Wie soll es nach der Entlassung von Alexander Zorniger auf dem sportlichen Chefsessel der Stuttgarter weiter gehen? Auch die VfB-Clique diskutiert die Trainerfrage – und hat inzwischen keine Lösungen mehr.

Stuttgart - Es ist in diesen Tagen beruhigend zu wissen, dass die Glückseligkeit der VfB-Clique nicht ausschließlich von ihrem schwer kriselnden Lieblingsverein abhängt. Am vergangenen Wochenende haben die Männer einen Ausflug ins Ruhrgebiet unternommen, mitsamt ihrer Frauen und weiteren Freunden, 14 Personen insgesamt. Sie haben im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund in Erinnerungen geschwelgt und anschließend auf dem Weihnachtsmarkt den größten Weihnachtsbaum Deutschlands bestaunt, 45 Meter hoch und mit 48.000 Lämpchen beleuchtet. Und am Sonntagabend haben sie in einer Tapasbar in Bochum in Jogis 62. Geburtstag hinein gefeiert, da ging es hoch her. Ein tolles Wochenende sei es gewesen, sagt Thommi, „bis auf die zwei Stunden im Stadion, aber die waren schnell vergessen“.

 

Das Augsburg-Spiel als absoluter Tiefpunkt

Schocken konnte die 1:4-Niederlage bei der Borussia sowieso keinen, der nicht auch beim 0:4 in der Vorwoche gegen den FC Augsburg dabei gewesen ist. Die Clique musste in den vergangenen Jahrzehnten viele schlechte Spiele miterleben – aber der Auftritt gegen Augsburg, da sind sich alle einig, war der ultimative Tiefpunkt. „Eine so leblose Mannschaft habe ich seit 20 Jahren nicht gesehen“, sagt Jogi. Die anschließende Entlassung von Alexander Zorniger, auch darin besteht Einigung, war die einzig mögliche Konsequenz. Krachend sei der Trainer gescheitert – eine Erkenntnis, die nicht nur Jogi schmerzt: „Wir hatten einen Traum. Aber der ist geplatzt.“

Die Realität sieht so aus: Desillusioniert und völlig frustriert sitzt die Clique an diesem Mittwochabend im Alten Hasen in Bad Cannstatt, wo alte VfB-Trikots an der Wand hängen und an bessere Zeiten erinnern. Sie essen Calamares und Schnitzel, trinken Hefeweizen und Ouzo – und wissen langsam auch nicht mehr, wie es mit dem VfB weitergehen soll. „Welcher Trainer will denn überhaupt noch zu uns kommen?“, fragt Jürgen, „da weiß doch jeder schon vorher: du machst dir deinen Ruf kaputt.“

Viele Trainer sind im Spiel

Von Leuten, deren Ruf schon jetzt weitgehend ruiniert ist, ist daher nun die Rede, so weit ist es gekommen. Von Lothar Matthäus zum Beispiel („Man kann über ihn sagen, was man will: Ahnung vom Fußball hat er“) und von Felix Magath („Wenn es jetzt noch einer schafft, dann er“). „Dann gebe ich meine Dauerkarte zurück“, droht Jogi, während Joachim darum bittet, trotz aller Aussichtslosigkeit standhaft zu bleiben: „Wir müssen uns nicht noch im Untergang der Lächerlichkeit preisgeben.“

Wer soll ihn dann aufhalten, diesen Untergang? Wer soll ihnen jetzt noch helfen, diesen Spielern, „die in der Bundesliga nichts zu suchen haben“, wie Jürgen meint? Lucien Favre vielleicht? „Er ist der Einzige, der das hinkriegen könnte“, sagt Joachim und glaubt selbst nicht daran, dass der Schweizer seinen Costa-Rica-Urlaub abbricht, um beim VfB den Feuerwehrmann zu spielen. Tayfun Korkut? „Wir brauchen einen erfahrenen Mann und keinen weiteren Trainerfeldversuch“, sagt Thommi. Jürgen Kramny? Ein sympathischer Mann, aber keine Dauerlösung, findet Jogi und kann nicht verstehen, warum sich die Trainerfrage so lange hinzieht: „Es ist eine Bankrotterklärung zu sagen: wir müssen erst einmal in Ruhe den Markt sondieren. Das hätte längst passiert sein müssen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“ Für Jürgen spielt der Faktor Zeit keine Rolle mehr, er hat die Hoffnung schon jetzt aufgegeben: „Kein Trainer der Welt kann mit dieser Truppe etwas reißen. Wir gehen unter, ob mit Guardiola oder Löw.“

Gegen Werder Bremen wird am Sonntag Jürgen Kramny auf der Bank sitzen und die Clique auf der Tribüne der Mercedes-Benz-Arena. Das macht sie immer – diesmal aber anders als sonst. „Für mich ist jetzt Schluss“, sagt Jogi, „ich bin nicht mehr bereit, diese Mannschaft anzufeuern.“