Das Hawk-Eye-System findet Einzug in die Fußball-Bundesliga. Bei der DFL-Mitgliederversammlung hat sich am Donnerstag eine Mehrheit für die Torlinientechnik ausgesprochen.

Frankfurt/Main - Tor oder nicht Tor? Ab der kommenden Bundesliga-Saison entscheidet über diese Frage im Land des Weltmeisters nicht mehr der Schiedsrichter, sondern die Technik. Mit 15:3 Stimmen beschlossen die Vereine des Fußball-Oberhauses am Donnerstag die Einführung der Torlinientechnologie zum 1. Juli 2015. Die noch nicht von der Technik-Revolution betroffenen Zweitligisten stimmten der entsprechenden Änderung der Satzung der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit breiter Mehrheit zu.

 

„Ich glaube, dass es für den deutschen Fußball ein Schritt nach vorne und eine zusätzliche Hilfe für die Schiedsrichter im Hinblick auf die Fehlerfreiheit bei Entscheidungen ist“, kommentierte Ligapräsident Reinhard Rauball das überraschend klare Abstimmungsergebnis.

Den Zuschlag für die nächsten drei Jahre erhielt das Hawk-Eye-System (Falkenauge), das derzeit bereits in der englischen Premier League zum Einsatz kommt. Die Kosten sollen sich laut Andreas Rettig, DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb, auf weniger als 8000 Euro pro Spiel belaufen. Damit müssen die Vereine in einer Saison lediglich rund 135 000 Euro für die Technik berappen. „Wir haben einen exzellenten Preis erzielen können“, frohlockte Rettig.

Auch wenn die 2. Liga noch nicht mit im Boot sitzt, soll die Technik künftig auch in den Relegationsspielen die Torlinie überwachen. „Bei einem besonderen Charakter eines Spiels sollte sie zum Einsatz kommen“, erklärte Rettig. „Wir werden die mobilen Möglichkeiten mit dem Anbieter besprechen.“ Rettig kündigte zudem Verhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund über einen Einsatz der Technik im DFB-Pokal an. „Wir werden uns an einen Tisch setzen und schauen, dass wir eine vernünftige Lösung hinbekommen“, versprach er.

In der dreistündigen Sitzung in einem Frankfurter Hotel ließen sich auch einige Wackelkandidaten von den Vorzügen der Technik überzeugen. „Anders als beim ersten Anlauf kennen wir jetzt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das war ein Aspekt. Ich glaube auch, dass das ein erster Schritt sein kann, um den Videobeweis noch einzuführen“, erklärte Klaus Allofs, Sportdirektor des VfL Wolfsburg.

Drei Vereine stimmten gegen die Technik

Ein weiteres überzeugendes Argument der System-Befürworter war die Toleranz des Anbieters von weniger als einem Zentimeter. Der Weltverband FIFA, der die Torlinientechnik (GoalControl) bereits bei der Fußball-WM in Brasilien eingesetzt hatte, erlaubt derzeit noch eine Toleranz von 1,5 Zentimetern. „Die Messgenauigkeit wurde anders bewertet als damals“, sagte Rettig und stellte zufrieden fest: „Wir freuen uns über diese klare Entscheidung, weil wir anders als im März dieses Mal eine Empfehlung für die Einführung abgegeben haben.“

Im Frühjahr war der erste Anlauf von den 36 Profivereinen noch abgeschmettert worden. Nach dem Pokalfinale hatte Rekordmeister Bayern München erneut einen Antrag eingebracht, der nun eine breite Mehrheit fand. „Das Ganze wurde sehr professionell von der Geschäftsführung der DFL vorbereitet. Ich glaube, das hat ein Umdenken bewirkt. Damals bei der ersten Abstimmung war das mit den Kosten nicht so konkret“, sagte Bayern-Präsident Karl Hopfner.

Gegen die Torlinientechnologie stimmten wohl nur noch Eintracht Frankfurt, der FC Augsburg und Aufsteiger SC Paderborn. „Das ist Unfug, weil es zu kurz gedacht ist. Ich bin ein Befürworter des Video-Beweises“, sagte der neue Augsburger Clubchef Klaus Hofmann. „Es ist ein klares Votum der Bundesliga. Und diesem Votum hat man sich zu beugen“, meinte indes Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Der Eintracht-Boss war von Beginn an gegen die Technik-Revolution und konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Es wird dadurch sicher keine entscheidenden Veränderungen im Fußball geben. Wenn wir bei der Eintracht vor zehn Jahren die Torlinientechnologie eingeführt hätten, hätten wir sie zehn Jahre lang gehabt - ohne sie einmal zu nutzen.“