Im neuen Bosch IT-Campus in Stuttgart-Feuerbach bündelt der Technologiekonzern seine IT-Kompetenz. Insgesamt arbeiten dort rund 2000 Mitarbeiter. Architektur und Räumlichkeiten sollen dazu beitragen, dass auf dem Campus ein Gründergeist wie in der Start-up-Szene herrscht.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Informationstechnologie (IT) wird für den Stuttgarter Technologiekonzern und weltgrößten Autozulieferer immer wichtiger, denn internetfähige Produkte und datenbasierte Dienstleistungen tragen immer stärker zum Bosch-Wachstum bei. Entsprechend ändere sich auch die Rolle der IT. „Ging es früher hauptsächlich darum, die weltweite IT-Infrastruktur von Bosch zu erweitern, Anwender zu unterstützen, PCs oder Monitore bereitzustellen, konzentriert sich der Bereich immer stärker darauf, innovative IT- und Softwarelösungen voranzutreiben“, sagt Stefan Asenkerschbaumer, Bosch-Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, bei der Eröffnung des neuen Campus. Der soll den Transformationsprozess von Bosch hin zu einem IoT-Unternehmen – IoT steht für das Internet der Dinge – beschleunigen. „Hier schlägt das Herz der IT von Bosch“, sagt Asenkerschbaumer.

 

Der Campus ist das neue IT-Kompetenzzentrum von Bosch zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle – der zentrale Hub, weil hier die Fäden der weltweiten Bosch-IT zusammenlaufen. Er vereine das Beste aus zwei Welten, so der Bosch-Vizechef. Zu den Produkten und Erfahrungen eines über Jahrzehnte etablierten Technologiekonzerns komme die Dynamik eines jungen IT-Unternehmens. „Zudem ist der Neubau ein weiteres klares Bekenntnis zum Standort Stuttgart“, sagt Asenkerschbaumer. In der Region Stuttgart beschäftigt Bosch fast 35 000 Mitarbeiter.

Bosch und das Internet der Dinge

Bosch sieht sich als Treiber der Mobilität von morgen und der Vernetzung über das Internet der Dinge. Das weltweite Marktvolumen für das Internet der Dinge wird nach Angaben von Asenkerschbaumer bis 2020 um jährlich 35 Prozent auf 250 Milliarden Dollar wachsen. Im Zeitalter des Internets der Dinge (IoT) will Bosch eine führende Rolle einnehmen. Bereits heute sind rund 50 Prozent aller elektronischen Produkte von Bosch internetfähig, bis 2020 sollen es alle sein. Dazu müssen die Produkte mit entsprechenden Sensoren ausgestattet sein. Täglich fertigt Bosch 4,5 Millionen mikromechanische Sensoren – die unter anderem auch in Smartphones stecken.

„Unsere IT wandelt sich vom Kostenfaktor zu einer Kernkompetenz. Denn sie wird Teil des Produktes und seiner begleitenden Services“, sagt Elmar Pritsch. Der 48-jährige Informatiker verantwortet die Bosch-IT mit weltweit mehr als 7500 Mitarbeitern – von denen nun 2000 im neuen Campus in Feuerbach arbeiten.

Was dahinter steckt? Ein Beispiel: Wenn sich Waschmaschine und Trockner automatisch einschalten sobald die hauseigene Solaranlage den Strom dafür liefert, spart das Energiekosten. Werden die Geräte zudem per Ferndiagnose regelmäßig geprüft und gewartet, lassen sich Raparaturkosten deutlich verringern. Doch Services wie Ferndiagnose und -wartung funktionieren eben nur, wenn Produkte über das Internet der Dinge vernetzt sind.

Inspirierende Arbeitsumgebung mit Sofaecken und Tischkicker

Neue Arbeitsformen sollen diesen Wandel in Zeiten von Vernetzung und Industrie 4.0 beschleunigen. Lichtdurchflutete Räume, Sofaecken, Tischkicker und Tischtennisplatte, offene Büroflächen, Gesprächsinseln und Lounges sollen für ein „hochattraktives Arbeitsumfeld“ und eine „inspirierende Arbeitsumgebung“ im IT-Campus sorgen. Die Symbolik des Gebäudes mit seiner geschwungenen, gläsernen Außenfassade stehe für die neue Offenheit, sagt Pritsch. Gerade für junge Talente sei es heute entscheidend, wie spannend das Umfeld sei, sagt Pritsch. Weitere IT-Experten werden gesucht – im „vierstelligen Bereich“, wie Pritsch sagt. Was Bosch dabei auszeichne, sei die Bandbreite der Themen, die das Unternehmen abdecke.

Investition von 90 Millionen Euro

Für das Gebäude mit fünf Etagen und einer Höhe von rund 24 Metern sowie einer Fläche von 35 000 Quadratmetern hat Bosch auf einem vorhandenen Grundstück rund 90 Millionen Euro investiert. Begonnen wurde mit dem Bau im Juni 2015, die ersten Gebäudeteile wurden im Januar 2017 bezogen.Der IT-Campus ist neuer Hauptsitz des Zentralbereichs Information Systems and Services (Bosch-IT). Hier wurden alle zentralen IT-Funktionen gebündelt, die bisher über den Großraum Stuttgart verteilt waren.