Mehr als 30 Millionen Euro sind im aktuellen Haushalt für die Feuerwehr eingeplant. Ein Großteil davon ist aber für den Neubau der Wache in Möhringen vorgesehen. Die Feuerwehrleute im Stuttgarter Norden sind unzufrieden – es fehlt an Personal, Bekleidung und technischem Gerät.

Stuttgarter Norden - Mehr als 30 Millionen Euro haben die Stadträte im Rahmen der vergangenen Haushaltsberatungen für die Branddirektion beschlossen. „Ich bin mit dem Ergebnis hochzufrieden“, sagt der Leiter der Stuttgarter Branddirektion Frank Knödler. Allein knapp 24 Millionen Euro werden in den Abriss der Feuerwache 5 in Degerloch und deren Neubau am Standort Möhringen investiert. Für weitere 4,5 Millionen Euro wird die Technik in der Leitstelle saniert. Und das Budget für Dienst- und Schutzkleidung wurde fürs laufende Jahr um 500 000 Euro erhöht. Die beantragten Stellen seien aber leider nicht bewilligt worden, sagt Knödler.

 

Bei der Botnanger Wehr herrscht Frustration

Bei den Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehren im Stuttgarter Norden hält sich die Freude über das Ergebnis der Haushaltsberatungen eher in Grenzen. „Wir sind frustriert“, sagt etwa der Botnanger Kommandant Frank Epple. Das meiste Geld sei in Gebäude investiert worden. „Aber das notwendige Personal, um unsere Leute auch auszubilden, das fehlt“, ärgert sich Epple. Zudem sei zu wenig Geld für Schutz- und Dienstkleidung vorhanden. „Wir reden hier nicht über irgendeinen Luxus. Ich will nur vernünftig arbeiten können und die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr auch gesichert wissen.“ Wenn die Mitglieder der Abteilung nicht so ein großes Engagement an den Tag legen würden und sie sich nicht so gut in der Truppe aufgenommen fühlen würden, täte sich Epple schwer, die Ehrenamtlichen von der Freiwilligen Feuerwehr zu überzeugen. „Irgendwann gehen einem die Argumente aus“, sagt Epple. „Das ist so, als möchte jemand Fußball spielen und man muss ihm sagen, dass es keinen Platz gibt, keine Tore, keinen Trainer und die Ausrüstung irgendwann später kommt.“

Das Dach der Feuerbacher Wache ist marode

Auch in Feuerbach liegt einiges im Argen. Es geht um bauliche Defizite und personelle Engpässe. Die Liste der Mängel, die Peter Klumpp, der Wachabteilungsführer bei der städtischen Feuerwache IV in Feuerbach, auflistet, ist lang. Das Dach des 1927 errichteten und denkmalgeschützten Feuerwehr-Gebäudes an der Leobener und Bregenzer Straße ist schon seit langem marode. Dazu gesellen sich seit dem Sommer dringend sanierungsbedürftige Schäden an der Fassade im Bereich der Bregenzer Straße 45: „Dort haben sich Teile des Verputzes und der Mauerfugen von der Fassade gelöst. Damit Passanten nicht durch herabfallende Stücke gefährdet werden, wurde an diesem Gebäudeteil ein Baugerüst mit Schutznetz aufgebaut“, berichtet Klumpp. Die einfach verglasten Fenster stammen teilweise noch aus den 1950er Jahren: Es gebe Stellen, da könne man problemlos einen Kugelschreiber durchstecken, so Klumpp weiter. Zudem hat sich der Asphalt im Innenhof abgesenkt. Und in die gerade mal 2,35 Meter hohe Fahrzeughalle passen nur solche Löschfahrzeuge, die keinen allzu hohen Aufbau haben. Instandgesetzt werden müssten auch die Ausfahrtstore: „Sie entsprechen nicht den erforderlichen Vorschriften und Richtlinien“, sagt Klumpp. Und auch bei der Ausstattung mit Tablet-PCs, die bei Einsätzen vor Ort wichtige Detailinformationen liefern können, sieht es bei der Stuttgarter Feuerwehr schlecht aus. „Da sind wir nicht up to date.“

