Den etablierten Parteien droht bei der Stuttgarter OB-Wahl Konkurrenz von einem Kandidaten der Stuttgart-21-Gegner. Gekürt wird er durch eine Online-Abstimmung.

Stuttgart - Den etablierten Parteien droht bei der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl Konkurrenz von einem Kandidaten der „Stuttgart 21“-Gegner. Auf dem Internetportal www.meisterbuerger.org hatten die Bürger der Stadt in den vergangenen Wochen mehrere Dutzend parteiunabhängige Kandidatenvorschläge für die Wahl am 7. Oktober gemacht, darunter finden sich zahlreiche prominente Gegner des umstrittenen Bahnprojekts.

 

Nach Angaben der Betreiber startet jetzt die Phase der Abstimmung. Alle vorgeschlagenen Männer und Frauen stünden auf der Internetplattform www.offenekommune.de bis zum 30. April zur Vorauswahl. „Jeder kann sich an dem vierwöchigen Prozess der Meinungsbildung beteiligen und uns mitteilen, wen sie oder er gerne als OB-Kandidaten hätte“, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

70 Kandidaten

Am Mittwoch lag die Zahl der möglichen Kandidaten bei knapp 70. Vorgeschlagen wurden unter anderen „Stuttgart 21“-Gegner wie der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne), die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender, der Stadtrat Hannes Rockenbauch (SÖS) und der Schauspieler Walter Sittler.

Auf der Liste im Internet finden sich auch die OB-Kandidaten von Grünen und CDU, Fritz Kuhn und Sebastian Turner (parteilos). Selbst Amtsinhaber Wolfgang Schuster (CDU) wurde vorgeschlagen, obwohl er sich entschieden hat, nicht erneut anzutreten. Andere Internetnutzer wünschen sich den Rapper Thomas D. oder den Direktor des Victoria and Albert Museum in London, Martin Roth, als neuen Bürgermeister.

Bekanntgabe Anfang Mai

Nach Ende der Vorauswahl werde der Kandidat mit den meisten Stimmen gefragt, ob er bei der Wahl antreten möchte, hieß es. „Das Ergebnis und das weitere Vorgehen werden wir Anfang Mai bekannt geben“, sagte der Sprecher.

Ein Kandidat der „Stuttgart 21“-Gegner könnte den Kandidaten der Grünen, Fritz Kuhn, entscheidende Stimmen im Kampf um den Einzug ins Stuttgarter Rathaus kosten. Viele „Stuttgart 21“-Gegner nehmen es den Grünen übel, dass sie das über vier Milliarden Euro teure Verkehrsprojekt - anders als bei der Landtagswahl 2011 versprochen - nicht verhindert haben.

Die Grünen in Stuttgart und Baden-Württemberg sind gegen „Stuttgart 21“. Bei einer Volksabstimmung im Herbst 2011 entschied sich aber eine Mehrheit von 58,9 Prozent der Baden-Württemberger dafür, dass das Land nicht aus der Finanzierung des Projekts aussteigt. Die Projektgegner verfehlten zudem das Quorum von einem Drittel der Stimmberechtigten um eine Million Stimmen. Damit sind die Grünen gezwungen, „S 21“ umzusetzen. Der Abriss des Südflügels am Stuttgarter Hauptbahnhofs hatte Ende Januar begonnen.