Vier von fünf in der Stadt zugelassenen Pkws werden von deutschen Herstellern gebaut. Daimler und Volkswagen liegen deutlich vorn. Im Segment Sportwagen rast Porsche an die Spitze.

Stuttgart - In der Autostadt Stuttgart fährt man deutsch: 78 Prozent der fast 290 000 zugelassenen Pkws sind von einem deutschen Hersteller. Dies hat das Statistische Amt der Stadt Stuttgart in einer großen Analyse der im Jahr 2014 zugelassenen Kraftfahrzeuge festgestellt.

 

Zum 31. Dezember 2014 waren mehr als 331 000 Kraftfahrzeuge angemeldet, darunter 289 095 Personenwagen, 647 Busse, 22 596 Motorräder, 14 479 Lastwagen und 4456 Zugmaschinen. Mittlerweile haben sich die Zahlen weiter erhöht. Momentan gibt es mehr als 353 000 Kraftfahrzeuge in der Landeshauptstadt. „Seit dem Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 steigt der Bestand wieder stetig an“, stellt Franz Biekert, der Autor der Studie fest. Mit 559 Kraftfahrzeugen pro 1000 Einwohner erreicht Stuttgart einen deutschen Spitzenwert im Motorisierungsgrad.

Bundesweit ist das im Ranking der Großstädte Rang vier – hinter Hannover (574) sowie Düsseldorf und München (jeweils 564). Aber: das bezieht sich auf die Zahl aller Kraftfahrzeuge. Nimmt man hingegen nur die privaten Autos, sinkt der Motorisierungsgrad seit 2010 von 382 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner auf nun 377. Biekert: „Bei Privat-Pkw hat sich der Fahrzeugbesatz sogar verringert.“ Aber es gibt noch weitere interessante Ergebnisse.

Drei von vier Autos stammen von einem deutschen Hersteller

Gut drei Viertel der in Stuttgart zugelassenen Autos kommen von einem deutschen Hersteller (inklusive Seat und Skoda, die zu Volkswagen gehören) oder werden in Deutschland produziert (einschließlich Opel und Ford, deren Mutterkonzerne in den USA sitzen). Der Marktanteil der übrigen europäischen Hersteller liegt bei knapp 13 Prozent, die asiatischen haben neun Prozent.

Daimler vor Volkswagen – welche Automarken bevorzugen die Stuttgarter?

Gut jedes fünfte Stuttgarter Auto trägt den Mercedes-Stern. Knapp hinter Daimler mit einem Anteil von 22 Prozent (64 000 Fahrzeuge) rangiert Volkswagen mit 20 Prozent (58 151 Fahrzeuge). Deutlich abgeschlagen folgen BMW (neun Prozent), Opel (acht Prozent), Audi (sieben Prozent) und Ford (fünf Prozent). Im Jahresvergleich zu 2013 legten die Kleinwagen von Seat, Dacia, Skoda und Hyundai prozentual am stärksten zu – mit Zuwächsen von mehr als elf Prozent. Aber auch Porsche erhöhte seinen Bestand um mehr als zehn Prozent auf fast 8500 zugelassene Fahrzeuge, während die anderen deutschen Hersteller nur leichte prozentuale Steigerungen erreichten. In absoluten Zahlen ist freilich auch hier Daimler der Spitzenreiter – plus 1632 Fahrzeuge. Dahinter liegen Porsche (plus 776) und BMW (plus 705). Den größten prozentualen Verlust (minus 12,5 Prozent) musste Rover einstecken. Aber auch mit der französisch-italienischen Marke Matra, die 2003 in die Insolvenz fuhr, ging es weiter abwärts – minus 11,4 Prozent (147 Autos).

Und welche Automarke dominiert in den einzelnen Segmenten?

