Die BW-Bank macht ihre Stuttgarter Filialen im Breuninger und in der Kronprinzpassage dicht. Dafür erntet das Institut vor allem Kritik aus dem Rathaus.

Stuttgart - Die BW-Bank schließt in der Stuttgarter City zwei ihrer fünf Filialen zwischen Hauptbahnhof und Wilhelmsplatz. Am Dienstagabend sind die etwa 30 betroffenen Beschäftigten unterrichtet worden. Die Zweigstelle Kronprinzstraße soll Mitte des Jahres aufgegeben werden, jene im Breuninger soll ein Jahr später folgen. Deren Vermieter teilte auf Anfrage mit, noch nicht informiert worden zu sein. Die BW-Bank ist das fürs Privatkundengeschäft zuständige Tochterunternehmen der Landesbank LBBW.

 

Durch die Bereinigung würden nur noch am Anfang und Ende der Königstraße Beratungsleistungen angeboten. Die Distanz zwischen Bahnhof und Wilhelmsbau beträgt 1,3 Kilometer. Die LBBW gehört zu 18,3 Prozent der Stadt, die 2009 eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro mittrug und 2012 stille Einlagen von 422 Millionen Euro in Eigenkapital umwandelte. Weitere Gesellschafter sind das Land und der Sparkassenverband.

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Die LBBW bestätigte die Schließungen. Sie platziere die Dependancen dort, wo es Kundeninteresse gebe. „Diese besuchen in der City vor allem die Filialen Klettpassage, Königstraße und Wilhelmsbau. Hier bündeln wir unsere Kräfte und bauen personell auf, vor allem in der Königstraße.“ Die Bank hat sich auch im Milaneo einquartiert. „Das Privatkundengeschäft gehört zur DNA der BW-Bank“, erklärt Sprecher Christian Potthoff. Es sei normal, Zusammenlegungen zu prüfen – und selbstverständlich müssten sich diese rechnen. Man bleibe aber trotz hoher Kosten aus Überzeugung eine Filialbank, „und wir sind uns unserer Funktion und Verantwortung als Sparkasse in der Stadt Stuttgart wohl bewusst“.

OB Kuhn war nicht informiert

Gewerkschaftssekretär Frank Harwel (Verdi) zeigte sich besorgt. Er hoffe, dass die Umstrukturierung sozial verträglich geschehe. Das sagte die LBBW zu. Es werde auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Harwel geht davon aus, dass in den nächsten Jahren die Banken infolge der Niedrigzinspolitik und geringen Margen im Passivgeschäft noch mehr Filialen schließen würden. Dass nun auch eine mit öffentlichem Geld gespeiste Bank ihre Kundennähe aufgebe, sei aber bedenklich.

OB Fritz Kuhn (Grüne) sagte, er sei „bedauerlicherweise über die Verlagerungen des Bankgeschäfts nicht – auch nicht über die Gründe – informiert“ worden. „Es wäre schon angemessen, wenn der Vorstand den Aufsichtsratsvorsitzenden rechtzeitig über eine solche Entscheidung in Kenntnis setzen würde.“ Kuhn sagte der StZ, er betone regelmäßig in den Gremien, „dass die BW-Bank ihre Sparkassenfunktion für die Landeshauptstadt wahrnimmt“.

FDP-Fraktionschef Matthias Oechsner meint, der Beratungsbedarf im Kundenverkehr nehme eher ab. Auch ältere Leute würden sich sehr gut mit den modernen Medien auskennen. Die Ausdünnung des Filialnetzes sei ärgerlich, aber eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Das unterstreicht auch Rose von Stein (Freie Wähler). Das Credo von Liberalen und Freien Wählern: Die Bank müsse ihre Kosten senken, auch Eigentümer und Kunden sollten dieses Interesse haben. Wichtig sei, dass alle Bezirke angemessen versorgt seien. Wer sich der Illusion hingebe, durch das Engagement der Stadt einen Einflusszuwachs aufs Tagesgeschäft der LBBW zu erhalten, träume von der nicht erstrebenswerten Stadtsparkasse.

Viele Stadträte halten die Schließung für einen Fehler

Diese Rückbesinnung auf die städtische Sparkasse fordert Hannes Rockenbauch (SÖS-Linke-Plus). Das städtische Engagement bei der LBBW liege in dieser Funktion begründet, sagt er. Dazu gehöre die Nähe zu Kunden, die nicht online seien, also arme und ältere Menschen. Mit der Ausdünnung „von nicht superprofitablen Filialen“ werde dies geopfert. Rockenbauch ärgert sich, als Aufsichtsrat nicht informiert worden zu sein. „Man zeigt uns Charts von erfolgreichen Auslandsgeschäften, verschweigt aber Filialschließungen. Was sollen wir Stadträte in diesem Aufsichtsrat?“

„Es ist immer bedauerlich, wenn Serviceleistungen eingeschränkt werden“, erklärt Peter Pätzold (Grüne). Er teilt die Ansicht der LBBW, dafür sei der Kunde verantwortlich. Wichtig sei der Erhalt der Geschäftsstellen in den Stadtteilen. SPD-Chef Martin Körner sagt, da viele Stuttgarter ihr Geld bei der LBBW hätten und die Stadt Gesellschafter sei, müsse die Bank „stabil und nachhaltig arbeiten“. Die Schließungen hält er für einen Fehler.

Für Lothar Maier (AfD) wirkt sich die Ausdünnung des Filalnetzes nachteilig auf die Kunden aus – „und auf die Banken“, da online kein Vertrauensverhältnis aufgebaut werde. Kundentreue sei nicht mehr zu erwarten. „Wer selbst im Stadtzentrum zur nächsten Filiale 20 Minuten gehen muss, wechselt besser gleich zu einer näher liegenden Bank. Der LBBW steht möglicherweise schmerzhaftes Lernen bevor.“ Käme es zu Schließungen, hätte die Bank den Rat hintergangen. In diesem Lichte müssten Entscheidungen neu gedacht werden.