Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) haben mit einer Null-Toleranz-Linie auf die jüngsten Fan-Ausschreitungen reagiert.

Frankfurt/Dresden - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) haben mit einer Null-Toleranz-Linie auf die jüngsten Fan-Ausschreitungen reagiert. Pyrotechnik wurde rigoros verboten, die Gespräche mit Fangruppierungen über das kontrollierte Abbrennen von Bengalischen Feuern in den Stadien abgebrochen.

Vor dieser Klarstellung durch die beiden Verbände nach einem Spitzentreffen in Frankfurt am Main am Mittwoch, dass das Benutzen von Feuerwerkskörpern bei Fußballspielen einen Gesetzesverstoß darstelle, hatte der DFB Zweitligist Dynamo Dresden am Vormittag eine drakonische Strafe in Aussicht gestellt: Der Kontrollausschuss des DFB beantragte, die Dresdner nach den Vorfällen beim Pokalspiel in Dortmund vom Pokal-Wettbewerb in der nächsten Saison 2012/13 auszuschließen.

 

Dynamo Dresden kündigt Gegenmaßnahmen an

Über die Strafforderung hat das DFB-Sportgericht zu entscheiden. Dynamo Dresden kündigte umgehend Maßnahmen gegen eine mögliche Verurteilung an. „Der DFB hat uns mit dem Problem allein gelassen“, kritisierte die Klubführung des Zweitligisten die kompromisslose Vorgehensweise des Verbandes.

DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte nach der gemeinsamen Sitzung mit der DFL, bei der auch die baldige Gründung einer „Task Force Sicherheit“ verabredet wurde: „Pyrotechnik hat in den Stadien nichts zu suchen, der Einsatz ist komplett ausgeschlossen, er ist illegal. Wer es macht, begeht einen Gesetzesverstoß.“ DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach erklärte: „Nicht nur die staatlichen Stellen und Behörden, sondern auch FIFA und UEFA untersagen den Einsatz von Pyrotechnik. Oberste Priorität hat die Verantwortung für die Sicherheit aller Zuschauer. Es ist unstrittig, dass Feuerwerkskörper eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.“ Zwtl.: DFB-Kontrollausschuss beantragt Dresden-Ausschluss Ein Sportverband dürfe keine Pyrotechnik zulassen, dieses stehe im Widerspruch zur gültigen Gesetzeslage, sagte Niersbach. Ein Rechtsgutachten einer Bonner Anwaltskanzlei mit den Schwerpunkten Veranstaltungs- und Versammlungsstättenrecht habe diese Auffassung des DFB gestützt.

Verbände tragen Mitschuld

Dresdner Fans hatten beim Pokalspiel in der vorigen Woche in Dortmund mit Feuerwerkskörpern mehrmalige Unterbrechungen der Partie erzwungen. Zudem kam es zu Ausschreitungen. Der DFB-Kontrollausschuss, der in der Sportgerichtsbarkeit des Verbandes praktisch die Funktion einer Staatsanwaltschaft übernimmt, begründete die geforderte Strafe unter anderem damit, dass Dresden in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils sechs Mal wegen Verfehlungen seiner Fans zu Geldstrafen verurteilt worden war. Auch Borussia Dortmund soll mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro belegt werden, weil die Fans die Feuerwerkskörper ins Stadion bringen konnten.

Dass die Verbände selbst eine Mitschuld daran getragen haben, dass in den vergangenen Monaten eine Liberalisierung von „Bengalos“ in das Gespräch kam, räumten Zwanziger und Rauball ein. Im Frühjahr war der Eindruck entstanden, dass der DFB das kontrollierte Abbrennen von Feuerwerkskörpern durch Fangruppen akzeptieren könnte.

Der mittlerweile abgelöste Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, hatte in Gesprächen mit Ultra-Vertretern im Mai und Juli 2011 angedeutet, dass das Abbrennen von „Bengalos“ gestattet werden könnte. Um die Erlaubnis zu erhalten, dürften allerdings an den ersten drei Spieltagen 2011/12 keine unkontrollierten Zwischenfälle mehr auftreten. Es wurde sogar ein Moratorium in dieser Problematik entworfen.

Verbände räumen eigene Fehler ein

„Es hat grundsätzlich nie die Bereitschaft gegeben, die Beschränkung zu lockern. Sollte das nicht auf die Arbeitsebene durchgedrungen sein, müssen wir Kommunikationsfehler eingestehen“, sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball. Dass das Moratorium zustande gekommen sei, an das die Fangruppen ihre Hoffnungen für eine Liberalisierung knüpften, „ist unglücklich“, sagte Rauball. Zwanziger erklärte, dass der Standpunkt, Pyrotechnik keinesfalls zu akzeptieren, „nach wochenlangen Diskussionen vielleicht etwas verwässert worden ist“.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, sagte zum strikten Pyro-Verbot: „Wir begrüßen diese Entscheidung, da sie dazu beiträgt, dass wir keine Pyrotechnik bei Einsätzen in den Stadien haben. Es ist genau richtig.“ Um Ausschreitungen in und um den Stadien verstärkt entgegenzutreten, streben die Verbände in Zusammenarbeit die Gründung einer „Task Force Sicherheit“ an. Die Einrichtung eines solchen Gremiums soll beim Runden Tisch im Bundesinnenministerium am 14. November 2011 mit Vertretern aus Politik, Justiz, Polizei Verbänden sowie der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) vorgeschlagen werden. Die „TFS“ soll in enger Zusammenarbeit mit der DFB-Kommission „Prävention und Sicherheit“ konkrete Schritte für zusätzliche Sicherheit festlegen.

„Wir wollen die in vielen Bereichen bereits sehr gute und enge Zusammenarbeit mit den für Sicherheit zuständigen Stellen und Institutionen weiter intensivieren. Zielorientiert und ohne Effekthascherei, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen“, sagt Zwanziger. „Jetzt kommt es darauf an, den gemeinsamen Zielen konkrete und angemessene Taten folgen zu lassen. Wir dürfen uns nichts vormachen: Dies ist ein langer Weg“, sagte Rauball.

Hessen will künftig stärker durchgreifen

Derweil verständigte sich das hessische Innenministerium mit Fußball-Zweitligist Eintracht Frankfurt auf eine gemeinsame Strategie gegen gewaltbereite Fans. Innenminister Boris Rhein (CDU) kündigte nach einem Treffen mit der Vereinsspitze in Wiesbaden an, gewalttätige Anhänger des Vereins künftig stärker herausgreifen zu wollen und sie mit Meldeauflagen oder Aufenthaltsverboten am Spielbesuch zu hindern. Zudem sollen Hooligans auch ihrem Arbeitgeber oder ihrer Schule gemeldet werden können. Bei Spielen der Frankfurter hatte es zuletzt immer wieder Probleme gegeben.