Sport: Carlos Ubina (cu)

Pikant ist die Geschichte aber auch, weil Veh während seiner ersten Amtszeit beim VfB 2008 den jungen Ulreich zum Bundesligatorwart katapultierte, ihn nach wenigen Spielen aber wieder demontierte. Lang hat Ulreich daran zu knabbern gehabt, und selbst als er als gestandener Torhüter galt, vermochte er die letzten Zweifel an seiner Klasse nie ganz zu vertreiben. Einmal musste er 2011 noch unter Bruno Labbadia dem damaligen Ersatzmann Marc Ziegler Platz machen – doch nicht einmal für ein Spiel, da sich Ziegler umgehend verletzte und Ulreich seinen Platz zurückerhielt.

 

Es folgten Phasen mit grandiosen Paraden auf der Linie, aber ebenso Szenen in der Strafraumbeherrschung, die gruselig erschienen. Bei allem Auf und Ab hat Ulreich aber immer Haltung bewahrt. Auch nach der Hannover-Partie. Er ertrug die Glückwünsche der Mitspieler an Kirschbaum, klatschte den Rivalen selbst ab und schritt aufrecht in die Fankurve. Wenige Meter von ihm ging Kirschbaum, der Triumphgeheul nach dem zu null hinten allerdings vermied. „Das tut mir, aber vor allem der Mannschaft gut“, sagt der Torhüter, der 2013 von Cottbus nach Stuttgart kam und bisher den verletzten Ulreich dreimal im VfB-Tor vertreten hatte.

Jetzt kann sich der 1,95-Meter-Hüne darauf einstellen, dass er noch häufiger die Gelegenheit erhält, sich wie bei einem satten Schuss von Leon Andreasen auszuzeichnen. „Es ist ja nicht sinnvoll, alle zwei Spieltage den Torhüter zu wechseln“, sagt Veh, „außer – ich bin davon überzeugt.“ Doch im Moment will der Trainer sehen, ob er sich auf sein Gespür für Torhüter verlassen kann – und Kirschbaum auf Dauer hält, was er sich von ihm verspricht.