Gefälscht wird alles, was erfolgreich ist . Der Schaden ist riesig. Dem baden-württembergischen Ventilatorenhersteller EBM Papst ist ein Schlag gegen dreiste Fälscher gelungen. In China wurde eine Fälscherwerkstatt aufgedeckt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Der Mittelständler EBM Papst wehrt sich seit Jahren konsequent gegen Fälscher. Im jüngsten Fall war die Beschwerde eines Kunden Auslöser für die Ermittlungen. Der Ventilatorenhersteller aus Mulfingen (Hohenlohekreis) ließ nicht locker und kam den Fälschern auf die Spur, die nach China führte.

 

Fälschungen und die dazugehörigen Ermittlungen verursachen bei dem Unternehmen nach eigenen Angaben jährlich mehrere hunderttausend Euro wirtschaftlichen Schaden und Kosten. „Gefälschte Produkte stellen sowohl für unser Unternehmen als auch für unsere Kunden eine erhebliche Gefahr dar“, sagt der für Patente und geistiges Eigentum verantwortliche EBM-Papst-Manager Ralf Duckeck.

Auslöser ist eine Kundenbeschwerde

Der jüngste Fall nimmt im März 2023 seinen Anfang, als sich ein Kunde beschwert, der 40 EBM-Papst-Ventilatoren erhalten hatte, die im Vergleich zu früheren Käufen ungewöhnlich aussahen. EBM Papst reagiert auf den Verdacht der Produktfälschungen – und tatsächlich, teils waren andere beziehungsweise alte Teile darin verbaut. Ermittlungen führen durch eine komplizierte Lieferkette zu einem Handelsunternehmen mit Sitz im chinesischen Shenzhen. Das Unternehmen hatte über einen Online-Shop gefälschte EBM-Papst-Ventilatoren verkauft.

Mit weiteren Recherchen und Hilfe der Markenrechtsschutzorganisation STU China kommt EBM Papst auch dem Hersteller der Fälschungen auf die Spur. Die Fälscherwerkstatt wird im chinesischen Foshan, Guangong, entdeckt. Bei einer Razzia unter Leitung der örtlichen Regierungsbehörden beschlagnahmen die Ermittler dort im August nicht nur 149 gefälschte Ventilatoren, sondern auch 260 gefälschte EBM-Papst-Etiketten, wie EBM Papst jetzt mitteilte.

Eine Mischung aus alt und neu, echt und gefälscht

Zu den Aktivitäten der Fälscher gehörten der Kauf von Original-Ventilatoren von EBM Papst und das Anbringen von gefälschten Etiketten, die Aufarbeitung von gebrauchten sowie unbenutzten Ventilatoren alter Bauart. Die überholten Ventilatoren wurden als neue Original-Produkte verkauft, und um die Unterscheidung von gefälschten Produkten zu erschweren, verwendete das Unternehmen häufig eine Mischung aus echten und gefälschten Produkten. Gegen die Fälscher wurde eine Geldstrafe von umgerechnet 2500 Euro verhängt.

Man gehe konsequent gegen Produktfälschungen vor und wolle einen Maßstab für die Branche setzen und zeigen, dass kein Verstoß unbeachtet bleibe. Zudem wolle man damit Kunden sensibilisieren, begründet der Mittelständler seinen Kampf gegen Fälscher.

Der Schaden geht in die Milliarden

Der Schaden für die deutsche Volkswirtschaft durch Produkt- und Markenpiraterie geht in die Milliarden. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft(IW) betrug der Schaden durch Produktpiraterie für deutsche Unternehmen im Jahr 2020 mehr als 54 Milliarden Euro. Eine neuere Erhebung gibt es nicht. Experten zufolge dürfte der Schaden mittlerweile aber noch höher sein.

EBM Papst erzielte im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 gut 2,5 Milliarden Euro Umsatz und hat weltweit knapp 15 000 Beschäftigte und fast 30 Produktionsstätten – darunter auch Standorte in China.