Skeptiker sagen das Ende der Spielkonsolen voraus, aber die Hersteller lassen sich nicht beirren. Nach Sony hat nun Microsoft seine neue Konsole vorgestellt: die Xbox One. Der Konzern wird die Xbox-Live-Server massiv ausbauen. Wird die Konsole ständig online sein müssen?

Stuttgart - Es ist der erbitterte Kampf der beiden Elektronikgiganten Sony und Microsoft. Gleichzeitig geht es um die Zukunft der Spielkonsolen, die es gegen die Konkurrenz durch Online-Spiele und mobile Plattformen zu verteidigen gilt. Kürzlich stellte Sony seine Playstation 4 vor, am Dienstabend folgte Microsoft mit der neuen Generation der Xbox.

 

Wild war über den Namen der Konsole spekuliert worden. Gehandelt wurden die Bezeichnungen Xbox 720, Xbox Next, Xbox Fusion, Xbox 8 und Xbox Infinity. Oder einfach nur Xbox? Den tatsächlichen Namen hatte niemand auf der Rechnung: Xbox One. Microsoft will damit zum Ausdruck bringen, dass die Konsole mehr denn je zu einem Multimediagerät werden soll, das auch Filme zeigen, Musik spielen und das Surfen im Internet ermöglichen soll.

Auch die Hardware wird traditionell heiß diskutiert. Welcher Chip eingebaut wird und wie groß Arbeits- und Grafikspeicher sind, sagt zwar noch nichts darüber aus, wie gut die Spiele sind. Trotzdem gilt die Rechenleistung als Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit einer Konsole. Sony ist mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher und einem achtkernigen Hauptchip ins Rennen gegangen, der von einer Grafikeinheit unterstützt wird. Mit einem ebenfalls achtkernigen Hauptprozessor und acht Gigabyte RAM zieht die Xbox One nun gleich. Vor allem aber setzt Microsoft auf das Kinect-System, das es erlaubt, die Konsole mit Sprachbefehlen und Gesten zu steuern. Bisher war dieses System separat erhältlich, nun gehört die dazu nötige Kamera fest zum Lieferumfang.

Die Xbox One soll noch in diesem Jahr zu kaufen sein

Künftig soll man auf der Xbox beispielsweise einen Filme schauen und dabei in einem kleineren Fenster Informationen über die beteiligten Schauspieler aus dem Internet abrufen oder sich per Skype mit Freunden unterhalten. Ein interaktiver TV-Guide soll es ermöglichen, per Zuruf zwischen Kanälen zu wechseln. Bei alledem setzt Microsoft ganz auf die Cloud, in der so viel wie möglich gespeichert werden soll. Dazu muss der Konzern seine Infrastruktur aufrüsten. 15.000 Xbox-Server gibt es bisher. Noch in diesem Jahr will Microsoft auf mehr als 300.000 Server aufstocken.

Im Gegensatz zu Sony legte sich der Xbox-Hersteller zudem auf die Aussage fest, dass die Xbox One noch in diesem Jahr weltweit erhältlich sein soll. Näheres will man auf der Spielemesse E3 bekannt geben, die im Juni in Los Angeles stattfindet. Dort dürfte sich Microsoft auch zu Gerüchten äußern, dass man beim Spielen künftig dauerhaft mit dem Internet verbunden sein muss. Mit dieser Maßnahme gegen Raubkopien würde für Spieler eine der schlimmsten Befürchtungen wahr: Sie würden Spiele nicht mehr an Freunde verleihen oder durchgespielte Titel verkaufen können. Ein wesentliches Stück Videospielkultur würde damit verloren gehen.

Die Präsentationen von Microsoft und Sony machen schon jetzt deutlich, dass die Hersteller sich nicht mehr auf die klassische Klientel der Spielkonsolen verlassen wollen. Der PC-Spielemarkt siecht seit Jahren, Gelegenheitsspieler greifen immer öfter auf Apps für Tablet-Computer oder kostenlose Online-Spiele zurück. Insider prophezeien das Ende der Spielkonsolen. Demnach verkauft sich eine neue Hardware primär über eine dramatisch verbesserte Spielegrafik. Die aber ist angesichts der bereits weit vorgeschrittenen Darstellungsqualität nicht zu erwarten. Jedenfalls nicht ohne enorme Investitionen, die sich kaum wieder hereinholen lassen dürften.

Mit mehr als einem Dutzend eigener Exklusivtitel, die allein in dem kommenden zwölf Monaten erscheinen sollen, will Microsoft die Skeptiker Lügen strafen. Es wäre nicht das erste Mal: Die Xbox wurde bei ihrem Start im Jahr 2001 belächelt, viele Experten sagten ihr eine kurze Lebenszeit voraus. Doch die aktuelle Xbox 360 brachte es bisher auf beachtliche 77 Millionen verkaufte Einheiten. Den einst unangefochtenen Marktführern Sony und Nintendo begegnet Microsoft also auf Augenhöhe.