Der Posaunist Henning Wiegräbe aus Stuttgart-Sillenbuch hat mit dem von ihm gegründeten Capricornus Ensemble die dritte CD mit Alter Musik veröffentlicht.

Sillenbuch - An CD-Aufnahmen war der Posaunist Henning Wiegräbe schon oft beteiligt. Er hat mit musikalischen Größen wie Cantus Cölln oder dem Dirigenten Ton Koopman Musik aufgenommen, er ist ein gefragter Solist bei internationalen Konzerten. Erstmals aber ist eine seiner Aufnahmen in der Sillenbucher Martin-Luther-Kirche entstanden. Gerade wurde die dritte CD des von ihm gegründeten Capricornus Ensembles veröffentlicht. Mit Bläserkollegen und den Sängerinnen und Sängern des Straßburger Ensembles Hortus musicalis geht Wiegräbe in diesen Tagen auf eine Konzertreise durch das Elsass und die Pfalz.

 

Der gebürtige Pfälzer begann seine Laufbahn im Posaunenchor von Neustadt an der Weinstraße. Schon während des Studiums in Hamburg und Karlsruhe war er mehr für Auftritte unterwegs als in den Hörsälen. Nach vielen Jahren Orchesterarbeit studierte er in Trossingen und in Basel Alte Musik. „Ich fand die Klänge toll. Es war, als ob man eine neue Sprache lernt“, sagt Wiegräbe. „Und außerdem ist man da Solist.“

Außerhalb der Alten Musik und des Jazz wenig Literatur

In der Alten Musik, so erklärt der Professor der Posaunenklasse an der Musikhochschule Stuttgart, kommt es auf „textiertes Spielen“ an: Die Instrumente verstärken oder ersetzen die Gesangsstimmen. „Das ist auch mit einem Blasinstrument zu machen. Ich muss mit der Posaune die menschliche Stimme imitieren“, beschreibt Wiegräbe sein Spiel. An der Alten Musik habe ihn vor allem das Feine, das Sängerische gereizt. Doch außerhalb der Alten Musik und des Jazz gibt es nur wenig Literatur für Posaunisten.

Seit sieben Jahren ist der Musikprofessor mit seiner Familie in Sillenbuch zu Hause. Für die Martin-Luther-Gemeinde hat er die Konzertreihe „So um 5“ ins Leben gerufen. Hier sollen Familien abseits der üblichen Kinderkonzerte Musik hören können, ohne sich schämen zu müssen, „wenn mal ein Kind kräht“. Für junge Talente eine Gelegenheit, mehr Routine zu entwickeln.

Transparenter und spontaner

Für das 2009 gegründete Capricornus Ensemble rief Wiegräbe Gleichgesinnte aus aller Welt zusammen, die er auf seinem Lebensweg getroffen hatte. Sie alle verbindet der Wunsch nach mehr Spontaneität. „Wenn ein Konzert genauso klingt wie das andere oder wie die CD, dann ist das schade“, findet der Posaunist. Diese Art der Interpretation sei erst mit dem Aufkommen der Historischen Aufführungspraxis möglich geworden. Man spiele heute transparenter, und das nicht nur, weil weniger Vibrato im Orchester zu hören sei.

Die Programme des Capricornus Ensembles drehen sich meist um dessen Namensgeber: Samuel Bockshorn (1628 bis 1655) war ein böhmischer Musiker, der seinen Namen latinisierte. Er war von 1657 an Hofkapellmeister in Stuttgart und ein vielseitiger Komponist. Zu seinen Lebzeiten waren seine Drucke und Handschriften weit verbreitet. Allerdings war seine Musik auch alles andere als leicht zu spielen. „Ziemlich virtuos, gerade in den kleiner besetzten Werken“, findet Wiegräbe. Mit Leonhard Lechner, einem gebürtigen Südtiroler, hat er einen zweiten Stuttgarter Hofkapellmeister des 16. Jahrhunderts in den Mittelpunkt gestellt.

Auf der neuen CD „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sind in der Hauptsache geistliche Konzerte von Capricornus zu hören. Neben den Instrumenten Geige, Dulzian (Vorläufer des Fagott), Theorbe (Lauteninstrument), Orgel und natürlich Posaune sind die Sopranistin Lydia Teuscher und der Bass Philip Niederberger vom SWR-Vokalensemble vertreten.

Das Capricornus Ensemble ist am Donnerstag, 19. Oktober, 19 Uhr, im Stuttgarter Fruchtkasten zu hören. In der Sillenbucher Martin-Luther-Kirche, Oberwiesenstraße 28, spielt das Ensemble am Samstag, 2. Dezember, um 19 Uhr weihnachtliche Musik von Claudio Monteverdi bis Samuel Capricornus. Die CDs des Ensembles sind unter info@capricornus-ensemble.de zu kaufen.