In Stammheim ist der Fuhrpark veraltet

Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Stammheim sind zumindest die größten baulichen Nöte beseitigt, wenn der Neubau im April wie geplant eröffnet wird. Nachholbedarf gibt es allerdings in Sachen Fuhrpark: „Weil unser altes Feuerwehrhaus zu klein für moderne Fahrzeuge ist, sind unsere Löschfahrzeuge völlig veraltet“, sagt Kommandant Christian Frey. Das jüngste ist 25 Jahre alt, die beiden anderen sind Baujahr 1983 und 1984. „Für manche bekommt man nicht mal mehr die nötigen Ersatzteile.“ Einziger Lichtblick: der Mannschaftswagen, ein VW-Bus aus dem Jahr 2012. Für verbesserungswürdig erachtet Frey auch die Kommunikationsmittel. „Uns fehlen vier Handsprechfunkgeräte, um jeden Einsatztrupp mit einem Gerät auszurüsten.“ Auch für die Arbeit im Büro fehlt es: „Wir haben weder PCs noch Laptops und stecken sozusagen im Papierzeitalter.“ Wöchentlich erhalte der Kommandant schriftliche Dienstanweisungen von der Branddirektion – klassisch, per Post.

Dicke Luft in der Zazenhäuser Fahrzeughalle

„Richtig zufrieden können wir nicht sein“, sagt Udo Lorenz, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Zazenhausen. Grundsätzlich wünscht er sich, dass die Stadt das Ehrenamt besser fördert. Was die Zazenhäuser Floriansjünger im Speziellen angeht, so brauche man endlich neue Ausgehuniformen. Die Kameraden der Wehren außerhalb Stuttgarts seien bereits damit ausgerüstet, in Zazenhausen hingegen müsse man noch die gut 20 Jahre alten Sachen tragen. „Die Uniform dient zur Identifikation mit der Feuerwehr Stuttgart“, sagt Lorenz. Die Einsatzjacken seien zwar neuer, es gebe aber nur eine Garnitur. Ist die in der Wäsche, dann sei Not am Mann. Mit dem Zazenhäuser Fahrzeugpark ist Lorenz soweit zufrieden. Zwar sei der älteste Wagen 26 Jahre alt, ihn brauche man aber nicht oft. Insgesamt stehen vier Fahrzeuge in der Mehrzweckhalle. Nur eines davon hat aber die grüne Abgasplakette, die anderen drei haben gar keine. So ähnlich, das erläutert Lorenz, sehe es leider in ganz Stuttgart aus. Dicke Luft herrscht auch, wenn sich die Feuerwehrleute vor einem Einsatz neben den Fahrzeugen, deren Motoren bereits laufen, umziehen. Da die Halle nicht mit einer Absauganlage ausgestattet ist, sind die Feuerwehrmänner und -frauen den Abgasen ausgesetzt. Zudem, das kritisiert Lorenz, würden sich die Schadstoffe im Laufe der Zeit immer mehr in der Halle ablagern.

Am Weilimdorfer Feuerwehrhaus wächst Moos aus der Fassade

Auch Dietmar Weber, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weilimdorf, hat an seinem Fuhrpark nichts auszusetzen. Erst im vergangenen Jahr wurde der Weilemer Wehr ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug übergeben. Und auch das im Mai 2008 eingeweihte Feuerwehrhaus an der Glemsgaustraße ist noch recht neu. Allerdings gibt es dort Baumängel, die schon länger bekannt sind, unter anderem bröckelt der Putz, wodurch Feuchtigkeit eindringt. Schon zweimal hat der Weilimdorfer Bezirksbeirat die Verwaltung aufgefordert, die Mängel zu beheben. Im Januar 2014 habe er vom zuständigen Bürgermeister Michael Föll die Nachricht bekommen, dass die Verwaltung sich darum kümmere, passiert sei bislang aber nichts, sagt Weber: „Vorne an der Fahrzeughalle wächst schon Moos aus der Fassade.“

Unzufrieden ist Weber auch mit der Personalsituation. So sei zwar beschlossen worden, die Freiwillige Feuerwehr mit Computern auszustatten, eine halbe Stelle, um die Rechner einzurichten und zu warten, sei allerdings abgelehnt worden. Sich wie bislang mit privaten Computern zu behelfen sei wegen des Datenschutzes aber nicht mehr gewünscht. Außerdem sei für eine für die Ausbildung junger Feuerwehrleute beantragte Stelle kein Geld bewilligt worden, sagt Weber. Dadurch verschiebe sich die Grundausbildung teils um ein ganzes Jahr, ein reibungsloser Übergang von der Jugendfeuerwehr zur Abteilung der Aktiven sei so schwer möglich. „Das ist aus meiner Sicht fürs Ehrenamt nicht förderlich“, sagt der Weilimdorfer Kommandant.