Nach der Einigung mit dem neuen Trainer Armin Veh macht sich der Manager Fredi Bobic daran, die Personalfragen beim VfB Stuttgart zu klären. Kommen Joselu und Valentin Stocker?

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Man braucht sich Fredi Bobic noch nicht als Telefonkrake vorzustellen. Als den Mann, der mit acht Armen agiert, um mit all den Spielerberatern, den potenziellen Neuzugängen selbst und vor allem mit einem Ohr stets beim neuen Trainer des VfB Stuttgart zu hängen. Noch reichen dem Manager zwei Arme, ein klarer Kopf und die Handyverbindung nach Fuerteventura. Auf der Kanarischen Insel verbringt Armin Veh seinen Urlaub.

 

„Wir haben schon viel vorbesprochen“, sagt Bobic. Stundenlang dauerten die Treffen gar, um über das künftige Gesicht der VfB-Mannschaft zu diskutieren. Auch die personellen Empfehlungen des Retters Huub Stevens flossen in den Prozess ein. „Seine Erfahrung war sehr wichtig. Er hat auch vielen in der Mannschaft die Augen geöffnet“, sagt Bobic. Wer hat wie viel Potenzial? Welche Positionen sind neu zu besetzen? Wer kommt dafür infrage? Und wie viel Geld steht für Verpflichtungen letztlich zur Verfügung? Fragen, die eine Transferperiode immer begleiten und die nach den bescheidenen Erfahrungen in der gerade abgelaufenen Saison in Stuttgart von Brisanz sind.

Da der Klassenerhalt nun gesichert ist und der neue Trainer feststeht, macht sich Bobic daran, die Spieler der A-Liste abzuarbeiten, während die B- und C-Pläne immer griffbereit liegen müssen. „Wir wissen, welche Spieler wir angehen wollen“, sagt der Manager. Massives Interesse zeigt der VfB an dem Außenbahnspieler Valentin Stocker, nachdem Ibrahima Traoré zu Borussia Mönchengladbach wechselt. Fünf Millionen Euro hat der FC Basel für den Schweizer Nationalspieler aufgerufen. Eine Entscheidung soll aber bevorstehen.

Starkes Interesse an Stocker und Joselu

Doch die Stuttgarter sind nicht die Einzigen, die nach Stocker greifen. Hertha BSC bietet mit, auch Gladbach und Köln. Eine ähnliche Bewerbersituation offenbart sich bei Joselu. Der Spanier mit Geburtsort Stuttgart, der unter Veh von Hoffenheim an Eintracht Frankfurt ausgeliehen war, soll ein Kandidat für den Sturm sein. Dort herrscht Handlungsbedarf, weil Cacau weg ist, und es Mohammed Abdellaoue zu seinem Ex-Verein Hannover 96 zurückzieht. Das hat dessen Manager Dirk Dufner mehrfach betont. „Wir sind aber noch weit von einer Einigung entfernt“, sagt Bobic über die Verhandlungen mit seinem Freund. Satte 3,5 Millionen Euro hat der Norweger gekostet, bescheidene zwei Millionen soll Hannover geboten haben.

Wie hoch der Marktwert eines Vedad Ibisevic im Moment liegt, vermag man ebenfalls nur schwer einzuschätzen. Der Bosnier ist unbestritten ein Torjäger. Unbestritten ist aber auch, dass er in diesem Jahr nur einen Ligatreffer erzielt hat und zuletzt auf der Bank saß. Sollte Ibisevic deshalb während der WM Werbung in eigener Sache betreiben, dürfte der VfB Interessenten nicht gleich wieder vom Hof jagen.

Auch die Jugend soll zum Zug kommen

Ein reges Treiben ist also zu erwarten. Zumal Veh nicht dafür bekannt ist, anspruchslos zu sein. Weder fußballerisch noch wenn es darum geht, die finanziellen Grenzen eines Vereins auszuloten. Zahlen will Bobic natürlich nicht nennen. Doch wie der VfB-Präsident Bernd Wahler bereits erklärt hat, soll ordentlich in die Mannschaft investiert werden – ohne den Zufluss aus der eigenen Jugend zu vergessen. Der 16-jährige Arianit Ferati, der bereits beim Wintertrainingslager in Südafrika dabei war, gehört zu den Versprechen auf die Zukunft. „Die Spieler müssen sich den Sprung in den Profikader aber schon während der Vorbereitung verdienen“, sagt Bobic.

Wie Timo Werner im vergangenen Sommer, als der VfB glaubte, ein spielerisch gutes Team zusammengestellt zu haben, und ein gewisser Bruno Labbadia dennoch vor überhöhten Erwartungen warnte. Als ewiger Miesmacher wurde der Ex-Trainer angesehen – und musste nach dem Fehlstart gehen. Jetzt wird mit dem Meistermacher von 2007 sicher mehr Leichtigkeit einziehen, wenngleich Veh auch ein Dickschädel sein kann. Wie Bobic, der sagt: „Wir wollen ja keine Ehe führen, sondern gemeinsam Erfolg haben.“ Darauf hat sich das Duo in den Gesprächen vor Vehs Urlaub geeinigt – oder wie der Manager es auch ausdrückt: „Wir haben beide Bock auf den VfB.“