Nach seinem Ultimatum stellt der Landrat Rainer Haas weitere Möglichkeiten vor, wie die Stadtbahn doch noch durch die Kreisstadt fahren könnte. In Ludwigsburg will man von einer Verzögerungstaktik nichts wissen.

Ludwigsburg - So emotional hat man den Landrat selten erlebt. Beim jährlichen Pressegespräch mit Journalisten aus dem Landkreis am Montagabend gibt es für Rainer Haas kaum ein anderes Thema als die Stadtbahn. „Ich verstehe es nicht“, sagt der Kreischef immer wieder. Offensichtlich sorgt sich Haas, dass die Ludwigsburger Kommunalpolitik die Entscheidung immer weiter hinauszögern könnte – weshalb er Ludwigsburg die Pistole auf die Brust gesetzt hat: Bis zum 30. Juni soll die Kreisstadt eine Entscheidung in Sachen Stadtbahn fällen – hopp oder topp, Ja oder Nein.

 

Neben seinem Ultimatum bringt der Landrat vor allem neue technische Lösungen ins Spiel, wie die von ihm favorisierten Hochflurwagen doch noch durch die Barockstadt fahren könnten. Gerade am Knotenpunkt, dem Bahnhof, hatte die Stadt Schwierigkeiten ausgemacht.

Die Stadtbahn könnte am Bahnhof tiefergelegt werden

Nun schwebt den Planern im Landratsamt vor, die Bahn mitten über den Omnibusbahnhof (ZOB) fahren zu lassen. „Da ist genügend Platz“, meint der Landrat. Die Schienen würden vor dem Bahnhofsplatz abgesenkt und gegen Ende des ZOBs wieder aus der Tiefe hochwachsen – die in Ludwigsburg ungeliebten Hochbahnsteige wären nicht mehr notwendig. „Ich halte das für eine sehr gute Lösung“, sagt Haas. Die Busse könnten wie schon heute auf dem Platz halten und wenden, der Umstieg zwischen den Verkehrsmitteln wäre „ideal“, meint der Kreischef.

Auch das Problem, wie die Stadtbahn auf die andere Seite des Schienendamms am Bahnhof gelangen könnte, hält er für gelöst. Anders als bisher gedacht würden die Wagen nicht durch den Schillerdurchlass rollen – dort hatte die Stadt ein Kapazitätsproblem angemahnt – sondern durch einen zweiten, separaten Durchstich gleich daneben fahren.

Technisch sei auch das längst untersucht und machbar, erklärt Haas. „Und wir können es uns auch leisten“. Er ist überzeugt, dass bis zu 80 Prozent des geschätzt 200 Millionen Euro teuren Projekt von Berlin gefördert würden. Die restlichen 40 Millionen müssten dann der Kreis und die Kommunen schultern.

Werner Spec, den Haas in seinem Brief persönlich angeschrieben hatte, äußert sich weiterhin nicht zu dessen Ultimatum. Der Ludwigsburger Rathauschef schickt seinen Baubürgermeister Michael Ilk vor. Beobachter werten das als Deeskalation – hat man sich erst einmal öffentlich geäußert, lässt sich nur schwer zurückrudern.

Ilk stellt klar: „Wir wollen nichts verzögern. Auch wir streben an, im ersten Halbjahr eine Entscheidungsgrundlage zu haben, spätestens bis zur Sommerpause.“ Das wäre innerhalb oder kurz nach Haas’ Frist, was eher für eine Einigung spricht.

Zur neuen Variante, die Stadtbahn über den ZOB fahren zu lassen und hinter dem Schillerdurchlass einen neuen Tunnel zu bauen, sagt Ilk: „Das ist eine charmante Variante. Allerdings fehlt es an ausreichenden Bushaltestellen.“ Rainer Haas fürchtet derweil, dass die Diskussion „auf Sand läuft“, wie er es formuliert. Die Stadt und der OB sollten endlich Farbe bekennen. „Auch eine Ablehnung wäre in Ordnung, dann könnte man damit umgehen“, meint Haas. Doch so fühlt er sich von Spec hingehalten.

Fällt die Entscheidung bis zum Sommer?

Mit seinem Ultimatum geht der Kreischef gleichwohl ein hohes Risiko ein: Konkrete Pläne für eine Stadtbahn ohne die Kreisstadt, so wie von ihm angedeutet, hat er nicht in der Schublade, das muss Haas zugeben: Untersuchungen, Studien und Kosten-Nutzen-Analysen fehlen bisher völlig. Was der Landrat als Alternative vorschlägt, ist eine Zug-Verbindung von Markgröningen und Möglingen bis nach Ludwigsburg und Kornwestheim – allerdings über Gleise der Deutschen Bahn. In so einem Fall hätte Ludwigsburg wohl kein Mitspracherecht, als echter Ersatz für eine Stadtbahn wird diese Lösung aber kaum herhalten können.

Pattonville, so Haas, könnte man in diesem Fall dann an die bestehende Stadtbahnstrecke in Remseck anbinden.