Im Nahverkehr droht nach dem Scheitern der Tarifverandlungen ein harter Arbeitskampf - möglicherweise sogar noch vor Ende des Volksfestes.    

Stuttgart - Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen im öffentlichen Nahverkehr des Landes stehen auch bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) die Zeichen auf Streik. Wie berichtet, hat Verdi die Verhandlungen mit dem kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) wegen "unzureichender Zugeständnisse und der Blockadehaltung der Arbeitgeber" für beendet erklärt.

 

"Wir sind noch dabei, unsere Strategie für den Arbeitskampf festzulegen", so der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Bernd Riexinger auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung. "Beim Arbeitskampf in Stuttgart wollen wir die SSB rasch und hart treffen, aber die Fahrgäste möglichst schonen." Riexinger rechnet wegen der verhärteten Fronten mit einer längeren Auseinandersetzung: "Es wird nicht bei einem Streiktag bleiben", sagt er.

"Die Gefahr eines Arbeitskampf im Nahverkehr besteht"

Die Urabstimmung steht laut Verdi in der ersten Oktoberhälfte an. "Ich rechne mit einer hohen Zustimmung für den Arbeitskampf, weil die Kolleginnen und Kollegen richtig sauer sind", so der SSB-Betriebsratsvorsitzende Klaus Felsmann. "Seit 1996 geht es bei uns finanziell bergab." Der Arbeitskampf könnte auch noch während des Volksfestes, das am 9.Oktober endet, beginnen, sagt Felsmann. "Warnstreiks sind vor der Urabstimmung möglich. Die Streikfahnen stehen schon in Griffweite."

Auch beim Kommunalen Arbeitgeberverband im Land rechnet man damit, dass die Verdi-Banner schon bald vor geschlossenen Bus- und Stadtbahndepots sowie den Betriebshöfen flattern. "Die Gefahr eines Arbeitskampf im Nahverkehr besteht", bestätigt der stellvertretende KAV-Geschäftsführer Andreas Stein.

Das Hauptziel von Verdi sei es, den kommunalen Nahverkehr vom Tarifgefüge des öffentlichen Dienstes abzukoppeln. "Die wollen nicht mehr für die Müllabfuhr und Kitabeschäftigte streiken." Es gehe Verdi darum, mehr für die organisierten Beschäftigten herauszuholen. Einer Bonuszahlung für Gewerkschaftsmitglieder werde der KAV aber nicht zustimmen. "Im Land werden im Vergleich mit anderen Bundesländern schon die höchsten Löhne gezahlt."

Vier Verhandlungrunden ohne Ergebnis

Tarifgespräche Bei den am Montag gescheiterten Verhandlungen zwischen Verdi und dem Kommunalen Arbeitgeberverband ging es um den Manteltarifvertrag für den Nahverkehr im Land. Zwischen den Tarifparteien wurde in vier Verhandlungsrunden heftig über Urlaubstage, Schichtdauer, Nachtzuschläge und Sonderzahlungen gestritten - ohne konstruktives Ergebnis.

Warnstreik Anfang August blieben die Anzeigetafeln auf der Stadtbahnebene in der Klett-Passage und an allen anderen SSB-Stationen schon einmal in diesem Jahr schwarz: Fast alle der knapp 3000 Beschäftigten nahmen an dem eintägigen Warnstreik teil. Rund 300.000 SSB-Fahrgäste mussten auf das Auto oder die S-Bahn umsteigen. Die Stuttgarter Verkehrsleitzentrale meldete damals extrem starken Verkehr mit Staus auf allen Hauptverkehrsstraßen.