Stuttgarts ohnehin schon stark belastetes Straßennetz taugt nicht für Experimente an den Ampeln, meint StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Ein gewisses Maß an Verkehrsproblemen gehört zum Leben in der Großstadt wie die höheren Hürden bei der Wohnungssuche oder ein Mehr an Kriminalität im Vergleich zum Dasein in der Abgeschiedenheit des weiteren Umlands. Aber was sich in den vergangenen Wochen auf den Straßen der Landeshauptstadt abgespielt hat, überschreitet dieses Maß. Der tägliche Stau auf der Heilbronner Straße ist da nur ein Beispiel unter vielen.

 

Die Realität hält sich nicht an Berechnungen

Ohne jeden Zweifel tun die zahlreichen Baustellen im ohnehin sparsam dimensionierten Straßennetz der Stadt und der Region das ihre zum Stau. Dass aber in Stuttgart an einer Hauptverkehrsachse mit neu zugeschnittenen Grünphasen experimentiert wird, die auf einen Ausbauzustand der Straße ausgelegt sind, der frühestens in zwei Jahren erreicht wird, ist nicht nachvollziehbar. Die Verkehrsplaner präsentieren Modellrechnungen, wonach dadurch sogar die Leistungsfähigkeit des Netzes steige. Dumm nur, dass sich die Realität nicht an diese Berechnungen hält.

Mit deren Betrachtung aber beginne die Politik, pflegt Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu sagen. Dessen Parteifreund Fritz Kuhn als Oberbürgermeister der Staustadt Stuttgart muss daran gelegen sein, dem Eindruck entgegen zu wirken, seinem Ziel von 20 Prozent weniger Autos in der Stadt auf perfide Weise Vorschub zu leisten: Indem er auf die Zermürbung der im Stau stehenden Autofahrer setzt.