Die FDP im Landtag fordert Auskunft über die Umsiedlung der Reptilien, die in Untertürkheim dem Bau von Stuttgart 21 im Weg sind und deshalb auf den Killesberg umgesiedelt werden sollen. Anwohner fühlen sich nach wie vor schlecht informiert.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Stuttgarter Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) hat der grün-schwarzen Landesregierung einen umfangreichen Fragenkatalog unter der Überschrift „Untertürkheimer Mauereidechsen in der Feuerbacher Heide“ vorgelegt. Bei der Umsetzung des Projekts Stuttgart 21 sind die Tiere in Untertürkheim im Weg. Die Arbeiten, mit denen eine Wiese am Killesberg in ein neues Zuhause für die Reptilien umgewandelt wird, haben Anwohner unvorbereitet getroffen und damit auf den Plan gerufen.

 

Frage nach der Wiese als Kaltluftgebiet

In ihrer Kleinen Anfrage verlangt Reich-Gutjahr von der Landesregierung nun unter anderem Auskunft darüber, welche „verantwortliche Stelle“ die „Entscheidung zugunsten der Feuerbacher Heide“ getroffen habe. Zudem will die Liberale wissen, welche anderen Habitate in Betracht gezogen wurden. In ihrem Fragenkatalog verweist Reich-Gutjahr auch darauf, dass die Feuerbacher Heide „im städtischen Klimaatlas dezidiert als geschütztes Kaltluft-Erzeugungsgebiet ausgewiesen ist“ und wie die Landesregierung die sich daraus abgeleitete Kritik bewertet, das sie „für Reptilien aufgrund der mikroklimatischen Verhältnisse weitgehend ungeeignet“ sei. Die Fragestellerin interessiert sich außerdem für Gründe, die gegen eine Ansiedlung der Tiere „in ein mutmaßlich kostengünstigeres Habitat außerhalb des Stuttgarter Stadtgebiets“ gesprochen hätten. Sie führt Stellen nahe am Fundort an, die auf Esslinger Gemarkung liegen.

Die zehn wichtigsten Fakten zum umstrittenen Bauprojekt Stuttgart 21 sehen Sie im Video:

Nachbarn fahnden nach Informationsschreiben

Wenig begeistert sind weiterhin die Nachbarn der Wiese, auf der fast 15 000 Tonnen Material verteilt werden, von der Aktion – und von der Informationspolitik. Die Projektpartner von Bahn, Land, Stadt und Region wollten Aufklärung leisten und haben Mitte August einen Handzettel verteilen lassen. Die Aktion hat aber wenig zur Beruhigung beigetragen, da die Info-Schrift wohl nicht flächendeckend zugestellt worden ist. Wolfgang Rolli, Anwohner und Initiator der Proteste, sah sich deshalb veranlasst, am vergangenen Freitag in einer Stadtteilausgabe der Stuttgarter Zeitung per Inserat nach den Informationsschreiben zu fahnden.

Die nächste Chance zur Aufklärung bietet sich diese Woche: Vertreter der Bahnprojektgesellschaft Stuttgart–Ulm (PSU), die S 21 und die Neubaustrecke nach Ulm baut, treffen sich mit Anwohnern, um die Umsiedlungspläne im Detail zu erläutern.