Weil zwei Partien in nur 50 Stunden drohen, will der VfB Stuttgart das Wolfsburg-Spiel von Sonntag auf Samstag vorverlegen. Bisher waren die Bemühungen jedoch vergeblich: Die DFL scheut Terminänderungen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Nach einem Jahr im Wartestand ist die Vorfreude groß gewesen beim VfB Stuttgart, dass der Traditionsverein von 1893 seinem Publikum nun wieder internationalen Fußball präsentieren darf. Lange hat es aber nicht gedauert, da wurde dem Club Wasser in den Wein geträufelt; schließlich ist das Los Dynamo Moskau unter den sechs potenziellen Gegnern im VfB-Topf das sportlich schwerste – auch wenn die Russen mit vier Niederlagen und null Toren in die Liga gestartet sind.

 

Doch damit nicht genug: neben der Herausforderung auf dem Fußballplatz beinhaltet das Duell mit Dynamo Moskau auch terminliche Schwierigkeiten. Da das Dynamo-Stadion umgebaut wird, muss sich der Verein mit dem Stadtrivalen ZSKA das lediglich 18 000 Zuschauer fassende Khimki-Stadion teilen. Wie Dynamo spielt aber auch ZSKA in der Play-off-Runde zur Europa League – und hat ebenfalls im Rückspiel Heimrecht, was an einer Nachlässigkeit der Uefa bei der Auslosung der Play-offs liegt.

Da nicht beide Clubs, Dynamo und ZSKA, ihr Heimspiel am Donnerstag, 30. August, im selben Stadion austragen können, muss einer weichen. Dies ist der VfB-Gegner Dynamo, da die Partie des Clubs von der Summe der Uefa-Ranglistenkoeffizienten her – Dynamo hat einen Koeffizienten von 11, der VfB von 55 – unter der der Partie ZSKA Moskau (Koeffizient 80) gegen den schwedischen Vertreter AIK Solna nahe Stockholm (5) liegt. Der VfB muss somit zwei Tage früher, am Uefa-Ausweichtermin Dienstag, 28. August, um 18 Uhr deutscher Zeit in Moskau zum Rückspiel antreten.

Physische Bedrängnis

Dies bringt das Team in physische Bedrängnis, schließlich liegen zwischen dem Anpfiff in Moskau und dem Abpfiff des ersten Bundesligaspiels des VfB gegen den VfL Wolfsburg, das für Sonntag, 26. August, um 15.30 Uhr angesetzt ist, nur 48 Stunden und 45 Minuten. Auch eine Verschiebung des Moskau-Spiels um einen Tag nach hinten, also auf den Mittwoch, scheiterte, da der ZSKA-Gegner Solna laut Uefa-Statuten das Recht hat, am Abend vor seinem Spiel in der Khimki-Arena das Abschlusstraining durchzuführen.

Da die Uefa für das von ihr durch die Nachlässigkeiten bei der Auslosung verursachte Dilemma, das man durch einen Tausch des Heimrechts bei den Partien mit ZSKA- oder Dynamo-Beteiligung hätte frühzeitig aus dem Weg räumen können, keine andere Lösung als das Dienstagsspiel präsentierte, suchte der VfB-Manager Fredi Bobic („Für derlei Spielansetzungen habe ich keinerlei Verständnis“) Hilfe bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Am einfachsten wäre es gewesen, die DFL hätte die Partie VfB gegen Wolfsburg von Sonntag (15.30 Uhr) auf Samstag vorverlegt, womit die Niedersachsen auch einverstanden gewesen wären.

Es geht auch um Fernsehgelder

Allerdings würde dem DFL-Fernsehpartner Sky so zum Bundesligastart das zweite Sonntagsspiel wegbrechen – was eine Vertragsstrafe nach sich ziehen könnte. Um dies zu verhindern, muss man eine der sechs Samstagspartien im Tausch mit dem VfB-Heimspiel auf den Sonntag verlegen.

Diesen Schritt aber scheut die DFL, weil eine Terminänderung für die betroffenen Vereine negative Konsequenzen hätte, etwa beim Ticketing, der Stadionsicherheit oder der Reiselogistik des Auswärtsteams. „Hier müssen die Interessen vieler Beteiligter unter einen Hut gebracht werden“, sagte ein DFL-Sprecher auf Anfrage. Da sich der Verband nicht bei anderen Clubs unbeliebt machen will, riet er dem VfB frühzeitig, doch selbst aktiv zu werden. „Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und uns in den vergangenen Tagen die Finger wund gewählt“, sagte Fredi Bobic, der vom Urlaub in Florida aus aktiv wurde.

Daher sind zur Lösung des einst von der Uefa verursachten Problems, das die DFL abwälzt, letztlich die 18 Bundesligavereine gefordert. Bei einer Sitzung der Clubs am Rande des Länderspiels am Mittwochabend in Frankfurt wurde die Causa VfB behandelt – das Ergebnis wird am Donnerstag präsentiert.