Die Anwohner der Bahnstrecke in Leinfelden-Echterdingen, auf der durch Stuttgart 21 auch Regional- und Fernzüge fahren sollen, fürchten zusätzlichen Zuglärm. Vertreter der Bahn versichern: das Gegenteil sei der Fall.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Leinfelden-Echterdingen - Welche Lärmbelastung haben Anwohner zu erwarten, wenn mit Stuttgart 21 die Schienenstrecke durch Leinfelden-Echterdingen auch von Regionalbahnen und Schnellzügen befahren wird und nicht nur von S-Bahnen? Diese Frage stand im Zentrum des Informationsabends der Bahn am Mittwoch in Leinfelden. Wolfgang Herrmann, der Schallschutzfachmann der DB, erklärte: Da die Grenzwerte durch den Bahnverkehr jetzt schon überschritten würden und man wegen der Umgestaltung zu Schallschutzmaßnahmen verpflichtet sei, werde es im Vergleich zu heute „in großen Bereichen leiser werden“.

 

Knapp 100 Personen waren zu der dreistündigen Veranstaltung in die Filderhalle gekommen. Der Abend fand statt als Teil der Anhörung im Genehmigungsverfahren für den Filderabschnitt des Milliardenprojekts. Wie berichtet, ist die Bahn im Bereich zwischen Gäubahnanschluss und Flughafen erheblich im Zeitverzug. Auch auf Betreiben der Stadt Leinfelden-Echterdingen mussten die Pläne stark nachgebessert werden.

Verschiedene Lärmschutzmaßnahmen

Matthias Breidenstein, der Leiter des Projektabschnitts, erläuterte das Konzept. So sollen die Züge über die Rohrer Kurve nun durch einen zusätzlichen Tunnel und eine Brücke kreuzungsfrei zum Flughafen fahren können, was die Betriebsqualität deutlich verbessere. Im Flughafen wird eine zusätzliche „Station drittes Gleis“ entstehen, so dass Regional- und Fernzüge getrennt von der S-Bahn-Station Terminal abgefertigt werden können. Ohne Schutzmaßnahmen an der Strecke würde der Lärmpegel um etwa drei Dezibel steigen, erklärte Wolfgang Herrmann. Deshalb sollen auf einer Länge von zwei Kilometern bis zu vier Meter hohe Lärmschutzwände entstehen, an dreieinhalb Kilometern Schienenstegabschirmungen an den Gleisen, an 800 Metern in engen Kurven Schienenschmieranlagen. Gut drei Gleiskilometer werden regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls abgeschliffen .

Die Bahn sah sich in der Aussprache mit vielen kritischen Fragen konfrontiert. So räumte sie ein, dass man die Lärmgrenzwerte für die oberen Stockwerke des sogenannten Orchideen-Stadthauses in Leinfelden nicht einhalten könne. Dort werden zusätzlich Lärmschutzfenster finanziert. Ein Anwohner der Rohrer Kurve („Ich kann nachts nicht schlafen, weil das Haus wackelt“) war nicht damit einverstanden, dass dort im Bereich der schon bestehenden Gleise kein Lärmschutz nötig sei, weil die Grenzwerte eingehalten würden. Und die hochabsorbierenden Lärmschutzwände können nicht transparent ausgeführt werden, wie von einem Anwohner gewünscht, weil diese sonst ihre Funktion nicht erfüllten.

Stadt will Zerschneiden der Siedlung abmildern

Eva Noller, die Erste Bürgermeisterin der Stadt, wies bei der Informationsveranstaltung darauf hin, dass die Verwaltung zusammen mit einem Landschaftsbüro daran arbeite, wie die Lärmschutzwände, „die die Siedlung zerschneiden, integriert und durch Grün verschönert werden können“.

Vom 19. Juni bis zum 18. Juli können Bürgerinnen und Bürger die 20 Ordner mit den Unterlagen für den S-21-Planungsabschnitt im Rathaus Leinfelden-Echterdingen einsehen. Wer Einspruch erheben will, hat dafür bis zum 1. August Zeit. Am 19. Juni werden die Unterlagen auch auf der Homepage der Projektgesellschaft und des Regierungspräsidiums veröffentlicht.