Warum Marco Rubio in seinemn Wahlspot Kanada als Verheißung ankündigt, warum der Gouverneur Chris Christie am Super Tuesday Donald Trump die Show gestohlen hat, und warum der Papst die Religiösen erzürnt - alles in unserer US-Wahlkolumne.

Der Super Tuesday ist vorbei, der Superwahlsonntag in den USA. Donald Trump wird von Vorwahl zu Vorwahl unvermeidlicher. Die beste Szene der langen Wahlnacht wollen wir den Lesern unserer US-Wahlkolumne nicht vorenthalten: das Gesicht von Chris Christie. Der schwergerwichtige Gouverneur von New Jersey, der früh aus dem Rennen ausgeschieden ist, unterstützt jetzt Donald Trump. Um das zu unterstreichen, stellt er sich demonstrativ hinter den exzentrischen Milliardär, als dieser spät am Wahlabend - skurril genug - eine Pressekonferenz in Florida abhält.

 

Dabei scheint ihm langsam bewusst zu werden, worauf er sich da eingelassen hat. Sein Gesicht spricht jedenfalls Bände, als Trump seine schräge Weltsicht ausbreitet. "Überall in der Welt haben sie bessere Züge, auch in Cina", poltert Trump etwa, "wir sind ein Dritte-Welt-Land." Wie die Miene von Chris Christie dabei von ratlos bis fassungslos changiert, ist in diesem senationellen Video festgehalten.

Der einzige, der Donald Trump bei den Republikanern noch aufhalten könnte, ist der erzkonservative texanische Senator Ted Cruz. Doch auch dieser hat trotz seiner Siege in einigen Staaten einen Mini-Skandal an der Backe, man könnte ihn "Biblegate" nennen. Es geht um ein Video über seinen Konkurrenten Marco Rubio, das seine Mitarbeiter verbreitet haben. Rubio begegnet in dem Clip einem Angestellten der Cruz-Kampagne mit einer Bibel in der Hand.

Was er genau sagt, ist schwer zu verstehen. Der Sprecher von Cruz, Rick Tyler, will von Rubio folgenden Satz verstanden haben: "Ich habe hier ein gutes Buch bekommen, nicht viele Antworten drin." Keine Antworten in der Bibel? Das wäre im ultachristlichen Milieu der Konservativen fast so, als würde Fidel Castro das Kommunistische Manifest bespucken. Doch das Zitat ist frei erfunden, Ted Cruz musste zurückrudern. Tatsächlich hatte Rubio gesagt "Ich habe hier ein gutes Buch bekommen, mit allen Antworten drin." Der Sprecher wurde gefeuert, und natürlich macht sich die Konkurrenz sofort darüber lustig.

Aber so recht glaubt niemand daran, dass Donald Trump noch aufzuhalten ist. Die kanadische Insel Cape Breton hat bereits US-Amerikanern, die ob dieser Perspektive auswandern wollen, ein attraktives Angebot gemacht. Doch auch Marco Rubio hatte kürzlich einen kanadischen Moment. Für einen Werbespot hat er einen besonders malerischen Hafen als Drehort ausgesucht, in dem ein Boot übers Wasser gleitet. Mit dem schönen Slogan "Es ist wieder Morgen in Amerika." Dummerweise liegt dieser pittoreske Hafen nicht in Amerika - sondern in Vancouver, Kanada.

Die Reaktion von Rubio auf diesen Fauxpas: "Wir wollen Kanada nicht zum Thema machen." Aha. Der Radio-Talkmaster David Pakman hat da so seine eigene Erklärung: "Er wollte vermutlich unterstellen, dass Hillary Clinton die USA zu Kanada machen wollten." Autsch.

Trump-Zitat der Woche: Der "Frontrunner", wie man in den USA den Spitzenreiter im Vorwahlkampf nennt, sieht sich seit einigen Tagen einer Kampagne des republikanischen Establishments ausgesetzt, sogar ein "Super-PAC" hat sich gegen ihn gegründet, eine Vereinigung, die negative Wahlwerbespots gegen Trump in die Welt setzen möchte. Ein Argument, das von seinen Gegnern derzeit gerne gespielt wird, ist die Unterstützung des rassistischen Ku-Klux-Klan (KKK). Deren früherer Großmeister, David Duke, hatte sich schon im vergangenen Sommer für Trump ausgesprochen - nun wird dieses genüsslich wieder medial ausgebreitet.

Die Reaktion von Donald Trump in einem Interview mit dem US-Sender CNN? "Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, ich kenne diese Gruppe (den KKK) nicht, ich muss mir die erst ansehen." Das glaubt ihm allerdings nun wirklich niemand, worauf er später behauptet, währen des Interviews sei er nur per Telefon zugeschaltet gewesen und habe "kaum ein Wort" der Frage des CNN-Moderators verstanden. Schon wieder Autsch.

Twitterperlen: Aber es scheint bei Trump ja keine Schmerzgrenzen zu geben. Sein legendäres Zitat "Ich könnte in Manhattan auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, ohne Stimmen zu verlieren", ist auf Twitter von einem kreativen Fan aufgegriffen - und um einen Elefanten ergänzt worden, siehe Tweet unten. Überhaupt lässt dieser Wahlkampf viel Raum für Humor. Der Twitterer PatrikM zum Beispiel hat sich mit den Äußerungen des Papstes bei seinem Mexiko-Besuch auseinander gesetzt: Ausgerechnet die religiösen Kandidaten der Republikaner beschweren sich, dass ein religiöser Führer sich in die Politik einmischt. Herrlich. Und Eric Wolfson vermutet gar, die Kandidatur von Trump sei das Ende der Republikanischen Partei - personifiziert in einer Statue von Abraham Lincoln, mit der Aufschrift: "Gestorben am Super Tuesday 2016."

Außenseiter im Fokus: Und die Demokraten? Nun, der Senator Bernie Sanders passt inzwischen angesichts der Seriensiege von Hillary Clinton in diese Kategorie. Obwohl er immerhin eininge Staaten "gewonnen" hat, bleibt ihm wohl nur die Rolle des Revoluzzers, der Hillary Clinton eine linke Agenda aufzwingt. So mancher macht sich über seine angeblich sozialistische Agenda lustig. Andere Fans trauern schon, wie der zweite Tweet zeigt. Die Twitter-Userin Maria Unterkunft hat eine geniale Idee: Warum Bernie Sanders nicht einfach als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft? Schon wäre der erbitterte Zweikampf bei den Demokraten beendet. Aber das wäre doch irgendwie auch langweilig.