Der Künstler und Kunstpädagoge Günther Sommer stellt am Laien aus. Seine Werke haben viele Bezüge.

Ditzingen - Er arbeitet abstrakt, stellt aber auch Menschen dar. Er zeigt Zweidimensionales, geht aber auch in die dritte Dimension. Er argumentiert aus der heutigen Zeit heraus, stellt aber auch viele Bezüge zur Vergangenheit her. Man merkt Günther Sommers Bildern und Objekten an, dass ihr Schöpfer nicht nur für sich arbeitet, sondern dass er damit anderen Menschen eine Botschaft vermitteln will. Dies wird umso deutlicher, wenn man den Hintergrund des Künstlers kennt: Günther Sommer, 65, war Kunsterzieher, jahrzehntelang Lehrer am Gymnasium und auch einige Zeit an der Pädagogischen Hochschule. Stets hat er parallel dazu kreativ gearbeitet. Seit zwei Jahren steht er nicht mehr im Zeichensaal, sondern häufiger als früher im Atelier, jetzt in Kusterdingen bei Tübingen.

 

Am Sonntagmorgen sind Sommers Werke in der Galerie Am Laien in Ditzingen vorgestellt worden – ferienbedingt vor weniger Menschen als sonst. Dafür sei die Vernissage prominenter als sonst besetzt gewesen, meinte Dieter Schnabel, der Vorsitzende des Kultur- und Kunstkreises, erfreut. Immerhin waren der Bürgermeister Ulrich Bahmer und der Kulturamtsleiter Thomas Wolf zugegen. Eigentlich sei er gegen Anglizismen, meinte Schnabel, man könne „ earthbound“, den Titel der Ausstellung, auch „schlicht und einfach mit erdverbunden“ übersetzen.

Nicht ins Irreale abgehoben

Vielleicht auch mit „bodenständig“? Ins Irreale abgehoben jedenfalls sind die Bilder nicht, auch wenn so manches Figürliche sehr in Richtung Expressionismus tendiert. Günther Sommer malt nicht einfach drauf los, er stellt Bezüge her – und erklärt die auch gern, wenn sie sich dem Betrachter nicht gleich erschließen. Das zentrale Werk im großen Raum der Galerie ist Teil eines Bob-Dylan-Projekts, an dem sich der Künstler gerade erst in Möglingen beteiligt hat. Es zeigt drei Personen, die eine Treppe herunterkommen, eine geht nach rechts weg. Ein Hauseingang und Dylans LP „Street legal“ habe für ihn dabei eine Rolle gespielt, erklärt Sommer. Auf dem Cover des Albums von 1978 steht der Sänger am Fuß einer Treppe und schaut nach rechts.

Auf einem zweiten der dominanten Bilder sieht man zwei Personen, die auf hohen Stühlen sitzen. Links davon wieder ein Eingang, wieder mit Treppe. Ein Königspaar auf dem Thron? Sommer lächelt ob dieser Frage. Es sei ein Zitat des Malers George Grosz und seines Bilds, auf dem ein Saloon dargestellt ist. Gegenüber noch ein Gemälde, das viel Interpretationsspielraum lässt. Ein Autocrash? Es sei auch als Wrack lesbar, meint der Künstler. „Ich habe mich früher gern auf Schrottplätzen aufgehalten“, meint er – das seien alles Spielfelder.

Ein Sachensucher

Er war und ist heute noch auf Flohmärkten, ein Sachensucher. Der aber verarbeitet anschließend nicht die Sachen selbst zu Objekten, wie es viele Künstler tun, sondern er nimmt die Motive auf.

Bezüge schaffen, das ist auch das Thema für Sommers Buchobjekte. Dazu nimmt er echte Bücher, schlägt diese auf und stellt auf dieser Doppelseite den Grundgedanken künstlerisch dar. Oder er glossiert und interpretiert. Zum Beispiel eines dieser Objekte: man sieht darauf in der Mitte zwei durchgestrichene rote Rinder. Thema des Buches ist der Fleischkonsum des Menschen. „Ein Labyrinth, aus dem man nicht mehr herauskommt“, meint Sommer. Und die Lehre daraus? „Den Fleischkonsum reduzieren. Im Grunde geht es um das Fressverhalten“, sagt er drastisch.