Aufwand und Ertrag stehen beim VfB Stuttgart in keinem Verhältnis. Dennoch soll die Mannschaft am Mittwoch in Hannover die gleiche Leistung wie beim 0:1 gegen Schalke abliefern – nur mit einem besseren Ergebnis.

Stuttgart - André Breitenreiter ist überhaupt nicht zufrieden mit seiner Mannschaft. „Wir waren im Kopf müde, handlungslangsam und hatten unserem Gegner einfach nichts entgegenzusetzen“, sagt der Trainer des FC Schalke 04. Alexander Zorniger ist überaus zufrieden mit seiner Mannschaft. „Kompliment – mehr Torchancen als wir kann man sich gar nicht erarbeiten“, sagt der Trainer des VfB Stuttgart. Das sind dann extreme Unterschiede in der Bewertung. Frage: Und wer hat zuvor 1:0 gewonnen? Antwort: Schalke. Damit ist dieses paradoxe Spiel abgeschlossen.

 

Die Sorgen von Breitenreiter hätte Zorniger gern, denn Schalke liegt mit zehn Zählern auf Rang vier. Der VfB ist dagegen Vorletzter mit null Zählern. „Wenn wir jetzt vier, fünf oder sechs Punkte hätten, wäre doch jeder der Meinung, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und dass da etwas richtig Gutes heranwächst“, sagt Zorniger. Aber angesichts von null Punkten weiß er, dass der Druck zunehmen wird.

Dabei sollte ja alles besser werden. So lautete auf jeden Fall die Botschaft von Robin Dutt auf der Pressekonferenz nach dem Saisonfinale 2014/15 am 25. Mai. Da kritisierte der Manager die Vereinspolitik in den Jahren vor seinem Amtsantritt und stellte gleichzeitig die neue Aufstellung der sportlichen Abteilung vor. Damit hat Dutt die Messlatte sehr hoch gehängt – für sich und seinen Stab, zu dem auch der Trainer gehört. Der VfB muss liefern. Und was ist das Zwischenfazit? Manches ist tatsächlich besser geworden, aber Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis. Das beweist die Statistik. Demnach hatte der VfB in den ersten fünf Partien dieser Runde 45 Torchancen – Platz zwei hinter Bayern (54). Doch nur fünf Möglichkeiten wurden auch genutzt, fünf aus 45, also 11,1 Prozent. Nur Leverkusen ist in dieser Tabelle mit 9,7 Prozent schlechter.

Der VfB steckt in einer Ergebniskrise

„Jeder hat gesehen, was heute los war. Da gibt es nicht viel zu erklären“, sagt Zorniger. Die knappe Analyse ist folglich schnell auf den Punkt gebracht – dass kein einziger Schuss im Schalker Gehäuse landet, liegt erstens an dem überragenden Keeper Ralf Fährmann. Und zweitens ist diese Misere einer Mischung aus Pech und Unvermögen geschuldet, was wiederum auch mit der Qualität des Stuttgarter Teams zu tun hat.

So oder so steckt der VfB in einer Ergebniskrise. Er kann machen, was er will – in der Bilanz kommt immer das Gleiche heraus: nämlich null Punkte. Eine solche Eigendynamik ist typisch für den Fußball und nicht so leicht zu stoppen. Wenn es nicht läuft, dann läuft es halt nicht. Diese Erfahrung hat zuletzt beispielsweise auch Huub Stevens beim VfB gemacht. Unter dem Vorgänger von Zorniger holte die Mannschaft aus den ersten fünf Rückrundenbegegnungen im Februar auch nur einen einzigen Punkt. Dann reichte es in Hannover wenigstens zu einem 1:1.

Wiederholt sich die Geschichte jetzt? An diesem Mittwoch tritt der VfB erneut in Hannover an. Dutt sagt: „Der Fokus muss darauf liegen, dass wir dann die gleiche Leistung wie gegen Schalke abliefern“ – mit einem anderen Resultat, versteht sich für den Manager. Hoffnung macht ihm und Zorniger dabei der Trend vom Sonntag. Nachdem die Mannschaft gegen Köln, Hamburg, Frankfurt und Berlin von Spiel zu Spiel nachgelassen hat, ging es gegen Schalke wieder aufwärts. „Besser können wir uns nicht präsentieren – nur erfolgreicher“, sagt Zorniger.

Fünf Auftaktniederlagen sind Minusrekord

Fünf Auftaktniederlagen stehen zu Buche. Das ist nicht nur Minusrekord in der Vereinsgeschichte, sondern auch in der Historie der Bundesliga, wo seit 1963 keine Elf so schlecht gestartet ist – außer aktuell auch Mönchengladbach. Dort ist deshalb der Trainer Lucien Favre zurückgetreten. Zorniger wirkt nach der Partie gegen Schalke in einem Fernsehinterview auch angefressen und gereizt. Seinen Kampfgeist scheint er jedoch nicht verloren zu haben. „Unsere Spielweise ist alternativlos“, sagt er das, was er schon seit Wochen sagt.

Zorniger hat gesehen, dass die Mannschaft seine Offensivstrategie annimmt und auf dem Rasen umsetzt. „Dieser Auftritt spricht für sich“, sagt Dutt, der zumindest nach außen hin keine Zweifel an seinem Trainer hat. In diesem Geschäft sei es auch mal gut, wenn man lange Vertrauen in die handelnden Personen ausstrahlt, sagt der Manager. Und auf den Einwand, dass am Ende des Tages die Ergebnisse zählen, erwidert er: „Wir sind aber noch nicht am Ende des Tages.“ Zorniger sagt zum Schluss: „Du musst gewinnen – Punkt.“ Breitenreiter hat es ja vorgemacht.