Der S-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich hält eine komplette Neuplanung für nicht erforderlich. Am Südflügel herrscht unterdessen Ruhe.

Stuttgart - Die Bahn schließt nicht aus, dass am Bahnhof eine weitere Anlage für das Grundwassermanagement gebaut wird. Dies sei aber nur eine von mehreren Optionen, die geprüft würden, erklärte der Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros, Wolfgang Dietrich, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Er bestätigte damit einen Bericht der Stuttgarter Zeitung vom Samstag , wonach es bei der DB Projektbau entsprechende Überlegungen gibt. „Derzeit finden zum Grundwassermanagement Abstimmungen mit den Fachbehörden statt. Wenn diese abgeschlossen sind, haben wir einen Stand, über den wir sprechen können“, so Dietrich weiter. Ein neues Planfeststellungsverfahren für den Tiefbahnhof sei aber nicht erforderlich, betonte der Sprecher. Er rechne auch nicht mit nennenswerten Kostensteigerungen im Fall einer Nachrüstung. Zugleich räumte Dietrich ein, dass die Arbeiten an dem milliardenschweren Bahnprojekt Stuttgart 21 ein Jahr hinter dem Zeitplan herhinken. Es sei aber „immer noch möglich, dass wir den Verzug aus dem letzten Jahr mit der Schlichtung, dem Stresstest und der Volksabstimmung aufholen und den Bau wie geplant bis 2019 abschließen.“ Es zähle jetzt aber jeder Tag.

 

Dieterich: Jetzt zählt jeder Tag

Wie die StZ berichtete, hat der Stuttgart-21-Projektleiter Stefan Penn bei einem Treffen mit Artenschutzfachleuten, Bahnjuristen und Vertretern des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Errichtung einer zweiten Grundwassersteuerungsanlage auf dem Gelände des zum Abriss frei gegebenen Südflügels ins Gespräch gebracht. Erst im vergangenen Jahr hatte der Konzern beantragt, statt der ursprünglich genehmigten 3,2 Millionen Kubikmeter nun bis zu 6,8 Millionen Kubikmeter Wasser während der Bauzeit für den Tiefbahnhof abpumpen zu dürfen, um die Baugrube trocken zu halten. Der Antrag wird derzeit nach Angaben der Bahn und des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) überarbeitet. Grund dafür ist nach Erkenntnissen des Umweltministeriums, dass die Bahn noch mehr Wasser abpumpen muss als bisher angesetzt. Die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender forderte die Bahn auf, zumindest ein Planänderungsverfahren auf den Weg zu bringen. Dafür veranschlagte sie ein bis zwei Jahre.

Grüne sprechen von Murks

Die Grünen im Rathaus sprachen angesichts der Entwicklung von „Murks ohne Ende“. Bereits gegen die Entnahme der doppelten Grundwassermenge gebe es erhebliche Bedenken hinsichtlich möglicher Schäden an Gebäuden oder Pflanzen. Die Grünen erinnerten daran, dass die Risiken beim Grundwasser bereits in der Risikoabschätzung des ehemaligen S-21-Projektleiters Hany Azer aufgelistet gewesen seien. Die Überlegungen, eine zweite Grundwasseranlage zu bauen, kommentierte der Fraktionssprecher Peter Pätzold: „Das Wort Fehlplanung ist hier noch schmeichelhaft.“ Sowohl die entstehende Zeitverzögerung als auch höhere Kosten habe ausschließlich die Bahn zu verantworten. Pätzold betonte, angesichts der planerischen Unklarheiten sei es unverantwortlich, den Südflügel abzureißen oder Bäume im Schlossgarten zu fällen. Von einem ordentlichen Bauablauf könne keine Rede sein: „Das Ganze ist eher der verzweifelte Versuch der Bahn irgendwas, irgendwo und irgendwie zu bauen, auch wenn die Planung nicht fertig ist.“

Unterdessen blieb es am Wochenende am Bauzaun rund um den Südflügel herum ruhig. Die Polizei habe die Zahl der Einsatzkräfte gegenüber der Räumung des Geländes in der vergangenen Woche zwar erheblich reduziert, sei aber weiterhin präsent, sagte ein Polizeisprecher.