Von Winfried Kretschmann bis zu Manuel Hagel – die Politspitzen des Landes kommen zur TV-Fastenpredigt von Christoph Sonntag. Im Interview sagt er, wie er seine Gäste einschätzt und wie wichtig Demokratie-Schulungen für junge Menschen sind.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Ausverkauft ist die Alte Kelter in Fellbach, wenn am Samstag, 17. Februar, 11 Uhr, Bruder Christophorus alias Christoph Sonntag der Politikprominenz bei der Produktion „Das jüngste Ger(i)ücht“ die Leviten liest. Das SWR-Fernsehen strahlt die Aufzeichnung, an der unter anderem Bernd Kohlhepp und Marco Rima mitwirken, am Sonntag, 18. Februar, 20.15 Uhr. aus

 

Herr Sonntag, zu Ihrer Fastenpredigt hat sich Winfried Kretschmann mit Cem Özdemir angekündigt. Bringt der Ministerpräsident gleich seinen Nachfolger mit?

Kretschmann bringt seine Gerlinde mit. Alle anderen kommen eigenständig daher. Bei jeder Aufzeichnung tummeln sich immer mindestens drei potenzielle Kretschmann-Nachfolger. Die werden sich alle wundern, wenn er irgendwann 2054 seinen Rückzug aus der aktiven Politik bekannt geben wird.

Aber auch Manuel Hagel ist da, der sich als neuer Kretschmann in Position bringt. Hat er das Zeug dafür?

Drei Prozent der Baden-Württemberger denken bei „Hagel“ nicht nur an lästige Körner, sondern auch an den nächsten möglichen Ministerpräsidenten. Das ist nicht viel, aber immerhin drei Prozent mehr, als Stoch und Rülke je erreichen könnten.

OB Frank Nopper steht ebenso auf der Gästeliste. Darf er Ihr Fass anstechen? Er muss ja mit dem Spott leben, dies sei seine Lieblingsbeschäftigung.

Er durfte schon mal und hat dabei seiner Frau Gudrun die Show gestohlen, die Chance ist jetzt durch. Diesmal müssen andere ran. Wer, wird nicht verraten.

Bald beginnt die Fastenzeit. Auf was verzichten Sie bis Ostern?

Ich habe das Fasten vorgezogen, das gelegentliche Rauchen komplett eingestellt, den Alkoholkonsum auf ein Minimum reduziert und zu meinem früheren Sportprogramm zurückgefunden – mehr Fasten wäre dann schon wieder Blasphemie angesichts all der schönen Gottesgaben, die dieses Leben zu bieten hat!

Welcher Ihrer Gäste muss sich bei Ihnen besonders warm anziehen?

Der heilige Bruder Christophorus ist frei von billigen Rachegelüsten und lebt nach dem Gotteswort: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ Je fauler diese im letzten Jahr waren, umso mehr Dresche gibt es. Aber natürlich müssen alle Angst vor dieser Abrechnung haben!

Sind Politikerinnen und Politiker Masochisten? Oder warum strömen die alle, wenn Bruder Christopherus sie sich vorknöpft?

Die Angst, etwas zu versäumen, ist offensichtlich größer - laut unserer Gästeliste. Aber natürlich ist es auch eine einmalige Veranstaltung mit tollem Programm, Vesper vom Metzger, feinem flüssigem Gold aus Ulm und großartigen regionalen Weinen. Das lockt offensichtlich eine Menge hinter dem Ofen vor.

Wenn Sie mal selbst Politiker sein dürften – welcher wäre das?

Es gibt Grenzen der Selbstverachtung, die ein Christoph Sonntag nicht unterschreitet. Ich kann die Frage nicht beantworten.

Und welcher Politiker hätte das Zeug, selbst mal Kabarettist zu sein?

Da fällt mir natürlich sofort der gute Günther Oettinger ein. So viel Mutterwitz kombiniert mit ungewollter Komik! Ich möchte ihn schon seit Jahren mit einem gemeinsamen Programm auf die Bühne holen. Da wurde jahrzehntelang ein Talent verschleudert!

Die AfD steht nicht auf der Gästeliste. Wurde sie bewusst nicht eingeladen? Oder versteht die AfD keinen Spaß?

Bruder Christophorus sieht das so: Politiker dürfen Mist machen. Sie sind Menschen und Menschen machen Fehler, geschenkt. Aber man darf nicht die Grenzen überschreiten wie die AfD. Meine Gäste müssen fest mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verbandelt sein, denn die ist Bruder Christophorus heilig. Alle, die das auch so sehen, sind zur Fastenpredigt eingeladen. Alle anderen nicht.

Man hört gerade oft, jetzt sei die Stunde der Demokraten. Wird das auch Thema bei Ihnen sein? Und wenn ja, was können wir leisten, damit Deutschland demokratisch bleibt?

Oja und jetzt mal ganz ernst: Wo sind wir hingekommen, dass die Frage, wie Deutschland „demokratisch bleibt“ überhaupt eine Relevanz bekommen hat? Die Demokratie ist unsere Matrix, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg und der Rolle Deutschlands dabei. Da gibt es überhaupt keine Diskussion! Das hat übrigens die „Stiphtung Christoph Sonntag“ schon 2019 gesagt, als sie zusammen mit der „Landeszentrale für politische Bildung“ für Jugendliche Demokratie-Schulungen veranstaltet hat. Dafür müssen wir jetzt alle kämpfen! Mit aller Kraft! Christophorus wird das ganz deutlich zur Sprache bringen.