Der Politprovokateur Donald Trump betont gerne seine Herkunft aus New York. Das ruft dort allerdings nur wenig Begeisterung hervor.

New York - Donald Trump war voll des Lobes, als vor zwei Jahren der neue New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio sein Amt antrat. Er sei zuversichtlich, sagte der Immobilienmogul, dessen politische Ambitionen damals noch allenfalls vage waren, dass de Blasio die Stadt hervorragend leiten werde. Entgegen den Befürchtungen konservativer Kritiker und Teilen der New Yorker Geschäftselite, glaubte Trump, dass der linksliberale Lokalpolitiker verstehe, wie in New York die Dinge laufen. Als de Blasio zu Beginn dieser Woche zu Trump befragt wurde, erwiderte er die Zuneigung von damals nicht. „Er nutzt die wirtschaftliche Frustration in diesem Land und garniert sie mit Rassismus“, sagte de Blasio, dessen Frau Afroamerikanerin ist, in einem Interview mit CNN. „Trump ist ein gefährlicher Proto-Faschist.“

 

De Blasios Bemerkungen sind ein Spiegel dessen, was Trumps New Yorker Mitbürger über den Präsidentschaftskandidaten denken. Wenn man durch die Straßen New Yorks läuft, tut man sich schwer, jemanden zu finden, dem etwas Schmeichelhaftes zu Trump einfällt.

„Man hat eher das Gefühl, er kommt aus Alabama.“

Kimberley Chandler etwa, eine Modedesignerin aus dem Stadtteil Harlem meint, „dieser Mann spricht die ganzen irrationalen Ängste aus, die das weiße Amerika über die vermeintliche Bedrohung seiner Vorherrschaft hat. Dass er vermutlich die Nominierung der Republikaner gewinnt, macht mich zutiefst traurig.“ Linda Sarsour, Direktorin einer arabisch-amerikanischen Vereinigung in Brooklyn sagt: „Donald Trump ist das Symptom der Krankheiten des Rassismus und der politischen Ausgrenzung in diesem Land.“ Und Terence Seale, der in Midtown Manhattan einen Food Truck betreibt, sagt nur: „Trump hört sich nicht an, wie jemand, der aus New York kommt. Man hat eher das Gefühl, er kommt aus Alabama oder Mississippi.“

Auf der nationalen Bühne präsentiert Donald Trump sich gerne als jemand, dessen Prägung durch das harte New Yorker Pflaster ihn für jede Herausforderung der Welt gewappnet habe. Sein Rivale Ted Cruz hat versucht diese New Yorker Sozialisation gegen Trump zu wenden, indem er ihn bezichtigte „New Yorker Werte“ zu verkörpern. Mit dieser Bemerkung wollte Cruz Trump von den Wählern im Süden und im Mittelwesten zu entfremden, unter denen New Yorker als arrogant, dekadent und viel zu liberal gelten.

Sogar die Boulevardpresse pöbelt gegen Trump

In New York schüttelt man über diese Äußerung den Kopf. Wenn Trump etwas nicht verkörpert, dann sind es New Yorker Werte. Vielmehr schämt man sich hier ein wenig für Trump. Der Mann ist den Bewohnern der Metropole peinlich. „Er soll sein Geld nehmen und irgendwohin verschwinden“, sagt Serena Lamb, eine Gymnasiallehrerin aus der Bronx.

Sogar die New Yorker Boulevardblätter haben Trump den Rücken gekehrt. So hat sich die „Daily News“ unter der New Yorker Linken mit einer Reihe von Titelblättern Freunde geschaffen, auf denen vor Trump gewarnt wird. Einmal ist Trump als Horror-Zombie zu sehen, daneben steht zu lesen: „Die Wiederkehr der Hirntoten.“ Ein anderes Mal war Trump Gegenstand einer Karikatur, die ihn dabei zeigte, wie er gerade die Freiheitsstatue enthauptet.

So befremdet es die New Yorker, wenn Trump sich nach Außen hin als einer von ihnen präsentiert. Zu Hause ist er eher ein Außenseiter, man nimmt ihn schon lange nicht mehr ernst. Insbesondere seine Selbstdarstellung als mächtiger Drahtzieher der New Yorker Geschäftswelt sorgt hier eher für Belustigung.

Tragfähige Verbindungen hat Trump in der Stadt nicht

Unter den großen Namen des New Yorker Immobiliengeschäfts rangiert Trump, dessen Vater mit großen Sozialbauprojekten ein Vermögen gemacht hat, nicht einmal in den Top Ten. Er gehört nicht den wichtigen Berufsvereinigungen an, der innere Kreis des New Yorker Geldadels meidet ihn eher. So schrieb die „New York Times“, dass Trump zwar regelmäßig auf den wichtigen gesellschaftlichen Veranstaltungen der Stadt auftauche, um Hände zu schütteln und Schultern zu klopfen. Über tragfähige Verbindungen oder enge Freundschaften verfüge er jedoch nicht.

In der Finanzwelt, die auch das soziale Geschehen in New York bestimmt, meidet man Trump sogar. „Er ist in unserer Branche nicht bekannt“, sagte der prominente Hedge-Fond Financier Stanley Druckenmeier schnippisch. Seine Manieren und sein Geschäftsgebaren – beide offenbar ähnlich vulgär und dilettantisch wie sein politisches Auftreten – haben ihn zur unerwünschten Person gemacht.

Sogar seine physische Präsenz als Immobilienunternehmer ist nach zahlreichen gescheiterten Großprojekten in New York zusammengeschrumpft. Von dem vergoldeten Turm an der Fifth Avenue, der seinen Namen trägt, gehört ihm nur ein Teil der kommerziellen Fläche sowie seine Wohnung. Ansonsten betreibt er lediglich zwei Bürohäuser, eine Eislaufbahn und eine Parkgarage. Die Garage, betonte er jedoch jüngst in einem Interview, sei jedoch „ausgesprochen erfolgreich“.