Der Stadtbahnunfall, bei dem im Februar 2012 in der Nähe der Haltestelle Riedsee zwei Gleisarbeiter getötet worden sind, hat ein juristisches Nachspiel. Von Dienstag an müssen sich drei Angeklagte vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Stadtbahnunfall, bei dem im Februar 2012 in der Nähe der Möhringer Haltestelle Riedsee zwei Gleisarbeiter getötet worden sind, hat ein juristisches Nachspiel. Von Dienstag an müssen sich eine Stadtbahnfahrerin, ein Bauleiter und ein weiterer Kollege, dem die Sicherheitsaufsicht der Baustelle an den Schienen oblag, vor dem Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Fahrerin vor, zu schnell auf die Unfallstelle zugefahren zu sein. Der Bauleiter und der Sicherheitsbeauftragte, die beiden anderen Angeklagten, sollen die Baustelle falsch eingeschätzt und nicht ausreichend gesichert haben. Da Maschinen eingesetzt waren, hätte ein dritter Kollege die Arbeiter mit einem Signal vor der Bahn warnen müssen.

 

Insgesamt sind bei Stadtbahnunfällen im vergangenen Jahr sechs Menschen in Stuttgart um Leben gekommen. In der Verkehrsunfallstatistik der Polizei werden aber nur vier auftauchen, da der Unfall, bei dem die beiden Gleisarbeiter ums Leben kamen, ein Arbeitsunfall ist und sich nicht im Straßenverkehr ereignete.

Diskussionen über die Sicherheit

Die hohe Zahl von tödlichen Unfällen auf Stadtbahnschienen im vergangenen Jahr hatte Diskussionen über die Sicherheit aufkommen lassen. Dabei zeigt der Blick auf die Statistik, dass es keinesfalls regelmäßig derart viele schwere Zwischenfälle mit den Bahnen in der Stadt gibt. Im vorigen Jahr starben sechs Menschen, die von Stadtbahnen überfahren worden waren. Im Jahr 2011 wurde ein Fußgänger tödlich verletzt, 2010 waren es vier Personen.

Der Unfall, bei dem die zwei Schienenarbeiter ums Leben gekommen waren, fällt nicht nur statistisch aus der Reihe. Er ist auch der einzige, der für Beteiligte juristische Konsequenzen hat. In den anderen vier Fällen waren Fehler der drei Fußgänger und eines Radfahrers die Ursache gewesen – die Fahrer traf keine Schuld. Insgesamt wird die Zahl der Unfälle mit Stadtbahnen im Jahr 2012 wohl über der des Vorjahres liegen. Die endgültigen Zahlen liegen zwar noch nicht vor, doch laut Polizei war Ende November bereits die Gesamtzahl des Vorjahres erreicht. Auch in anderen Städten im Land gibt es Schwankungen bei der Zahl der schweren und tödlichen Unfälle mit Stadtbahnen. Im vergangenen Jahr kam in Mannheim eine Frau zu Tode, weil sie über eine Fußgängerfurt gerannt war und dabei die Bahn nicht gesehen hatte. In der Stadt Karlsruhe, die ebenfalls ein vergleichbares Netz hat, ist die Zahl schwerer Stadtbahnunfälle mit Verletzten von 55 auf 68 deutlich gestiegen, die Zahl der Verletzten sogar um 49 Prozent von 59 auf 88 Personen.