Trotz Umweltdiskussion und steigenden Kraftstoffpreisen hat die Motorleistung der in Deutschland verkauften Pkw einen Rekord erreicht.

Stuttgart - Obwohl Benzin und Diesel immer teurer werden, haben die in Deutschland verkauften Autos immer mehr PS unter der Motorhaube. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Forschungsinstituts CAR an der Universität Duisburg-Essen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurde danach mit durchschnittlich 138 PS pro verkauftem Neuwagen ein neuer Rekord erreicht. „Der Trend zu steigenden PS-Zahlen geht trotz Umweltdiskussion und steigenden Spritpreisen weiter. Damit zeigt sich, dass die deutschen Autofahrer so gut wie gar nicht auf Treibstoffpreise reagieren“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, der Leiter des CAR-Instituts. Im Laufe der vergangenen Jahre ist die durchschnittliche PS-Zahl nur 2009 deutlich zurückgegangen, weil die Abwrackprämie damals dazu führte, dass vor allem kleine Wagen gefragt waren. Danach hat sich der Trend zu mehr PS weiter fortgesetzt.

 

Diese Entwicklung zeige, dass die CO2-Auflagen der EU-Kommission zum Klimaschutz notwendig seien, um das Aufrüsten der Neuwagen in Grenzen zu halten, meint Dudenhöffer. Höhere PS-Zahlen seien zwar nicht gleichbedeutend mit Mehrverbrauch, so der Wissenschaftler. „Aber mit mehr PS fährt man eben auch sportlicher“, so Dudenhöffer, „und die Sportlichkeit kostet Treibstoff.“

Der Wissenschaftler meldet deshalb Zweifel an, ob die Erfolgsbilanz der Autoindustrie beim Klimaschutz der Wirklichkeit entspricht. Nach Angaben des Branchenverbands VDA sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen aller in Deutschland neu zugelassenen Pkw von 2006 bis 2011 um fast 16 Prozent auf 145 Gramm je Kilometer zurückgegangen. Damit müsste der durchschnittliche Verbrauch trotz höherer PS-Zahlen gesunken sein. Diese Emissionen würden jedoch in einem Fahrzyklus gemessen, der mit der Realität wenig zu tun habe, kritisiert Dudenhöffer. Er gibt auch zu bedenken, dass der Fortschritt beim Klimaschutz noch größer ausgefallen wäre, wenn die Wagen nicht immer mehr PS hätten. Beim VDA heißt es dagegen, nur mit einem einheitlichen Fahrzyklus ließen sich die Emissionen vergleichen. Zudem gehe der Kraftstoffverbrauch in Deutschland zurück, obwohl der Bestand an Personenwagen zunehme. Dies sei ein Beleg für den Erfolg der Kraftstoff sparenden neuen Motorentechnik. Nach Angaben des Umweltbundesamts sank der durchschnittliche Verbrauch eines Pkw seit 1991 jährlich um 0,1 Liter je 100 Kilometer, wobei in dieser Statistik nicht nur die Neuwagen, sondern die gesamte Fahrzeugflotte betrachtet wurde. Ein wichtiger Grund für das Ansteigen der PS-Zahlen ist nach der CAR-Studie die Zunahme der Dieselzulassungen. Autos mit Dieselmotor hätten im Schnitt 154 PS und damit deutlich mehr Leistung als Benziner. Der Diesel sei besonders bei den sportlichen Geländewagen beliebt, die stark gefragt seien. Die kompakten Geländewagen hätten mittlerweile einen Marktanteil von gut zwölf Prozent erreicht. Mit 152 PS liegen sie deutlich über dem Durchschnitt.

Besonders stark habe die Motorisierung von Luxuswagen wie dem Audi A8, dem 7er von BMW, der S-Klasse von Mercedes-Benz oder dem Porsche-Panamera zugenommen. Mittlerweile hätten diese Autos im Schnitt 322 PS.