Kurz vor der Stuttgarter OB-Wahl liefern sich die beiden aussichtsreichsten Kandidaten Fritz Kuhn und Sebastian Turner im StZ-Streitgespräch einen Schlagabtausch - und erklären, was sie bei S 21 und beim Rosensteintunnel trennt.

Stuttgart – Neun Kandidaten wollen bei der OB-Wahl am Sonntag die Nachfolge von Wolfgang Schuster antreten – zwei von ihnen besitzen realistische Siegchancen: der 57-jährige Fritz Kuhn (Grüne) und der 46-jährige Sebastian Turner (wird von CDU, FDP und Freien Wählern unterstützt). Die Stuttgarter Zeitung hat beide zum Streitgespräch ins Pressehaus gebeten. Wie sehen ihre Pläne bei den wichtigsten politischen Projekten aus? Die StZ druckt das in Teilen hitzig geführte Gespräch heute und morgen.
Herr Kuhn, Sie sind wegen Ihrer Haltung zum Bahnhof ein Kostenrisiko, das fast sein ganzes Leben von Diäten gelebt und nichts als Strategiepapiere verfasst hat, der zudem die Autofahrer abkassiert und schikaniert – und noch schlimmer, nicht einmal Englisch kann. Finden Sie, Herr Turner und sein Team haben Sie richtig charakterisiert?
Kuhn Es ist so gut wie alles falsch, was da gesagt wurde, und nur das Zerrbild einer von Angst getriebenen Kampagne. Das mit den Diäten müsste Herr Turner auch Angela Merkel sagen, die ihn unterstützt hat. Die anderen Geschichten stimmen nicht. Sie gehören ins Reich der schlechten Fantasie. Ich glaube aber, dass sie gegen den sprechen, der sie gegen mich richtet.

Herr Turner, Sie sind kein Unternehmer mit Herz und Seele, sondern ein Multimillionär und Rentier, weil Sie in jungen Jahren Ihren Betrieb verkauft haben. Zudem sind Sie ein Foulspieler, der keine Verwaltungserfahrung hat, vor Verleumdungen nicht zurückschreckt und sich die Wahlkampfkosten teilweise von der Wirtschaft bezahlen lässt. Finden Sie, Herr Kuhn hat Sie gut getroffen?
Turner Nein.

Warum nicht?
Turner Weil die Aussagen falsch sind. Ich bin bis heute Unternehmer mit Herz und Seele seit meinem 15. Lebensjahr, ich habe meinen ersten Gewerbeschein hier in Stuttgart geholt. Mir das Herzblut als Unternehmer abzusprechen, finde ich grotesk. Daraufhin kam meine Reaktion: Das sagt jemand, der sein ganzes Leben von Diäten gelebt hat, die von den Menschen aufgebracht werden, die sich so verhalten wie ich. Ich lebe nicht von der Politik. Das lasse ich mir ungern von Ihnen vorwerfen.
Kuhn Wieso haben Sie dann Frau Merkel zu Ihrem Wahlkampf eingeladen?
Turner Frau Merkel ist eine der populärsten Politikerinnen und Staatslenkerinnen in Europa.
Kuhn Aber sie lebt von Staatsgeldern und Diäten.
Turner Da ist auch gar nichts dagegen zu sagen. Aber Frau Merkel würde niemals sagen, dass ein Unternehmer nicht für ein politisches Amt kandidieren soll.
Kuhn Ich habe gesagt, dass Sie kein Unternehmer mehr sind, weil ein mittelständischer Unternehmer nicht mit Mitte 40 das Geschäft niederlegt. Der schafft und verwaltet nicht nur seine Beteiligungen.
Turner Sie sind doch selber nie in der Rolle gewesen. Wie wollen Sie also wissen, was ein Unternehmer machen sollte und was nicht?
Kuhn Das ist doch dummes Geschwätz! Sie glauben doch nicht, dass ein Mensch wie ich nicht weiß, was Unternehmer machen, Herr Turner! Sie maßen sich ja auch an, zu wissen, was Politiker machen.
Turner Ich habe ein deutliches Bild von dem, was Sie in der Vergangenheit gemacht haben. Da erlaube ich mir schon ein Urteil.