Bernd Leno wechselt endgültig nach Leverkusen. Doch fließen die Transfermillionen in die Stuttgarter Mannschaft?  

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Als Fredi Bobic am Mittwoch an seinen Schreibtisch gekommen ist, da hat der Manager des VfB Stuttgart erst einmal eine Personalakte geschlossen: Bernd Leno. Das Torwarttalent, ursprünglich bis Jahresende an Bayer Leverkusen ausgeliehen, wird nicht zurückkehren. Definitiv. Der VfB verkauft den 19-Jährigen für acht Millionen Euro an den Werksclub.

 

Für den schwäbischen Fußball-Bundesligisten ist der Transfer - rein wirtschaftlich gedacht - natürlich ein gutes Geschäft. Schließlich absolvierte Leno für die Stuttgarter nicht ein Bundesligaspiel, er kam bis zum August lediglich in der dritten Liga zum Einsatz. Auch gemessen an den 13 Erstligapartien sowie fünf Champions-League-Begegnungen, die Leno für die Leverkusener bestritten hat, ist das ein stolzer Preis. Doch Bayer zahlt auch für das Potenzial und die Perspektive des Profis.

Sven Ulreich vs. Bernd Leno

"Wir wussten schon länger, dass wir da einen hochtalentierten Torhüter haben", sagte Bobic, "aber unser aktueller Torhüter hält ebenfalls exzellent." Im Grunde hat Sven Ulreich während des Fernduells mit Leno sogar ein kleines Kunststück vollbracht: Immer wenn sich der Konkurrent stark präsentierte, und das kam ziemlich oft vor, hielt auch er besser. Nichts war zu spüren von Verunsicherung. Auch das veranlasste die sportliche Leitung mit dem Manager Fredi Bobic und dem Trainer Bruno Labbadia, an Ulreich festzuhalten.

Nun ist das Stuttgarter Luxusproblem mit den selbst ausgebildeten Schlussleuten aus den S-Bahn-Endhaltestellen Schorndorf (Ulreich) und Bietigheim (Leno) gelöst. "Wir hatten aber keine Angst davor, ab Januar mit beiden zu starten", sagte Bobic. Eine wünschenswerte Konstellation hätte sich dennoch nicht ergeben. Hier der noch nicht endgültig etablierte Ulreich, dort der mit den Hufen scharrende Leno. Allein der Gedanke missfiel einigen in der VfB-Führungsriege.

"Beim VfB habe ich eine tolle Ausbildung erhalten."

Durch ein erhöhtes Angebot der Leverkusener bleibt den Stuttgartern dieses Szenario nun erspart. Am Dienstagabend einigten sich die Clubs. Bei Bayer erhält Leno einen neuen Vertrag bis 2017. Der alte Kontrakt mit dem VfB, der bis 2014 datiert war, wird aufgelöst. "Ich bin dankbar, dass Bayer mir die Chance gegeben hat, Bundesliga und Champions League zu spielen", sagte Leno an Mittwoch. Doch auch seinen Heimatverein vergaß er nicht: "Beim VfB habe ich eine tolle Ausbildung erhalten, die mir den jetzigen Schritt erst ermöglicht hat."

So ergibt sich eine Win-win-win-win-Situation. Ulreich profitiert, weil er den ewigen Vergleich nicht mehr fürchten muss und sich nur noch auf seinen Posten zwischen den Pfosten konzentrieren kann. Leno erreicht sein Ziel, weiter für den Champions-League-Achtelfinalisten aufzulaufen. Zumal er für sich auch langfristig in Leverkusen die besseren Perspektiven sieht. Denn nach der Verletzung von René Adler und dessen gescheiterten Vertragsverhandlungen mit Bayer ist davon auszugehen, dass der Nationaltorhüter geht.

Was wird mit dem Geld gemacht?

Bayer fühlt sich als ein Sieger, weil ein guter Torhüter verpflichtet wurde. Und zudem, weil der Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser seinen Zeitplan eingehalten hat. Bis Ende November wollte er die Personalie Leno geregelt wissen und versuchte mit Getöse den VfB unter Druck zu setzen. Bobic ließ sich jedoch nicht beeindrucken. "Weil ich weiß, was Verhandlungen und was Taktik ist", sagte der Manager, der die anvisierten Millionen auf der Habenseite des Clubs verbuchen kann, ebenfalls ein Gewinn.

Bleibt nur die Frage, ob die Einnahmen in den sportlichen Bereich zurückfließen, um die Mannschaft zu verstärken. "Das ist im Moment nicht angedacht", sagte Bobic zwar, doch sollte sich eine Gelegenheit auf dem Transfermarkt ergeben, wird ein Teil des Geldes wohl in Beine reinvestiert.