Ende Mai wird der Chefsessel im Rathaus in Stuttgart-Vaihingen frei. Wolfgang Meinhardt geht – und Stuttgarter Stadtbezirk braucht einen neuen Bezirksvorsteher. Einen Kandidaten gibt es bereits...

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Eine Überraschung ist es nicht gewesen. Und dennoch sucht Wolfgang Meinhardt nach Worten, wenn er gefragt wird, was ihm durch den Kopf geht, wenn er seine eigene Stellenanzeige sieht. „Das ist schwierig“, sagt er dann und fügt nach kurzem Nachdenken hinzu. „Da liest man die Zeilen und denkt: Das bist im Augenblick noch du.“

 

Seit Donnerstag ist die Stelle des Vaihinger Bezirksvorstehers ausgeschrieben. Die Anzeige steht unter anderem im Amtsblatt Stuttgart. Zum 1. Juni 2018 wird ein Nachfolger für Meinhardt gesucht. Denn dieser ist seit März 2016 in Altersteilzeit. Seitdem arbeitet er zwar nach wie vor 100 Prozent, bekommt aber nur noch einen Teil seines Gehalts. Am 1. Juni beginnt für ihn die passive Phase seiner Altersteilzeit. Dann ist er freigestellt, er bekommt aber das Geld, für das er sozusagen vorgearbeitet hat.

Ein interessanter und abwechslungsreicher Posten

Wehmütig wird Meinhardt nicht, wenn er daran denkt, dass er den Chefsessel im Bezirksrathaus bald räumt. „Ich habe mir das im Vorfeld lang überlegt und mit meiner Frau darüber gesprochen“, sagt er und ergänzt: „Ich freue mich darauf, mal wieder Klavier zu spielen und nicht nur daran vorbeizulaufen. Ich freue mich darauf, das zu lesen, was ich lesen will und auf die Termine zu gehen, auf die ich Lust habe. In der Vergangenheit habe ich schon immer wieder mal Freunde regelrecht verprellen müssen“, sagt Meinhardt. Dennoch habe ihm sein Job meistens Spaß gemacht. „Ich kenne viele Leute noch von früher, beziehungsweise sie kennen mich“, sagt Meinhardt. Wenn er Jubilaren zum Geburtstag gratuliere, werde er immer wieder gefragt: „Darf ich Du sagen?“

Bezirksvorsteher zu sein, sei ein unwahrscheinlich interessanter und abwechslungsreicher Posten. Und Vaihingen sei ein Stadtbezirk, in dem sich sehr viel bewege und verändere. „Mit so vielen unterschiedlichen Themen und Menschen hat man sonst, glaube ich, nirgends zu tun“, macht der noch amtierende Bezirksvorsteher ein bisschen Werbung für das Amt.

Die Stadt sucht einen erfahrenen Beamten

Laut der Stellenbeschreibung im Amtsblatt muss ein Bezirksvorsteher „eine kontaktfreudige, engagierte Persönlichkeit sein, die die Gemeinwesenarbeit und Beteiligung der Bürgerschaft in allen kommunalen Bereichen fördert sowie bürgerschaftliche Initiativen unterstützt“. Zudem soll die Person Erfahrung in der Personalführung mitbringen und einen ziel- und teamorientierten Führungsstil pflegen, den Bürgerservice kundenorientiert umsetzen sowie Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen besitzen. Die Stadt sucht einen erfahrenen Beamten des höheren Verwaltungsdienstes oder einen besonders qualifizierten Beamten des gehobenen Verwaltungsdienstes oder einen Bewerber mit vergleichbarer Qualifikation.

Nun gilt es abzuwarten, wie viele auf die Ausschreibung reagieren. Gegebenenfalls trifft die Verwaltung eine Vorauswahl, bevor sich die Kandidaten zunächst im Verwaltungsausschuss und dann im Bezirksbeirat vorstellen. Am Ende entscheidet der Gemeinderat, wer Bezirksvorsteher wird.

Folkmar Schiek möchte Bezirksvorsteher werden

Mindestens einen Aspiranten gibt es bereits. Dem Vernehmen nach hat Folkmar Schiek in den vergangenen Wochen bereits Bezirksbeiräte, Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter kontaktiert und darüber informiert, dass er sich bewerben wolle. Schiek ist im Stadtbezirk kein Unbekannter. Er ist selbstständiger Bestatter und Mediator. In Vaihingen engagiert er sich aktuell unter anderem als Vorsitzender des Ortshistorischen Vereins. Von 2014 bis April 2017 war er der Vorsitzende des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte. Dann kam es zum Bruch mit seinen Vorstandskollegen und Schiek trat zurück.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt Schiek, dass er sich auf die Stelle des Bezirksvorstehers bewerben wolle. Derzeit stelle er seine Unterlagen zusammen.