Die Lokalpolitiker müssen den Bus- und Bahnverkehr attraktiver machen, um nicht im Autoverkehr zu ersticken. Denn das Straßennetz kann nicht im selben Maße wachsen, wie der Wirtschaftsstandort prosperiert.

Ditzingen - Es knirscht. So formuliert es salopp der Bürgermeister Ulrich Bahmer. Man komme nicht mehr durch, sagen genervte Autofahrer. Gemeint ist dasselbe: Der städtische Verkehr ist zuviel für die Dorfstraßen. Das einst selbstständige Ditzingen ist in den vergangenen 50 Jahren gewachsen, die Straßen aber sind dieselben, schmal und verwinkelt. Die Bürgersteige sind schlecht, wenn sie denn überhaupt existieren. Von Fahrradspuren ganz zu schweigen. „Es ist klar, wir müssen etwas tun“, sagt Bahmer. Der Gemeinderat wird Weichen stellen müssen.

 

Die Grundrichtung der Diskussion im neuen Jahr ist klar: Der öffentliche Personennahverkehr muss gestärkt werden, um den Individualverkehr einzuschränken. Die Frage wird sein, wie das gelingen kann. In den vergangenen Monaten hatte der Oberbürgermeister Michael Makurath schon angemerkt, dass mit dem neuen Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ über eine weitere Stadtbuslinie zu reden sein wird, finanziert von der Stadt. Auch die Unternehmen im Ort werden an einen Tisch gebeten, um zu überlegen, wie die Beschäftigten animiert werden könnten, auf Bus und Bahn umzusteigen. Ob sich die Unternehmen über ihre Gewerbesteuerzahlungen hinaus beteiligen oder die Stadt alleine bezahlt, muss der Gemeinderat entscheiden. Möglich ist beides. „Wir sind ein Wirtschaftsstandort“, gibt Bahmer jedoch zu bedenken. Müsste dann nicht die Kommune auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen?

Im Gutachten berücksichtigt

Dass sich mit der Erweiterung von Trumpf, der Ansiedlung von Thales und einem neuen Baumarkt die Situation verschärfen würde, war klar: In den vorbereitenden Verkehrsgutachten sei alles dies schon berücksichtigt worden, sagt Bahmer. Er widerspricht damit Kritikern, die sich vor allem bei der Baumarktansiedlung zu Wort gemeldet hatten, diese wegen einer Überlastung für falsch hielten.

Die Kommunalpolitiker müssen sich positionieren, auch in Hinblick auf die Umfahrung von Heimerdingen. Teilabschnitte werden von Land, Kreis und Kommune bezahlt. Das Land hat eine finanzielle Beteiligung der Kommune angeregt. Diese wird sich entscheiden müssen, ob sie darauf eingeht, um alsbald bauen zu können.

Unmissverständliche Botschaft

Die entsprechende Botschaft vom Land war unmissverständlich, daran lässt auch Bahmer keinen Zweifel. Dies könne „nur erfüllt werden, wenn man zahlt. Und wir können nur zahlen, wenn man an anderer Stelle umschichtet, um so die Südumfahrung, die verkehrlich am wirksamsten ist, auch zu bekommen.“ Das Land hat nach einer entsprechenden Verwaltungsvorschrift die Möglichkeit, die Stadt mit mindestens einem Drittel der Kosten zur Kasse zu bitten. Auf dem Papier soll das 15 Millionen-Projekt 2017 Planreife haben, meint Bahmer. Die Ditzinger könnten bauen, sobald das Land zustimmt.

Derweil wird auch klar, dass nicht nur die Stadt unter Druck ist. Wenn das Land mit der Sanierung des Engelbergtunnels beginnt, wächst die Belastung Ditzingen, vor allem für den Stadtteil Heimerdingen. Das werde „apokalyptisch“, sagte der Oberbürgermeister Michael Makurath unlängst. Schon jetzt geht in und um Ditzingen herum nichts mehr, wenn der Engelbergtunnel etwa wegen eines Unfalls gesperrt ist. Auch die Feuerwehr hat in solchen Momenten im Ernstfall ein Problem: Sie kann nur noch unter erschwerten Bedingungen ausrücken. Viele der Einsatzleute wohnen nahe beim Gerätehaus. Das sei ihr Glück, umschrieb der Wehrsprecher Andreas Häcker einmal die Situation. Sie kämen im Zweifelsfall zu Fuß angerannt.