Nach 2021 und 2022 sprudelt auch 2023 glühende Lava auf einer Halbinsel südwestlich von Reykjavik. Die Isländer kennen das Naturspektakel mittlerweile ganz gut - und bleiben gelassen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Auf Island ist es im dritten Jahr in Folge zu einem vulkanischen Ausbruch mit spektakulären Bildern gekommen.

 

Wann ereignete sich die Eruption?

Am Montag (10. Juli) gegen 16. 40 Uhr (Ortszeit) öffnet sich der Vulkan Fagradalsfjall am Berg Litli-Hrútur im Krýsuvík-Vulkansystem. Das Gebiet befindet sich auf der dünn besiedelten Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands – rund 30 km südwestlich der Haupstadt Reykjavík. Aus einer rund 200 Meter langen Spalte tritt seitdem Lava aus, wie die isländische Wetterbehörde Vedurstofa mitteilt.

Die Stelle ist einige Kilometer nordöstlich der Ausbruchsstellen, auf der sich bereits 2021 und 2022 sprudelnde und spritzende Lava ihren Weg an die Erdoberfläche gebahnt hatte. Mittlerweile habe sich eine gut 900 Meter lange Erdspalte aufgetan, die Lava fließe deutlich schneller als bei den vorherigen Ausbrüchen in der Gegend, so die Experten von Vedurstofa weiter.

Wo liegt das Vulkangebiet?

Das Vulkangebiet liegt etwa 40 Kilometer von Reykjavik entfernt am südwestlichen Zipfel der Insel, unweit des Hauptstadtflughafens. In dem Gebiet war es zuletzt im August 2022 und davor im März 2021 zu vulkanischen Ausbrüchen gekommen, die sich durch zahlreiche Erdbeben angekündigt hatten.

Auch diesmal rechneten Experten aufgrund Tausender Beben in der Region mit einem neuen Ausbruch, zuletzt gab es am späten Sonntagabend das bislang heftigste des aktuellen Erdbebenschwarms mit einer Stärke von 5,2.

Während Reykjavik der wesentliche Ballungsraum der Nordatlantik-Insel mit ihren knapp 390 000 Einwohnern ist, leben auf der Reykjanes-Halbinsel relativ wenige Menschen. Die Gefahr für Wohngegenden und wichtige Infrastruktur werde als gering betrachtet, teilt die isländische Regierung mit.

Ist der Flugverkehr betroffen?

Wie lange das erneute Naturschauspiel diesmal zu sehen sein wird, ist unklar. Störungen des Flugverkehrs seien nicht zu befürchten, teilt die isländische Regierung mit. Auch die internationalen Flugkorridore bleiben geöffnet.

Auch Magnus Tumi Gudmundsson, Professor für Geophysik an der University of Iceland in Reykjavik, erklärt: „Der Vulkanausbruch wird keinerlei Effekte auf den Flugverkehr haben.“

Ist der Ausbruch mit dem des Vulkans Eyjafjallajökul vergleichbar?

Eher nicht. 2010 brach der Vulkan Eyjafjallajökull inmitten des gleichnamigen Gletschers rund 130 Kilometer südöstlich von Reykjavik mit heftigster Naturgewalt aus. Die darauf folgende kilometerhohe Aschewolke legte über mehrere Tage den internationalen Flugverkehr lahm.

Millionen Menschen auch in Deutschland mussten nach der Eruption am 14. April 2010 am Boden bleiben, weil die Vulkanasche für einen weitgehenden Flugstopp über Nord- und Mitteleuropa gesorgt hatte. Angeblich waren sechs Prozent der Weltbevölkerung von der gewaltigen Aschewolke betroffen.

Entspricht die Eruption den gängigen Vorstellungen eines Vulkanausbruchs?

Die Eruption sieht nicht so aus, wie sich viele Menschen einen klassischen Vulkanausbruch vorstellen: Statt eines massiven Lavastroms, der aus einem kegelförmigen Vulkan in die Luft schießt, sprudelte die Lava vielmehr aus einem länglichen Erdspalt hervor.

Diese Art von Ausbruch wird auch als Spalteneruption bezeichnet. Sie führt in der Regel nicht zu großen Explosionen oder riesigen Aschesäulen.

Live-Aufnahmen aus dem Gebiet zeigten aber dichte Rauchschwaden über der glühenden Lava. Die Wetterbehörde warnte vor starker und gefährlicher Gasbildung, die sich bis in die Hauptstadtregion erstrecken könnte.

Reisende sollten das Vulkangebiet meiden, bis Experten die Bedingungen vor Ort beurteilt hätten. Die beiden Ausbrüche 2021 und 2022 hatten viele Vulkanologen, aber auch Wanderer und Touristen angezogen.