Wegen der Verlegung des Querbahnsteigs für das Bahnprojekt Stuttgart 21 werden die Prellböcke aller 16 Gleise phasenweise um 120 Meter in Richtung Bad-Cannstatt vorverlegt. Die vollständige Fertigstellung ist für Mitte Oktober geplant.

Stuttgart - Für Pendler und Reisende im Stuttgarter Hauptbahnhof wird es jetzt ernst: Mit den am Sonntag, 26. Mai, beginnenden Arbeiten zur Verlegung des Querbahnsteigs um 120 Meter Richtung Gleisvorfeld geht die Vorbereitung für den Bau des neuen Tiefbahnhofs in die entscheidende Phase, was die Fahrgäste zu spüren bekommen. Die Sperrung einzelner Bahnsteige, weitere Wege von Gleis zu Gleis und – allerdings erst von Mitte Juli bis Mitte August – der Ausfall einiger Züge werden die Folgen der Arbeiten sein. „Wir versuchen, die Auswirkungen für die Reisenden so gering wie möglich zu halten“, sagte der Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding. Der neue alte Stuttgarter Hauptbahnhof soll Ende Oktober fertig sein und dann rund zehn Jahre lang seinen Dienst tun, bis der Tiefbahnhof von Stuttgart 21 fertig ist.

 

„Das wird kein Provisorium, sondern ein richtiger Interimsbahnhof“, sagte Hebding. Vertreter der Bahn erklärten am Donnerstag einmal mehr, dass das Gesamtprojekt Stuttgart 21 bis Dezember 2021 fertig sein werde. Der umgebaute alte Bahnhof werde danach für die Umstellungsphase noch einige Zeit gebraucht, sagten sie. Zwischen dem neuen Querbahnsteig und der Bahnhofshalle wird die Baugrube für den neuen Tiefbahnhof sein. Sie wird von zwei ebenerdigen, zehn Meter breiten Brücken überspannt, über die die Reisenden den Querbahnsteig erreichen und die wohl im Frühjahr 2014 fertig sind. Bis dahin gelangt man zu den weiter vorne haltenden Züge über die heutigen Bahnsteige.

13 Bauphasen geplant

Die Verlegung der Prellböcke und des Querbahnsteigs in Richtung Bad Cannstatt spielt sich in 13 Bauphasen ab. Gestartet wird an diesem Wochenende mit dem Bahnsteig für die Gleise 1 und 2, danach ist der Außenbahnsteig zum Schlossgarten dran, schließlich die Bahnsteige vom Gleis 3 an aufwärts. Da ein Bahnsteig zwei Gleise bedient, sind die jeweils gesperrt. Die Züge müssen auf andere Gleise umgeleitet werden. Am Fahrplan ändere sich aber nichts. Der neue Querbahnsteig werde nach und nach in Betrieb genommen, sagte Hebding: „Das ist ein sukzessiver Prozess.“

In der jetzt beginnenden ersten Bauphase werden die Züge, die an diesem und am nächsten Wochenende sowie am Feiertag Fronleichnam auf Gleis 1 oder 2 ankommen, auf andere Gleise verlegt. Werktags fahren die Züge, betroffen sind rund 15, auf Gleis 1 und 2 ein, halten aber weiter vorne. Die Reisenden müssen dann über Wege an der LBBW-Zentrale vorbei zur Bahnhofshalle. Transparente und Plakate sollen die Richtung weisen, zusätzliches Servicepersonal die Fahrgäste informieren.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht von einem „Bahnsteigrückbau“, der unter Zeitdruck begonnen werde, um zum Fahrplanwechsel im Dezember fertig zu sein. Eine vorausschauende und verantwortliche Planung sehe anders aus. „Dies bedeutet für die Fahrgäste längere Wege, verpasste Anschlüsse und täglich neue Wegeführungen und Gleisbelegungen“, sagte der Landeschef Matthias Lieb. Pendler müssten bis zu 15 Minuten mehr Zeit pro Tag für den Weg zu und von den Bahnsteigen einplanen.

Der VCD weist auch darauf hin, dass erst jetzt mit Bahnsteigumbau begonnen werde, obwohl dieser Abschnitt nie von einem Baustopp, etwa während der Schlichtung oder dem Stresstest, betroffen gewesen sei. „Die Verzögerung um 15 Monate geht allein auf das Konto der Bahn“, sagte Lieb. Sollten andere S-21-Bauabschnitte ähnlich verspätet gegenüber der ursprünglichen Planung sein, sei fraglich, ob vor dem Jahr 2025 ein Zug in den neuen Tiefbahnhof fahre.