Ein fußballerischer Leckerbissen war das Spiel zwar nicht, aber Dank der beiden Treffer des Angreifers Vedad Ibisevic besitzt der VfB Stuttgart beste Chancen, die Gruppenphase der Europa League zu erreichen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Nachspielzeit ist bereits gelaufen, als Ibrahima Traoré am rechten Flügel noch einmal den Ball erhält und all seinen Mut zusammennimmt. Mit einer Körpertäuschung lässt der schmächtige Einwechselspieler des VfB seinen Gegner ins Leere laufen, marschiert Richtung Grundlinie und flankt präzise in die Mitte. Dort hat Vedad Ibisevic wenig Probleme, den Ball ins Tor zu köpfen. Es war bereits der zweite Treffer des Stürmers, der sich somit bei der Rückkehr der Stuttgarter auf die internationale Bühne als Mann des Abends feiern lassen durfte.

 

Mit 2:0 (0:0) hat der VfB im Play-off-Hinspiel der Europa League Dynamo Moskau besiegt und sich vor dem Rückspiel am Dienstag in der russischen Hauptstadt eine glänzende Ausgangsposition für das Erreichen der Gruppenphase verschafft. „Wir fahren mit breiter Brust nach Moskau, wir dürfen uns aber nicht zu sicher sein“, sagte Ibisevic nach dem ersten Europapokalspiel seiner Karriere, das nur dadurch getrübt wurde, dass der Kapitän Serdar Tasci hinterher mit Verdacht auf Mittelhandbruch zur genaueren Untersuchung ins Krankenhaus musste.

Auf zwei Positionen hatte der VfB-Trainer Bruno Labbadia seine Elf im Vergleich zum 5:0-Pokalsieg beim SV Falkensee-Finkenkrug verändert: In der Innenverteidigung rückte Maza für Georg Niedermeier ins Team; Shinji Okazaki spielte anstelle des Neuzugangs Tunay Torun im linken Mittelfeld. Die Eingespieltheit – sie gilt als einer der Trümpfe des VfB und kam auch gegen Moskau zum Tragen. Allerdings tat sich das Team lange Zeit sehr schwer, dem eher harmlosen Gegner beizukommen.

Gefährlich wurde es vor dem VfB-Tor nur einmal

Zwar hatte der VfB vor 20 400 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena von Beginn an deutlich mehr Spielanteile – doch wollte das Kurzpassspiel nicht recht in Schwung kommen, was auch daran lag, dass der Regisseur Tamás Hajnal blass blieb. Statisch war lange Zeit der Stuttgarter Vortrag und dadurch leicht auszurechnen für die Russen, die mit fünf Niederlagen aus fünf Spielen in die Liga gestartet waren und zunächst kaum Probleme hatten, den VfB vom eigenen Tor fernzuhalten. Einzig der linken Außenverteidiger Arthur Boka konnte im ersten Abschnitt für einige Überraschungsmomente sorgen, der Ivorer war an diesem Abend neben Ibisevic der auffälligste und beste Spieler des VfB.

Ansatzweise gefährlich wurde es vor dem VfB-Tor nur einmal, als der ungarische 19-Millionen-Euro-Mann Balázs Dzsudzsák mit einer Volleyabnahme das Ziel verfehlte (22.). Kevin Kuranyi, dessen Rückkehr nach Stuttgart von dezenten Pfiffen begleitet wurde, schaffte es nicht, sich in Szene zu setzen, und bat, von Krämpfen geplagt, bereits Mitte der zweiten Halbzeit um seine Auswechslung. Der frühere Bundesligastar Zvjezdan Misimovic wurde von Dan Petrescu gar schon vor der Pause vom Feld geholt. „Jeder hat gesehen, dass wir physisch nicht auf der Höhe waren“, sagte der neue Dynamo-Trainer nach dem Schlusspfiff.

Labbadia: „Wir sind mehr als zufrieden“

Ein fußballerischer Leckerbissen war das Spiel auch in der zweiten Halbzeit nicht. Doch wurden die Aktionen des VfB mit zunehmender Spieldauer – und nach der Hereinnahme von Traoré und Torun als neue Flügelzange – wesentlich zwingender. „Wichtig war, dass wir geduldig geblieben sind“, sagte Ibisevic, der nach 72 Minuten genau dort stand, wo ein Torjäger stehen muss: Einen strammen Flachschuss des immer stärker werdenden Rechtsverteidigers Tim Hoogland ließ Shunin nach vorne abprallen – Ibisevic staubte ab. „Danach haben wir uns lockerer gefühlt“, berichtete der 28-Jährige, nachdem er am Schluss mit seinem zweiten Treffer das Wunschresultat sichergestellt hatte.

„Das ist genau das Ergebnis, das wir uns vorgenommen hatten. Wir sind mehr als zufrieden“, sagte Labbadia, dessen Team nach den Siegen im DFB- und Europapokal nun auch mit viel Zuversicht am Samstag (20.45 Uhr) gegen Wolfsburg in den dritten Wettbewerb starten kann, die neue Bundesligasaison.