Wie klingt Heimat? Kirchenmusiker Detlef Dörner hat in der Stadtteilbibliothek Feuerbach die 50-minütige Klangcollage „Feuerbach akustisch“ präsentiert.

Feuerbach - Der Feuerbach gluckert, die Rathausglocke mahnt zur Eile, der Fahrstuhl schnurrt in den Untergrund, bis eine Stimme verkündet: „Bahnsteigebene, Tür ist geöffnet.“ So klingt Feuerbach – das Dorf, die Stadt, die Heimat: Für Kirchenmusiker Detlef Dörner, der die Klangcollage für die Kulturnacht 2007 erstellt hatte. Und nun auch für die Gäste, die sie am Donnerstag in der Stadtbücherei entdecken konnten.

 

Zuerst das Geräusch, dann das zugehörige Bild, so hielt es Dörner in seiner multimediale Betrachtung: Die Gäste sollten sich auf das Gehörte einlassen. Denn so altbekannt an diesem Abend beinahe alles war, so brandneu wirkte es: Normalerweise vermengen sich die Klänge des Alltags zum grauen Rauschen und werden weitgehend ausgeblendet. Bis der Kirchenmusiker 2007 der Frage nachging, wie Heimat eigentlich klingt.

Und so entstand eine Collage aus Geräusch und Bildern, eingebettet. Eingebettet darin ist das Gedicht „Onser Feuerbach“ von Karl Müller, Mundartdichter und Feuerbacher Urgestein. Müller rezitiert, Anne Appelmann legt Klarinettentöne darüber, ein „f“, ein „e“ und so weiter – bis die Musik, soweit möglich, das Wort Feuerbach buchstabiert, und das Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ erklingt. So geht es durch den Stadtbezirk, durch das alte Dorf, durch den Industriestandort – zu Fuß und in Echtzeit mit den Öffentlichen.

Eine abendfüllende Collage

Das Ergebnis war eigentlich in Ausschnitten bei der Kulturnacht zu betrachten gewesen. Die Collage abendfüllend zu zeigen, sei ein Wagnis gewesen, gab Detlef Dörner zu. Als aber das Licht wieder anging, hatten sich die Gäste alle wiedergefunden, auch Matthias Hambücher, der neue Pfarrer in Dörners Kirchengemeinde und erst zehn Wochen vor Ort: „Als es am Anfang geheißen hat, 50 Minuten nur hören, da war ich schon erschrocken.“ Aber dann sei es doch da gewesen – ein erstes, leises Heimatgefühl. Bei den Alteingesessenen ging dieses auch mit einer gewissen Wehmut einher, wie in der anschließenden Gesprächsrunde anklang. In den zehn Jahren, die seither vergangen sind, hat sich viel verändert: Die Stahlträger am Wilhelm-Geiger-Platz haben eine andere Farbe, die Haltestelle „Krankenhaus“ ist Geschichte und so weiter.

In der „postfaktischen“ Gegenwart war man angekommen, als die Sprache auf den Moscheebau an der Mauserstraße kam und auf ein Hetzpamphlet, das Stimmung unter den Bürgern machen sollte, wie Feuerbachs Bezirksvorsteherin Andrea Klöber berichtete: Gebaut werde im Rahmen der geltenden Bauvorschriften; so, wie es jedem Grundstücksbesitzer zustünde. Die Moschee werde dieselbe Größe haben wie zuvor und das Gebiet „städtebaulich aufwerten“.

Als Dörner erzählte, wie schwer es gewesen sei, das Waldesrauschen ohne störende Flugzeuggeräusche aufzunehmen, kam man überdies auf die zunehmende Lärmbelastung im und über dem Stadtbezirk zu sprechen. Dafür sei in der Realität auch der Feuerbach viel lauter, berichtet er: „Das klingt wie Wasserfall und ist nicht verwendbar.“ Auf die jedwede Geräusche des Alltags werden die Gäste auf dem Nachhauseweg jedenfalls besonders intensiv geachtet haben – zu Recht.

Kulturnacht Die Klangcollage mit allem was den Stadtbezirk ausmacht, wird noch einmal bei der Kulturnacht am 1. April zu erleben sein, von 19 bis 22 Uhr in der Lutherkirche im Burgenlandzentrum.

Chorprojekt Detlef Dörner plant überdies eine Neuauflage seines „Ich kann noch nicht singen -Chors“, ein zeitlich befristetes Projekt, in dem blutigen Anfängern die Grundlagen und die Freude am Chorgesang vermittelt werden. Die Treffen finden alle zwei Wochen in St. Laurentius-Gemeindesaal in Freiberg, Max-Brod-Weg 4 statt. Erster Termin ist am 8. Februar.

Infos Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0711 / 856 65 55 oder unter E-Mail aequinox@t-online.de.