – in den nächsten Tagen vermutlich fast immer mit dem Hochdruckreinigungsgerät in den Händen.

Das Winnender Azubi-Projekt

Programm
Der Aufenthalt der jungen Spanier aus der Winnender Partnerstadt wird im Rahmen des Programms Mobi-Pro EU vom Bund finanziell gefördert. Die ersten Spanier sind im Mai 2014 in der Rems-Murr-Kommune angekommen. Wir begleiten den Aufenthalt der Auszubildenden mit einer Artikelserie.

Zukunft
Mittlerweile ist eine zweite Gruppe spanischer Azubis in Winnenden. Im Sommer soll eine weitere Gruppe kommen.

Empfang
Die spanischen Azubis aus der Partnerstadt werden an diesem Donnerstagmittag von einer Vertreterin der spanischen Botschaft im Winnender Rathaus empfangen.