Nach dem glanzlosen 2:0-Sieg gegen den VfL Bochum steht der VfB Stuttgart im Halbfinale des DFB-Pokals. Christian Gentner denkt schon an das Finale: „Das wäre ein Traum von uns allen.“ Die Spielanalyse von StZ-Redakteur Thomas Haid.

Stuttgart - Diesmal hat Vedad Ibisevic nichts falsch machen können. Mustergültig wurde der Mittelstürmer des VfB, der in den vergangenen Wochen so viele Chancen vergeben hat, in der 81. Spielminute von Ibrahima Traoré bedient und schob den Ball mit der rechten Innenseite ins Tor. Es war Ibisevic’ erster Treffer im neuen Jahr. Und es war das Tor, dass die Zweifel beseitigte, die es zwischenzeitlich am Sieg des VfB gegeben hatte.

 

Mit 2:0 (1:0) haben die Stuttgarter gestern Abend im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum gewonnen und stehen damit zum ersten Mal seit 2007 wieder im Halbfinale. Allerdings hatte der Favorit große Mühe mit dem Tabellendreizehnten der zweiten Liga, der in der zweiten Hälfte dem Ausgleich sehr nahe war. „Ich war mit einigen Dingen nicht zufrieden, denn uns hat die Ruhe in vielen Aktionen gefehlt“, sagte der VfB-Trainer Bruno Labbadia: „Aber wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht und freuen uns riesig.“

Gentner bestätigt seine guten Leistungen

Auf zwei Positionen hatte Labbadia sein Team im Vergleich zum 1:1 gegen Nürnberg verändert. Hinten links rückte wieder Arthur Boka für Cristian Molinaro in die Startelf; und der Mittelfeldspieler Raphael Holzhauser musste Platz für Shinji Okazaki machen, der im Angriff Vedad Ibisevic unterstützen sollte. Es war nicht das einzige Vorhaben an diesem Abend, das misslang. Der Japaner blieb wieder einmal völlig wirkungslos und wurde schon zur Pause gegen Federico Macheda ausgetauscht.

Zu diesem Zeitpunkt führte der VfB mit 1:0, nachdem Christian Gentner mit einem abgefälschten Schuss getroffen hatte (18.). Der Mittelfeldspieler bestätigte damit seine guten Leistungen in den vergangenen Monaten, in denen er auch zum Mann der wichtigen Tore geworden ist. Schon im DFB-Pokalachtelfinale gegen Köln hatte Gentner den Führungstreffer erzielt; in der Europa League in Genk schoss er den VfB zuletzt in die Runde der letzten 16.

„Wir hatten keine Spielkontrolle“

Sein erneutes Tor war allerdings für lange Zeit das einzig Positive, was der VfB gegen Bochum zu bieten hatte. „Wir hatten keine Spielkontrolle, waren nicht abgezockt genug“, sagte Labbadia. Ein wirklicher Klassenunterschied war nicht zu sehen – im Gegenteil: Nach der Pause war Bochum vor nur 20 000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena über weite Strecken sogar die bessere Mannschaft und erspielte sich eine Reihe guter Torgelegenheiten.

Erst ließ der VfB-Torhüter Sven Ulreich eine Flanke fallen (48.); kurz darauf schoss der Japaner Yusuke Tasaka von der Strafraumgrenze knapp daneben. Und schließlich prallte ein Kopfball des VfL-Stürmers Kevin Scheidhauer am Rücken des VfB-Verteidigers Gotoku Sakai ab (71.).

Und der VfB? Bot lange Zeit eine erschreckend schwache Leistung. Es mag auch daran gelegen haben, dass die Stuttgarter bei ihrem Tanz auf drei Hochzeiten derzeit im Dreitagesrhythmus antreten müssen und die Kräfte daher schwinden. Dennoch: so große Probleme dürfte man gegen eine Mannschaft, die gegen den Abstieg in die dritte Liga kämpft, im eigenen Stadion eigentlich nicht haben. Kein Plan und kein System war im VfB-Spiel erkennbar, es fehlte das Tempo und die Kreativität. Und zu allem Überfluss verletzte sich kurz nach der Pause auch noch der Innenverteidiger Georg Niedermeier am Knie und musste vom Platz. Eine genauere Untersuchung soll heute Aufschluss über die Schwere der Verletzung bringen.

„Es geht nicht um den Schönheitspreis“

„In so einem Spiel geht es nicht um einen Schönheitspreis, sondern allein darum zu gewinnen“, sagte der VfB-Manager Fredi Bobic. Diese Pflicht erfüllte seine Mannschaft, nachdem Ibisevic im Anschluss an die beste Kombination im ganzen Spiel das 2:0 erzielt hatte. „Für ihn war das ein unglaublich wichtiges Tor“, sagte Labbadia: „Es gibt schließlich für einen Stürmer nichts Grausameres, als wenn man die torlosen Minuten vorgezählt bekommt. Jetzt ist er dafür belohnt worden, wie hart er zuletzt gearbeitet hat.“

Noch mehr als über die Befreiung seines Stürmers freut sich der VfB-Trainer nun auf das Halbfinale, das am Sonntag in der ARD-Sportschau ausgelost wird. „Wir würden sehr gerne ins Endspiel nach Berlin“, sagte Labbadia. Und Gentner ergänzt: „Das wäre ein Traum von uns allen.“