Der designierte US-Präsident Trump will den extremen China-Kritiker Peter Navarro zu seinem obersten Handelsberater machen.

Washington - Die wirtschaftspolitischen Spannungen zwischen den USA und China vertiefen sich. Am Donnerstag hat der designierte US-Präsident Donald Trump bekannt gegeben, einen extremen China-Kritiker zu seinem obersten Handelsberater zu machen. Peter Navarro ist Autor der Bücher „Death By China“ und „The Coming China Wars“. Navarro soll als Leiter des Handelsausschusses des Weißen Hauses dazu beitragen, „die Industrie unseres Landes wieder groß zu machen“, ließ Trump mitteilen.

 

Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, China am ersten Tag seiner Präsidentschaft als Währungsbetrüger zu brandmarken und hohe Strafzölle auf Produkte aus dem fernöstlichen Land zu verhängen. Die Firmen sollten die Arbeitsplätze wieder auf heimischen Boden verlagern. Seine Äußerungen seit der Wahl deuten darauf hin, dass er auf Konfrontationskurs mit China gehen will. Er hat beispielsweise mit der taiwanischen Präsidentin Tsai Ying-wen telefoniert – ein Affront gegen die Führung in Peking.

China reagiert in diesen Tagen mit kaum noch verhohlenen Drohungen. Chinas stellvertretender Finanzminister Zhu Guangyao warnte vor einem „Handelskrieg“ als Folge der neuen US-Politik. Sein Land werde seine Interessen „mit aller Entschlossenheit verteidigen“. Er hoffe jedoch, dass sich eine Konfrontation vermeiden ließe.

Wenn China und die USA versuchen, sich gegenseitig wirtschaftlich zu schaden, dann leidet jedoch schnell auch der Rest der Welt darunter. „Eine Politik, die den Welthandel in diesem Maße belastet, würde ganz sicher in eine umfassende Katastrophe führen“, warnt Richard Duncan, Autor zahlreicher Bücher über Finanzkrisen und Chefökonom von Blackhorse Asset Management in Singapur. Es gehe nicht einfach um die Frage, ob Waren in Shenzhen oder Montana hergestellt werden. In der globalisierten Wirtschaft sind derzeit alle Akteure miteinander verflochten. Vor allem die US-Staatsfinanzen würden extrem unter einem Trump-Schock leiden.

China ist der größte Warenlieferant

Trump scheint zu übersehen, dass China nicht nur der größte Warenlieferant der USA ist, sondern auch der größte Gläubiger nach Japan. Die chinesische Zentralbank investiert die Dollars, die das Land im Außenhandel erwirtschaftet, stets in Anleihen der US-Regierung. China ist damit der wichtigste Geldgeber Amerikas.

Hohe Zölle auf Waren aus China würden in den USA die Inflation ankurbeln, befürchtet Duncan. Schließlich kommen nicht nur Waren chinesischer Marken aus Fernost. Auch da, wo Apple oder Nike draufsteht, ist meist China drin. US-Bürger geben jährlich etwa 500 Milliarden Dollar für Produkte aus dem asiatischen Land aus. Das ist ein erheblicher Teil der gesamte US-Volkswirtschaft. „Die Preise würden durchweg scharf anziehen“, sagt Duncan. Darunter würden vor allem Konsumenten mit niedrigem Einkommen leiden.

Wenn dann die Herstellung im Inland zunimmt, würden auch die Löhne anziehen, was die Inflation weiter anheizt. Tatsächlich sind es derzeit vor allem die billigen Einfuhren aus Asien, die das Gespenst der Preissteigerungen im Bann halten. „Hohe Inflation rechtfertigt jedoch hohe Zinsen“, sagt Duncan. In der Folge würde die US-Regierung sich kaum noch refinanzieren können. Schließlich fällt in diesem Szenario China als Käufer amerikanischer Staatsanleihen aus.

Chinas beispieloser Aufstieg ist dem Export geschuldet

Washington müsste die Käufer der Schuldscheine dann mit enormen Zinsen ködern. Da der Schuldenberg bereits hoch ist, würde auch die Refinanzierung enorm teuer werden. Da Trump zudem plant, Steuern zu senken, wäre weniger Geld für Staatsausgaben verfügbar. Wenn Washington jedoch weniger Geld für Infrastruktur und andere Projekte ausgeben kann, schadet das der Wirtschaft zusätzlich.

Doch China selbst wäre noch schlimmer betroffen. „Die gigantische chinesische Wirtschaftsblase würde platzen, wenn die Aufträge aus Amerika ausbleiben“, warnt Duncan. Chinas beispielloser Aufstieg ist dem Export geschuldet. „Die Arbeitslosigkeit würde schlagartig durch die Decke gehen, wenn sich das Rad andersherum dreht.“ Die Folge wäre extrem schwaches Wachstum „mit möglicherweise dramatischen politischen Folgen“. Denn die Kommunistische Partei legitimiert sich vor allem durch das Versprechen immer weiter steigenden Wohlstands. Ab diesem Punkt wären auch deutsche Unternehmen betroffen. Das Land ist längst der größte Absatzmarkt für deutsche Waren außerhalb der EU – die gegenseitige Abhängigkeit ist heute so groß wie nie.

Nun liege alles bei Trump, sagt Duncan. Wenn er in den sauren Apfel beißt und das bisherige Gefüge mit hohen Importen aus China und erfreulich niedrigen Preisen in Amerika akzeptiere, dann habe er Spielraum für Investitionen in Infrastruktur und Zukunftstechnik. „Nur so kann er Amerika wirklich wieder groß machen – nicht, indem er den Handel abwürgt.“