Ein Unwetter hat am Wochenende einen großen Schaden in der Region Stuttgart angerichtet. Reisende saßen stundenlang im Stuttgarter Hauptbahnhof fest. In der Region endeten viele Feste vorzeitig.

Stuttgart - Nach den heftigen Gewittern in der Nacht zum Sonntag hat die Stuttgarter Polizei mehr als 200, die Feuerwehr mehr als 300 Einsätze in der gesamten Landeshauptstadt gemeldet. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste führten zwar zu vielen Schäden, zumindest in Stuttgart aber gab es nur einen Verletzten. Getroffen hat es einen 23 Jahre alten Mann, der in einem Buswartehäuschen der Stuttgarter Straßenbahnen in der Augsburger Straße in Untertürkheim Schutz gesucht hatte. Das Häuschen war von einem herabstürzenden Ast schwer beschädigt worden, dadurch erlitt auch der junge Mann leichte Verletzungen.

 

Weniger glimpflich sieht die Bilanz der Polizei in Waiblingen aus: Beim Altstadtfest wurden dort neun Menschen verletzt, weil ein Baum vor einer Gaststätte in der Innenstadt umgestürzt und in den Bereich der Außenbewirtung gefallen war. Vorzeitig beendet werden musste auch das Ludwigsburger Marktplatzfest, nachdem der Sturm Zelte losgerissen hatte. Zwei Menschen mussten nach Stürzen ins Krankenhaus gebracht werden.

Überall in Stuttgart und der Region knickten die starken Windböen Äste ab, warfen Baustellenabsperrungen um, deckten Dächer ab und rissen Stromleitungen und Kabel herunter. Dadurch kam es zu Behinderungen im Straßenverkehr, vor allem aber bei der Bahn. Von 21 Uhr an bis in die Morgenstunden fuhren keine Züge mehr aus Stuttgart in Richtung Ulm und München, auch die Strecke nach Backnang war von 21.15 Uhr wegen beschädigtere Oberleitungen nicht mehr befahrbar. Davon betroffenen waren auch die Partypilger auf dem Weg zur verbotenen Facebook-Party.

Viele Reisende saßen im Stuttgarter Hauptbahnhof fest. Nach Angaben einer Bahnsprecherin umlagerten zeitweise bis zu 300 Menschen das Servicecenter, um sich Taxigutscheine zu holen. Die Bahn ließ schließlich einen ICE im Hauptbahnhof stehen, um den Reisenden, die keine Chance mehr hatten, wegzukommen, wenigstens eine Wartemöglichkeit zu geben. „In dieser Nacht ist vom Hauptbahnhof aus keiner schnell nach Hause gekommen“, räumte die Bahnsprecherin ein. Auch am Sonntag war die Strecke stellenweise nur eingleisig befahrbar, weshalb es auch da noch den ganzen Tag über zu Verspätungen kam. Gesperrt werden musste nach einem Blitzeinschlag im Stellwerk Zuffenhausen auch die Strecke Stuttgart-Heilbronn.

In der Nacht erwischte es eine Regionalbahn

Schon in der Nacht erwischt hatte es eine Regionalbahn aus Stuttgart in Richtung Backnang, die gegen Mitternacht im Schwaikheimer Tunnel gestrandet ist, weil Äste auf die Gleise gefallen waren und es zu Kurzschlüssen an der Oberleitung gekommen war. Die Feuerwehr evakuierte die rund 80 Fahrgäste in der Nacht über die Gleise. Die Nachwirkungen waren auch am Sonntag noch zu spüren: S-Bahnen aus Stuttgart in Richtung Backnang fuhren bis zum Nachmittag nur bis nach Waiblingen, die Züge in Richtung Schorndorf nur bis Weinstadt-Endersbach. Beeinträchtigungen gab es auch am Sonntag noch auf der Gäubahnstrecke Richtung Singen, wo die Züge erst in Vaihingen starteten.

Zugesetzt hat der Sturm auch den Verantwortlichen des Stuttgarter Hafens. In Wangen wurde ein 50 Tonnen schwerer Verladekran umgeweht und landete in Schräglage auf einem Prellbock. Die Gewitterböen rissen zudem zehn Container um, die aufgerichtet, geöffnet und wieder neu verladen werden mussten. Feuerwehr und Polizei sperrten den Hafen weiträumig ab, auch die Otto-Konz-Brücken und die Straße Am Ostkai waren bis Sonntag gesperrt. Im Neckar musste die Feuerwehr eine Ölsperre verlegen und auf dem Wasser Bindemittel verteilen. Vermutet wird, dass 70 bis hundert Liter Hydrauliköl aus dem Verladekran ausgelaufen waren. Weder die Stuttgarter Polizei noch die Feuerwehr wollten sich am Sonntag zu der Höhe der Schäden äußern. „Trotz vieler Einsätze waren abgesehen vom Hafen keine außergewöhnlichen Schäden dabei“, bilanzierte Thomas Weith von der Feuerwehr.

Citylauf in Leonberg musste abgebrochen werden

Auch in der Region reichte es am Sonntag vielerorts nur für eine erste Bestandsaufnahme der Sturmschäden: In Hildrizhausen im Landkreis Böblingen war es zu einem vorübergehenden Stromausfall gekommen, weil eine Leitung beschädigt worden war. In Korntal und Marbach im Landkreis Ludwigsburg wurden Dächer und Außenputz der Rathäuser beschädigt. Und im Landkreis Göppingen mussten in der Nacht zum Sonntag einige Kreisstraßen gesperrt werden, beispielsweise die zwischen Eybach und Steinenkirch.

Und natürlich bereitete die Gewitterfront vielerorts den Freiluftvergnügungen ein vorzeitiges Ende. In Leonberg etwa musste der Citylauf mit tausend Teilnehmern abgebrochen werden und in Renningen die Premiere des Naturtheaters. Die Waiblinger wiederum mussten nicht nur früher als gewohnt ihr Altstadtfest verlassen, sondern am Sonntag auch auf das Staufer-Spektakel verzichten. Der Platz stand schlicht noch unter Wasser.