Der VfB Stuttgart hat zum Abschluss der Vorrunde in der Fußball-Bundesliga beim 3:1-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg gezeigt, was er kann – und was nicht.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Plötzlich sind die Gesänge wieder da. Laut und deutlich. „Oh wie ist das schön . . .“, schallt es aus der Fankurve des VfB Stuttgart durch das ganze Stadion. Und Christian Gentner weiß hinterher noch ganz genau, wann er diesen Klassiker der Fußballanhängerschaft das letzte Mal gehört hat. „Während des Augsburg-Spiels“, sagt der Kapitän, „aber mit Häme.“

 

Vier Wochen ist das Schockerlebnis mit dem 0:4 gegen den damaligen Tabellenletzten jetzt her. Doch nun heißt es 3:1 gegen den VfL Wolfsburg, ein Großkaliber der Bundesliga, und die VfB-Fans sind beseelt von dem, was sie gerade von ihren Lieblingen gesehen haben. Etwa 60 der 94 Minuten gegen die Niedersachsen waren eine Zusammenfassung dessen, was die Stuttgarter leisten können und was man von ihnen erwarten darf: Konterfußball.

Wie in der Schlussphase der Vorsaison

„So langsam sieht es wieder aus wie in der Schlussphase der Vorsaison“, sagt Daniel Didavi. Und nach dem Frust der vergangenen Monate wirkt auch der Spielmacher ein wenig versöhnlich zum Vorrundenabschluss. Mit zwei sehenswerten Toren hat der 25-Jährige wesentlich zum Erfolg beigetragen, mit zahlreichen klugen Pässen hat er auch die Angriffe des VfB bereichert und mit einer Aussage klargestellt, dass er bis zum Saisonende alles für seinen Herzensclub geben will: „Die Frage nach einem Vereinswechsel stellt sich für mich in der Winterpause nicht.“

Die Frage war vor allem deshalb aufgetaucht, weil Didavis Berater Karlheinz Förster vor wenigen Tagen in Wolfsburg gesehen worden war – und nun gilt der VW-Club neben Bayer Leverkusen als potenzieller neuer Arbeitgeber des Mittelfeldspielers. „In den vergangenen Monaten war ich angeblich schon fünfmal mit Leverkusen einig, nun soll es Wolfsburg sein“, sagt Didavi, „ich habe aber immer betont, dass ich davon bis zur Winterpause nichts wissen will – und rede jetzt mit dem VfB.“

Didavis Zauberschuss bringt die Wende

Die Stuttgarter für ihren Teil sind gerade aber erst einmal froh, als Tabellen-15. und damit über dem heiklen Strich in die Winterpause gekommen zu sein. Auch, weil sie gezeigt haben, was sie können – und was eben nicht. Beim 0:1 durch Maximilian Arnold lief der VfB nach eigenem Eckball mal wieder in einen Konter (14.). Der Rückstand beeindruckte die Gastgeber aber nur kurz. „Dann hat Daniel Didavi mit seinem Zauberfuß den Ball in den Winkel gelegt“, sagt der Trainer Jürgen Kramny (22.).

Mit dem 1:1 kehrte Sicherheit in das Stuttgarter Spiel ein, das eine neue Handschrift trägt und auf einmal ausbalanciert erscheint: die Mannschaft verteidigte deutlich tiefer als unter Alexander Zorniger, ließ es in den Umschaltmomenten nach vorne aber nicht an Tempo und Präzision fehlen. Die weiteren Tore durch Filip Kostic (31.) und Didavi (47.) waren die Folge. Und nachdem Toni Sunjic nach einem Foul an Bas Dost die Gelb-Rote Karte sah (70.), verdeutlichte sich auch, was für einen Wert Georg Niedermeier haben kann. Der Innenverteidiger warf sich leidenschaftlich in jedes Luftduell und hielt die Abwehr zusammen. Dafür feierten die Fans seine Befreiungsschläge.