Der Linksverteidiger Arthur Boka hat beim VfB Stuttgart zuletzt im zentralen Mittelfeld überzeugt. Bietet sich der 30-jährige Fußballprofi nun als Dauerlösung an?

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Arthur Boka wird ja gerne ein lässiger Lebensstil nachgesagt. Mit flotten Flitzern, schicken Mädels und so. Seine Spielweise passt sich da beinahe geschmeidig an. Sie kann eine Wucht sein, weil Boka schöne Haken und Flanken schlägt. Sie kann einen aber auch zur Verzweiflung treiben, weil der Fußballprofi des VfB Stuttgart noch immer gerne mit einer gewissen Bolzplatzmentalität auftritt. Als gehe er nicht ernsthaft einem Beruf nach, sondern kicke mit ein paar Freunden irgendwo an der Elfenbeinküste.

 

In den Verdacht, es auf die strategisch wichtige Position im zentralen defensiven Mittelfeld zu schaffen, ist Boka jedenfalls noch nicht geraten. Bisher. Denn diese Rolle scheint ja den Herrschern über Ball, Zeit und Raum vorbehalten. Etwa dem Kombinationskünstler Xavi, dem Zauberfüßchen Andrea Pirlo oder dem Dominator Bastian Schweinsteiger. Sie haben die sogenannte moderne Sechserrolle zuletzt geprägt und gar zur Königsposition erhoben. Und um sie zu schützen, haben viele Trainer ihren fußballerischen Feingeistern dann noch einen Leibwächter zur Seite gestellt. Hochgewachsene Typen, lauf-, zweikampf- und kopfballstark.

Personelle Not macht Labbadia erfinderisch

Boka misst 1,66 Meter, und mächtig ist bei seiner Statur erst einmal nur der Oberschenkelumfang. Dennoch bietet sich der 30-jährige Nationalspieler als eine neue Dauerlösung im Mittelfeld an. Zumindest jedoch als eine Alternative, die sich Bruno Labbadia bis vor Kurzem selbst nicht vorzustellen wagte. Doch die personelle Not macht erfinderisch, und so hat der Trainer Boka von der linken Abwehrseite ins Zentrum gerückt. Mitten ins Getümmel, wo der Ivorer seit zwei Spielen mit der Attitüde eines kleinen Kriegers in den Kampf gegen die Techniker der Bundesliga zieht.

„Mit seiner Zweikampfstärke und Ballsicherheit tut er unserem Spiel gut“, sagt Labbadia. Wobei sich Boka zunächst in Frankfurt im Verbund mit William Kvist und Christian Gentner den Anforderungen von Raumaufteilung und Rollenverteilung stellte, danach nur mit Gentner gegen Dortmund. Beide Male brachte der gelernte Verteidiger ein Element ins Stuttgarter Spiel, das es vorher so nicht gegeben hatte.

Boka lässt aus der Mitte mehr Dynamik entspringen. Was sich auch deshalb positiv auswirkt, weil er nicht mehr nur die linke Außenbahn entlangsprintet, sondern den ganzen Platz zu seinem Revier macht. Das geht sogar so weit, dass Boka rechts in den gegnerischen Strafraum eindringt – und einen Elfmeter herausholt. Sein zweiter Versuch wurde dann ebenfalls ein Fall für den Schiedsrichter, endete allerdings mit einer Gelben Karte wegen einer Schwalbe.

Boka muss im Mittelfeld „halt viel laufen“

Sei’s drum. Um solche Kleinigkeiten kann sich der Stuttgarter nicht wirklich kümmern. Er will dem Team helfen, mit allen Mitteln. „Ich kann überall spielen, wenn die Mannschaft mich braucht“, sagt Boka, der nach insgesamt sieben wechselvollen Jahren beim VfB zuletzt nur noch einen stark leistungsbezogenen Vertrag erhielt. Dieser verlängerte sich nach dem 25. Pflichtspieleinsatz um eine weitere Saison.

Ob er seine Zukunft wieder als linker Verteidiger oder zentraler Mittelfeldmann bestreitet, geht Boka mit der ihm eigenen Gelassenheit an. „Ich weiß noch nicht, wo ich am Sonntag in Hannover spielen werde. Aber man darf nicht vergessen, dass meine Position links hinten ist“, sagt der zweimalige Afrikacupvizemeister, der ohnehin keinen so großen Unterschied zwischen den Aufgaben sieht: „Im Mittelfeld muss ich halt viel laufen.“

Ausgeruht dürfte Boka für die neue Herausforderung aber sein. Denn er hat es sich verkniffen, seinen 30. Geburtstag am Dienstag zu feiern. „Das ist ungewöhnlich und macht mich auch ein bisschen traurig“, sagt er und versprüht einen Hauch Melancholie. Und wenn er so weitermacht, dann wird man das Bild des lockeren Lebemanns mit den wilden Frisuren bald überarbeiten müssen. Schließlich will Boka aufgrund seiner Erfahrung ja nicht nur auf dem Platz für mehr Ruhe und Ordnung sorgen.