Auch gegen Hoffenheim hat es für den VfB Stuttgart nichts zu holen gegeben. Der Club steht auf dem letzten Tabellenplatz und der Trainer Armin Veh sagt: „Ich habe mir die Aufgabe leichter vorgestellt.“

Stuttgart - Der Schweiß steht auf der Stirn von Alexander Rosen, als der Manager der TSG 1899 Hoffenheim nach dem Schlusspfiff um Verständnis bittet. „Unser eigentlicher Plan ist nicht ganz aufgegangen“, sagt Rosen, „aber einige unserer Spieler sind eben noch weit entfernt von 100 Prozent.“ Ein paar Meter weiter sitzt der TSG-Trainer Markus Gisdol und erklärt: „Wir hätten viel mehr machen können. Das zeigt, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“ Dann fahren die Hoffenheimer mit drei weiteren Punkten nach Hause.

 

Absturz auf den letzten Tabellenplatz

Zurück bleiben geschlagene Stuttgarter, die viel dafür geben würden, ähnlich überschaubare Sorgen zu haben wie der ungeliebte Nachbar aus dem Kraichgau. Wieder hat der VfB mit 0:2 verloren, genau wie gegen den Aufsteiger 1. FC Köln und den FC Bayern, genau wie gegen den Zweitligisten VfL Bochum, der in der ersten Runde des DFB-Pokals zu stark gewesen ist. Der eine Punkt und das eine Tor beim 1:1 in Gladbach sind die Ausbeute nach fünf Pflichtspielen und ergeben in Kombination mit dem Pokalaus einen nicht nur missratenen, sondern einen blamablen Saisonstart. Und so sagt der VfB-Trainer Armin Veh nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz erstmals öffentlich, was ihm vermutlich schon länger gedämmert hat: „Ich habe mir die Aufgabe hier einfacher vorgestellt.“

Das soll einerseits so viel heißen wie: Leute, auch der beste Trainer der Welt könnte aus diesen Spielern keine erfolgreiche Mannschaft formen. Andererseits ist Veh dennoch zumindest vorerst guten Willens keinen seiner schwächelnden und teils völlig verunsicherten Profis an den Pranger zu stellen: „Ich werde die Mannschaft trotz allem stark reden“, sagt er, „das ist meine Aufgabe.“

Nur in der Statistik vorne

Nach dem Spiel gegen Hoffenheim schaut Veh noch einmal auf den Statistikbogen, den er kurz vorher fein säuberlich zusammengefaltet hat. Das Zahlenmaterial, auf das der Trainer verweist, soll belegen, dass es Fortschritte gibt. Tatsächlich: sein Team hat öfter den Ball gehabt und mehr Zweikämpfe gewonnen, es hat öfter Richtung Tor geschossen und mehr Flanken in den Strafraum geschlagen. „Die Mannschaft war klar verbessert.“ Das sagt der VfB-Trainer immer wieder.

Das stimmt natürlich, wenn man den erschütternden ersten Heimauftritt gegen Köln als Vergleichsgröße nimmt. In der ersten Viertelstunde ging der VfB diesmal durchaus munter und zielstrebig zu Werke. Doch genügte ein erster Freistoß des Gegners, um das Spiel in die gewohnten Bahnen zu lenken. Daniel Schwaab ließ Anthony Modeste ungehindert köpfen, es war der Anfang vom Ende. Besonders viel Mühe bereitete es den von Beginn an erstaunlich verhaltenen Hoffenheimern nicht, den Sieg über die Runden zu bringen.

Das Warten auf das nächste Tor

Man fragt sich derzeit nicht, wie der VfB eigentlich ein Spiel gewinnen will, nein, viel schlimmer: man fragt sich, wie diese wild zusammengestellte Mannschaft ein Tor schießen könnte. Es gibt in Daniel Didavi, Moritz Leitner und Alexandru Maxim gleich drei technisch versierte Spielmachertypen; gute und schnelle Außenspieler jedoch, die die gegnerischen Abwehrreihen einmal durchbrechen könnten, sucht man vergeblich. Geradezu mitleiderregend war der Auftritt des eingewechselten Konstantin Rausch, der alle drei Flanken von links im Stile eines Kreisligakickers hinters Tor drosch.

Es gibt so viele Rätsel – und dazu gehört auch die Personalie Filip Kostic. Bislang saß der Sechs-Millionen-Mann, der als Außenstürmer verpflichtet wurde, nur auf der Bank, obwohl er bei seinen Kurzeinsätzen im Gegensatz zu den meisten anderen Dynamik und auch (noch) Selbstvertrauen unter Beweis gestellt hat. Als Problemlöser jedoch sieht Veh den angeblichen Wunschspieler offensichtlich allenfalls bedingt. Man werde „nicht sicherer, wenn man zu viel wechselt“, sagt er und verweist darauf, dass er das Spielsystem umstellen müsste, wollte er Kostic in die Startelf einbauen.

Und jetzt geht es zum Auswärtsspiel nach Dortmund

Wo soll sie also herkommen, die Hoffnung auf bessere Zeiten? „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis“, sagt Veh auch nach dem Spiel gegen Hoffenheim. Er werde nun vor allem „im mentalen Bereich“ arbeiten, er werde in vielen Gesprächen versuchen, „die Unsicherheiten aus den Köpfen der Spieler zu bringen“. Was soll er auch sonst tun? Doch wird auch der Trainer wissen, dass die Aussicht auf kurzfristigen Erfolg seiner Maßnahmen sehr klein ist. Am Mittwoch jedenfalls, beim Spiel in Dortmund, wäre alles andere als eine weitere Niederlage nicht weniger als eine Sensation.

Also bleibt vorerst nur dieser Strohhalm: „Ich bin in meinem Leben noch nie abgestiegen“, sagt Armin Veh, „und das wird auch so bleiben.“