Die Pkw-Modelle werden in zwölf Segmente unterteilt – von den Minis bis zu den Großraum-Vans. In Stuttgart dominiert die Kompaktklasse, zu der fast jedes vierte Auto gehört – darunter der VW Golf, der mit mehr als 24 000 Exemplaren das häufigste Fahrzeug in Stuttgart ist (rund acht Prozent Anteil an allen Personenwagen). Etwa 14,3 Prozent aller Autos gehört zur Klasse der Kleinwagen, wo der VW Polo der Spitzenreiter ist. Nimmt man das Segment der Minis (Nummer eins hier ist eindeutig der Smart) hinzu, dann kommt fast jedes zweite Stuttgarter Auto aus dem Bereich der kleineren Wagen. Einen Marktanteil von rund 18 Prozent haben die Mittelklasseautos, wo die Mercedes-C-Klasse klar vor dem 3er BMW liegt. Acht Prozent der Pkw gehören zur oberen Mittelklasse (am häufigsten: Mercedes E-Klasse), zwei Prozent zur Oberklasse (Primus: Mercedes S-Klasse). Und obwohl die Straßenverhältnisse in Stuttgart wohl als weitgehend unproblematisch gelten können, sind immerhin je vier Prozent der Autos Geländewagen und SUVs. In sechs der zwölf Segmente liegt ein Modell von Daimler vorne, fünfmal ein Volkswagen – und bei den Sportwagen rast der Porsche 911 an die Spitzenposition.

Wer fährt welches Auto – und was weiß man über die Fahrerinnen und Fahrer?

„Frauen fahren in der Mehrzahl ein kleines, sparsames und wendiges Auto“, sagt Biekert. Mehr als die Hälfte der Minis und Kleinwagen sind auf Frauen zugelassen. In der Mittelklasse und der oberen Mittelklasse dominieren dagegen die männlichen Halter mit Anteilen von rund 60 Prozent. Jedes zweite Auto in der Oberklasse und im Segment Geländewagen (!) ist als Firmenwagen zugelassen. Rund ein Drittel der Autos gehört einem Halter, der älter als 60 Jahre ist. Der Anteil der Altersklassen unter 50 Jahren an der Gesamtzahl der Autobesitzer hat sich dagegen verringert.

Auch ein Trend: die privaten Autos werden immer länger genutzt

Die Stuttgarter Personenwagen sind durchschnittlich 7,5 Jahre alt – das ist ein neuer Rekordwert und für Biekert ein Zeichen dafür, dass „hochwertige Technik und Verarbeitungsqualität die Nutzungsdauer der Autos erheblich verlängern“. Dabei sind die Firmenfahrzeuge, die rund 22 Prozent des Bestands ausmachen, schon seit längerer Zeit durchschnittlich zwei bis drei Jahre alt, während das Durchschnittsalter der privaten Pkw von 6,2 Jahren 1992 mittlerweile auf neun Jahre gestiegen ist. Dabei sind zwei Drittel der privaten Autos mindestens sechs Jahre alt.

Wo gibt es die meisten Autobesitzer – und wo gibt es Dienstwagen-Schwerpunkte?

In Möhringen (32 901), Bad Cannstatt (31 915) und in Vaihingen (25 615) sind die meisten Kraftfahrzeuge gemeldet. Im inneren Stadtgebiet sind es mehr als 94 000 – das sind rund 28 Prozent aller Fahrzeuge. Doch es gibt weitere Auffälligkeiten. So ist der Anteil der von juristischen Personen angemeldeten Fahrzeuge in den Stadtbezirken Möhringen (55 Prozent), in Mitte (52 Prozent), in Wangen und in Zuffenhausen (je 35 Prozent) besonders hoch. Diese Dienstwagendichte liegt an den großen Gewerbestandorten dort, wo auch die Autobauer Daimler und Porsche sitzen. Einen überdurchschnittlichen Motorisierungsgrad von mehr als 450 Autos pro 1000 Einwohner gibt es in Botnang, den Fildervororten, in den Halbhöhenlagen der Innenstadt und in den Randlagen wie Rotenberg, Uhlbach, Sommerrain und Luginsland.

Und die Frage aller Fragen: welche Farbe hat das Auto?

Schwarz und Grau dominieren auf Stuttgarts Straßen. Mehr als 60 Prozent der Autos sind in diesen Farben lackiert. Bei Dienstwagen liegt Grau (32 Prozent) vor Schwarz (31 Prozent) und Weiß (20 Prozent). Bei privaten männlichen Haltern heißt die Rangfolge: Grau (37 Prozent) vor Schwarz (26 Prozent) und Blau (14 Prozent), Weiß (8 Prozent) und Rot (7 Prozent) sind fast gleichauf. Halterinnen mögen es bunter, aber auch bei ihnen rangiert Grau (33 Prozent) vor Schwarz (25 Prozent), Blau (15 Prozent), Weiß (10 Prozent) und Rot (9 Prozent). Gelb, Grün und Braun führen ein Schattendasein. Die exotischsten Farben sind orange und lila – nur je 1000 Stuttgarter Autos sind so lackiert.