Die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann lässt die Risikopartie der Kickers Ende September gegen die Karlsruher kurzfristig verlegen. Jetzt sollen die Stuttgarter in der Mercedes-Benz-Arena spielen. Das trifft den Verein völlig unerwartet.

Stuttgart - Es ist seit dem Aufstieg in der vergangenen Saison klar gewesen, dass die Stuttgarter Kickers in diesem Herbst den aus der zweiten Liga abgestiegenen Karlsruher SC empfangen würden. Auch hat man von Anfang an gewusst, dass die Polizei die Partie als ein Risikospiel einschätzt – die deswegen besser nicht auf der Waldau ausgetragen werden sollte. Zunächst hatte es jedoch so ausgesehen, als ob die Stadt allen Bedenken der Stuttgarter Polizei zum Trotz die Partie im Gazi-Stadion erlauben würde.

 

Erst als sich nun zweieinhalb Wochen vor dem am 29. September angesetzten Spiel der Landespolizeipräsident Wolf-Dietrich Hammann zu Wort meldete, teilte die Stadtverwaltung offenbar die Bedenken der Ordnungshüter. Die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann schrieb den Kickers am Donnerstag, dass sie entschieden habe, die Degerlocher müssten umziehen. Der Verein solle sich mit dem VfB Stuttgart in Verbindung setzen, um in dessen Mercedes-Benz-Arena zu spielen. Auch wenn sie wisse, dass diese Entscheidung die Kickers finanziell hart treffen werde und nun doch sehr kurzfristig vor dem Spiel gefallen sei, müsse sie „der Empfehlung der Polizei leider nachkommen“, schreibt Eisenmann an den Kickers-Präsidenten Rainer Lorz.

Die Polizei hat aus mehreren Gründen Bedenken. Grundsätzlich wegen des schlechten Rufs der Karlsruher Fans, die auch in der laufenden Saison durch ihr ruppiges und zum Teil gewaltbereites Verhalten negativ aufgefallen sind. Das Gazi-Stadion, sei zudem „sehr ungünstig“, sagt Stefan Keilbach, der Pressesprecher der Polizei. Man könne weder beim Weg ins Stadion noch in der Arena die rivalisierenden Fans voneinander fernhalten.

Bei den Kickers zeigte man sich überrascht

Hinzu kommt, dass das Spiel nicht das einzige Ereignis ist, für dessen reibungslosen Ablauf an jenem Samstag die Polizei gebraucht wird. Nicht nur feiern die Stuttgarter parallel auf dem Wasen das Volksfest. „Es sind auch zwei Demonstrationen angemeldet“, erläutert Keilbach, eine mit 10 000, eine mit rund 2000 Teilnehmern, die sich am Vorabend des 30. September im Schlossgarten treffen wollen – um an den Schwarzen Donnerstag zu erinnern, bei dem vor zwei Jahren ein Polizeieinsatz gegen Stuttgart-21-Gegner völlig aus dem Ruder gelaufen war. Auch dort müsse die Polizei präsent sein, auch das binde Kräfte. Aus Sicht der Polizei wäre statt eines Umzugs daher auch ein anderer Termin für das Risikospiel eine Lösung gewesen. Einen Umzug nach Hoffenheim oder Reutlingen hätten die Kickers abgelehnt.

Bei den Stuttgarter Kickers zeigte man sich über die jüngste Entwicklung überrascht, nachdem man Anfang des Monats nach Gesprächen mit der Stadt und Polizei alle geforderten Sicherheitsmaßnahmen für das Gazi-Stadion akzeptiert hatte. Der nun von geforderte Umzug in die Mercedes-Benz-Arena wäre mit Mehrkosten von etwa 80 000 Euro verbunden – und möglicherweise weniger Zuschauern. Allein schon deshalb wehrt sich der Verein. „Sollte es so sein, dass wir gegen den KSC nicht im Gazi-Stadion spielen können, würde das für uns organisatorisch wie auch finanziell einen immensen Kraftakt bedeuten“, sagt der Präsident Rainer Lorz.

Eine Verlegung der Partie auf einen neuen Termin kommt offensichtlich deshalb nicht infrage, weil die Zentrale Informationsstelle der Polizei (Zis) das brisante Drittligaspiel am selben Tag austragen will, an dem auch der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart beim 1. FC Nürnberg im Einsatz ist. Mit den Roten sind die KSC-Fans besonders zerstritten. Sollte das Drittligaspiel tatsächlich in der Mercedes-Benz-Arena stattfinden, stünde allerdings zu befürchten, dass einige der hart gesottenen VfB-Fans vielleicht sogar auf die Fahrt nach Nürnberg verzichten. Für Zündstoff wäre also so oder so gesorgt.