Die strategische Bedeutung Chinas nimmt für die Industrie weiter zu, wobei aufstrebende Regionen im Nordosten punkten – auch bei Firmen aus Baden-Württemberg.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Köngen - Die deutsche Industrie will weiter stark in China wachsen. Unternehmen, die dort schon tätig sind, wollen verstärkt expandieren. „In einem Jahrzehnt möchte ein gutes Viertel von ihnen schon bis zur Hälfte des Gesamtumsatzes in China erwirtschaften“, lautet das Ergebnis der Standortstudie Nordostchina. Die Unternehmensberatung Staufen aus Köngen (Kreis Esslingen) hat dazu mehr als 400 Führungskräfte aus deutschen Industrieunternehmen befragt. Beträgt der Anteil der in China aktiven Firmen, bei denen der chinesische Umsatzanteil zwischen 25 und 50 Prozent liegt, derzeit noch sieben Prozent, wird dieser Wert in fünf Jahren auf 18 und innerhalb von zehn Jahren auf 28 Prozent steigen. Die strategische Bedeutung Chinas werde für deutsche Unternehmen noch zunehmen. „Besonders die deutsche Automobilindustrie sieht China heute und in Zukunft als wichtigen Pfeiler der globalen Unternehmensstrategien. Ein Potenzial, das Zulieferer sowie Maschinen- und Anlagenbauer für sich nutzen sollten“, sagt Studienautor Tobias Monden.

 

Die Zeiten des billigen Produktionsstandorts sind vorbei

Die Gründe der deutschen Firmen für den Aufbau einer Niederlassung in China haben sich stark verändert. Die Zeiten des billigen Produktionsstandorts sind längt vorbei. Heutzutage drehe es sich hauptsächlich darum, den chinesischen Absatzmarkt zu erschließen, heißt es in der Studie weiter. 83 Prozent der befragten Unternehmen nennen als Grund für den Aufbau einer Niederlassung im Reich der Mitte, dass sie dort ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern wollen. Nur noch gut 40 Prozent wollen in China Waren für den globalen Markt herstellen beziehungsweise herstellen lassen.

Baden-Württembergs Partnerprovinz Liaoning profitiert

Gewinner sind wirtschaftlich aufstrebende Regionen im Nordosten Chinas wie beispielsweise Liaoning mit seiner Hauptstadt Shenyang. Die Stadt holt mit ihrem Industriepark mächtig auf. Größter Investor ist dort BMW mit einem modernen Montagewerk, doch sind auch Unternehmen aus Baden-Württemberg wie etwa ZF oder Voith dort engagiert. Im Oktober vergangenen Jahres war eine Delegation aus Baden-Württemberg samt Ministerpräsident Winfried Kretschmann dort. Liaoning ist die Partnerprovinz von Baden-Württemberg und liegt mit einer Wirtschaftsleistung von etwa 400 Milliarden Euro unter den 31 Provinzen Chinas an siebter Stelle. Insgesamt sind etwa 800 Unternehmen aus Baden-Württemberg in China aktiv. „Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen auch nach Shenyang kommt, unterstreicht die wachsende Bedeutung der Region Nordostchina“, sagt Studienautor und Staufen-Geschäftsführer Monden.