Nach einem frühen Rückstand treffen Müller und Marchese in Halle zum 2:1, welches die Stuttgarter Kickers in der zweiten Halbzeit geschickt verteidigen. In der Tabelle der dritten Liga sind die Kickers jetzt Vierter.

Halle - Die Lautsprecher waren auf Maximum gestellt: „Atemlos“ sang Helene Fischer aus den Boxen in der Mannschaftskabine der Stuttgarter Kickers. So laut, dass die Mauern des gerade einmal knapp zwei Jahre alten Erdgas Sportparks des Halleschen FC in ihren Grundfesten erzitterten. Mit einem 2:1- (1:1-)Sieg haben sich die Kickers nach ihrem viel beachteten DFB-Pokalauftritt gegen Borussia Dortmund in der dritten Liga zurückgemeldet. „Bis letzten Dienstag hat der Pokal noch nachgewirkt. Doch seit Mittwoch waren die Jungs auf die Aufgabe in Halle fixiert“, sagte ein sichtlich erleichterter Kickers-Trainer Horst Steffen.

 

Der Coach hatte mit Ausnahme des Wechsels im Tor zu Korbinian Müller jener Besetzung vertraut, die sich gegen den BVB so achtbar aus der Affäre gezogen hatte. Und mit Ausnahme der ersten sechs Minuten, in denen die Kickers den 0:1-Rückstand durch Sascha Pfeffer (6.) verkraften mussten, machten sie auch dort weiter, wo sie gegen den deutschen Vizemeister aufgehört hatten. Sie ließen den Ball laufen, boten ein schnelles und variables Passspiel und hatten bereits drei Minuten nach dem 0:1 damit Erfolg, als Gerrit Müller nach dem schönsten Stuttgarter Spielzug des gesamten Spiels das 1:1 gelang. Der schnelle Ausgleich war der erste von zwei psychologisch günstigen Momenten, von denen die Kickers in dieser Partie profitierten.

Der Hallesche FC wird stärker

In der Folge hatten die Gäste die Partie im Griff, versäumten es jedoch durch Elia Soriano (11.) und Nick Fennell (16.) nachzulegen. „Bis zur 30. Minute war das alles in Ordnung“, sagte Steffen, „aber danach mussten wir auf Verteidigung umstellen, weil Halle deutlich stärker wurde.“ Und nun stand auch Fortuna den Gästen zur Seite: bei einem Kopfball von Marcel Baude (25.) an den Pfosten und einem Freistoß von Andy Gogia knapp am Winkel vorbei.

Der zweite psychologisch günstige Moment für die Gäste führte dann bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff zum Endstand. Gleich vier Hallenser konnten das freche Solo von Besar Halimi nicht verhindern, ehe der HFC-Verteidiger Robert Schick schließlich ein Bein dazwischen stellte und Halimi dieses Geschenk im Strafraum dankbar annahm. Enzo Marchese verwandelte den Strafstoß gewohnt sicher (47.) und musste sich mit seinen Männern für den Rest der Partie dann fast ausschließlich um die Defensive kümmern. Denn Torchancen für die Kickers gab es im zweiten Spielabschnitt nicht mehr. „Wir haben uns von dem schnellen Rückstand nicht beeindrucken lassen, zügig den Ausgleich erzielt und dann die erste Halbzeit auch gut nach Hausse gebracht“, sagte Marchese. Er merkte aber wie sein Trainer auch an, „dass in der zweiten Halbzeit die Bude gebrannt hat und wir auch ein wenig Glück hatten“.

Gerrit Müller steht dicht vor der Gelb-Roten Karte

Bei Distanzschüssen der Hallenser Schick und Marcel Franke warfen sich gleich mehrere Stuttgarter mit letztem Einsatz in den Ball. Und wer weiß, wie die Begegnung zu Ende gegangen wären, wenn Steffen seinen Heißsporn Gerrit Müller nach 50 Minuten nicht „eingefangen“ hätte und dieser, so wie es nach seinem zweiten groben Foulspiel eigentlich hätte passieren müssen, mit Gelb-Rot vom Platz geflogen wäre. Aber auch so mussten die Kickers bis in die Nachspielzeit zittern, als ein Kopfball von Tim Kruse nur um Zentimeter an Müllers Gehäuse vorbei strich.

Trotzdem zollte HFC-Trainer Sven Köhler, der sich bereits für die die dritte Heimniederlage rechtfertigen musste, dem Sieger ein Lob: „Wir haben heute gegen eine sehr gute Mannschaft verloren und man hat in der ersten Halbzeit gesehen, warum sie dem BVB Paroli geboten haben“, so Köhler.